Postgeschichte Schleswig-Holstein  

 

Brief von Flensburg nach Husum, 10.6.1864

 

 

Portofreie Dienstsache an den Direktor der Husumer Gelehrtenschule, den Herrn Hofrath Dr. Gidionsen/ in/ Husum vom 10. Juni 1864. Der Brief trägt das Siegel der Obersten Civil Behörde im Herzogthum Schleswig und wurde in Flensburg aufgegeben; außerdem trägt das Schreiben einen dreizeiligen Rechteckstempel des Post-Speditionsbüro Ohrstedt-Tönning, Zug No I. Er wurde mit der am 25. Oktober 1854 eröffneten König Frederik VII. Südschleswigschen Eisenbahn von Flensburg nach Husum befördert.

 

Mit dem nahezu ungehinderten Vormarsch der preußischen und österreichischen Truppen und der damit verbundenen Besetzung großer Teile des Landes wurde auch alsbald die Frage nach der Übernahme zentraler Verwaltungsaufgaben durch die Alliierten akut. Den Rahmen hierfür hatten beide Mächte bereits in ihrer Punktation festgelegt, indem sie für den Fall der Besetzung vorsahen, die Regierungsgewalt des dänischen Königs im Herzogtum Schleswig zu suspendieren und sie dem alliierten Oberbefehlshaber zu übertragen. Diesem unterstellt, sollten Kommissare für die Zivilverwaltung zuständig sein.

Gemäß dieser Bestimmung gab der Oberbefehlshaber, der preußische Feldmarschall Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel (1784–1877), am 7. Februar 1864 aus seinem Hauptquartier in Flensburg heraus die Einrichtung einer Obersten Zivilbehörde bekannt. Die Behörde, die eigentlich ihren Sitz in Schleswig haben sollte, vorerst jedoch in Flensburg blieb, übernahm fortan die Aufgaben des bisher zuständigen dänischen Ministeriums für das Herzogtum Schleswig. Die gemeinschaftliche Leitung oblag einem preußischen und einem österreichischen Zivilkommissar.

Jörg Rathjen: Die Zivilkommissare und die Oberste Zivilbehörde. In: 1864 – Menschen zwischen den Mächten. Herausgegeben von/udgivet af Rainer Hering und/ og Hans Schultz Hansen unter Mitarbeit von/ under medvirken af Elke Imberger. Hamburg 2015. (Veröffentlichungen des Landesarchivs Schleswig-Holstein, Band 108), S. 103–139; hier S. 104

 

Am 6. Mai übernahm der Oldenburgische Hofrat Dr. Gidionsen die Leitung [der Husumer Gelehrtenschule], und bei seiner Konstituierung als Rektor am11. Mai 1864 wurde ein Erlaß der österreichischen und preußischen Zivilbehörde bekannt gegeben, in dem es heißt: „Es ist unsre Absicht, daß die Husumer Schule zu einer vollständigen Gelehrtenschule, und zwar in Verbindung mit Einrichtungen für den Unterricht in den Realien sich entwickeln soll.“

Ernst Möller: Geschichte des Hermann Tast-Gymnasiums in Husum. Husum 1927, S. 50f.