Postgeschichte Schleswig-Holstein  

 

 Brief von Ratzeburg über Hamburg nach Kiel, 9.3.1861

 

S. T./ Herrn Etatsrath P. Lüders/ Kiel/ Düsternbrook, frankiert mit Dänemark Nr. 4, 4 skilling, (ohne Punkt hinter R) rotbraun; Dreiringstempel nicht lesbar, blauer Einkreisstempel RATZEBURG 9/3 61, Zweikreisstempel des dänischen Postamts in Hamburg K.D.O.P.A HAMBURG 9.3. 9-10 N und Stempel Holst.Eisenb.Postbureau 10/3/1861.

 

Nach der Wieder-Inbesitznahme der Herzogtümer durch Dänemark im Juli 1850 blieb die abgetrennte Postverwaltung von Holstein vorerst noch bestehen. Im Vertrag von Oldenburg erhielt Dänemark die Ausübung des Postregals im Fürstentum Lübeck (Eutin und Schwartau). Damit gehörten die drei Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg sowie das Fürstentum Lübeck wieder zur dänischen Post. Die Verwaltung des Postwesens in Schleswig, Holstein und im Herzogtum Lauenburg blieb bis 1864 in die des Königreichs Dänemark eingebunden. Am 1. Juli 1850 trat Schleswig-Holstein dem Deutsch-Österreichischen Postverein bei, am 1. Januar 1852 Lauenburg und Lübeck.

 

Der Brief wurde von Ratzeburg mit der Lübeck-Büchener Eisenbahngesellschaft nach Büchen befördert und von dort mit der Berlin-Hamburger Bahn weiter nach Hamburg, wo er vom Königlich Dänischen Ober-Post-Amt (KDOPA) gestempelt und nach Altona weiterbefördert wurde. Von dort transportierte ihn die Altona-Kieler Eisenbahngesellschaft an den Zielort.

 

Ratzeburg ist heute die Kreisstadt des Landkreises Herzogtum Lauenburg und hat 13.662 Einwohner. Die Stadt geht zurück auf die Burg des slawischen Obotritenstammesfürsten Ratibor, auch Ratze genannt. Er bewohnte im 11. Jahrhundert einen slawischen Ringwall auf der Insel im Ratzeburger See. Nachdem die slawischen Stämme durch mehrere „Kreuzzüge“ germanisiert und christianisiert wurden, wurde Heinrich von Badewinde erster Graf von Ratzeburg. Im Jahr 1296 kam Ratzeburg unter die Herrschaft des Herzogtums Sachsen-Lauenburg. 1689 fiel die Stadt zusammen mit dem Herzogtum an das Haus Lüneburg-Celle. Die Herzöge ließen das alte Schloss abreißen und Ratzeburg zur Festung ausbauen. Dies fassten die Dänen als Affront auf und zerstörten die Stadt 1693 nahezu vollständig. Die Stadt wurde als geometrische barocke Stadt wiederaufgebaut, als Vorbild galt Mannheim! Während der napoleonischen Zeit verarmte die Stadt völlig.

Eine erste postalische Einrichtung wurde wohl 1737 von der Königlich Kurfürstlich Hannoverschen Post geschaffen. Diese bestand bis 1810. Nach einem kurzen Zwischenspiel der lauenburgischen Post übernahm im Jahre 1811 die französische Post die Regie beim Ratzeburger Postamt. Diese wurde 1813 durch die Hannoversche Post abgelöst, die wiederum am 16.7.1816 der dänischen Post weichen musste. Die dänische Postexpedition kartierte zunächst auf das Lübecker Hauptpostamt, erst im Jahr 1838 wurde Ratzeburg ein eigenständiges Postkontor. Das Herzogtum Lauenburg im 1848er Krieg verhielt sich neutral und flüchtete sich unter sie Statthalterschaft des Deutschen Bundes. Anscheinend blieb es bei den dänischen Postbestimmungen. Vermutlich unterstanden die lauenburgischen Posteinrichtungen dem Statthalter und nicht dem dänischen Generalpostdirektorat, denn am 15.4.1852 übernahm wieder das Dänische Postwesen die Verwaltung

Forum für Altpostgeschichte #148 vom 8. November 2012 (DKKW)