Postgeschichte Schleswig-Holstein  

Post in Schleswig-Holstein nach 1800

Die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1788

Das Postwesen in den dänischen Staaten stand im Jahre 1800 unter der Oberaufsicht eines eigenen Kollegiums, des königlichen Generalpostamtes in Kopenhagen. In den beiden Herzogtümern waren 45 Poststationen, mit 52 Postbedienten als Inspektor, Postmeister, Posthalter usw. beschäftigt.

Es gingen folgende Posten:

die schleswig-holsteinische fahrende Post von Altona und Hamburg bis Hadersleben in grader Richtung durch Holstein über Ulzburg, Bramstedt, Neumünstcr, Nortorf, Rendsburg, durch Schleswig über Schleswig, Flensburg, Apenrade. Mit derselben vereinigen sich mehrere Nebenposten. Sie ging nur einmal die Woche.
Die wagriensche (Fehmarn) Post, zweimal wöchentlich zwischen Kiel, Altona und Hamburg über Preetz, Plön, Segeberg, Oldesloe, Ahrensburg und Wandsbek.
Die dithmarsische Post ging einmal wöchentlich zwischen Altona, Hamburg und Schleswig über Pinneberg, Elmshorn, Itzehoe, Meldorf, Heide, Lunden, Friedrichstadt und Husum.

 

Parallel zur industriellen Revolution fand im 19. Jahrhundert auch eine verkehrstechnische Revolution statt. Sie begann mit einem immer dichter werdenden und besser organisierten Postnetz. Auf befestigten Chausseen wurden Schnellpostwagen eingesetzt. Mit der Ausnutzung der Dampfkraft durch Schiffe und Eisenbahn bekam das Reisen eine ganz neue Qualität. Wetter und Jahreszeit spielten kaum mehr eine Rolle. Viele Unbequemlichkeiten und Gefahren gehörten der Vergangenheit an, Reisen war viel überschaubarer, preiswerter und weniger abenteuerlich geworden. Zeit- und Entfernungsempfinden der Menschen wandelten sich grundlegend.

 

Auf der Landstraße nach Husum bei Friedrichstadt. Lithographie Zeichnung von H. W. Last, 1852. Kleine Verkehrsgeschichte Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert. Heide 1998, Abb. 1, S. 9.

 

Die Hauptlandstraßen in Schleswig-Holstein am Anfang des 19. Jahrhunderts waren sehr alt. Sie existierten schon seit dem Mittelalter. Von Norden nach Süden führte die Heer- und Handelsstraße von Jütland über Flensburg und Rendsburg nach Hamburg. Von ihr gab es Abzweigungen zu den Städten an Nord- und Ostsee. Viele Nebenwege von Dorf zu Dorf waren in ihrer Linienführung zwischen den Wiesen und Feldern erst im Zuge der Verkoppelung am Ende des 18. Jahrhunderts festgelegt worden. Oft entstanden so Hohlwege zwischen zwei Knicks, in Schleswig-Holstein Redder genannt. Vor der Verkoppelung konnte es passieren, daß die Bauern eines Dorfes nach der Ernte zusammen mit ihrer gemeinsamen Feldflur auch die Wege mit unterpflügten, die dann im folgenden Jahr etwas anders verliefen. Zusätzlich zu den Fahrwegen existierte eine große Anzahl von Fußwegen für den lokalen Verkehr, die etwa einen halben bis einen Meter breit waren und oft eine direktere Richtung einschlugen als die Straße. Sie führten zum Beispiel zur Kirche, zum Friedhof oder Schulhaus.

 

Abb. 2 Die Eiderfähre bei Friedrichstadt war um 1840 eine von etwa zehn Fähren in Schleswig-Holstein, die Pferdewagen übersetzen konnten. Ungefähr20 weitere Fährmänner beförderten in kleineren Booten Fußgänger und Reiter. Unter den zahlreichen Straßenbrücken aus Holz und Stein waren die auf der neuen Chaussee von Kiel nach Altona damals die schönsten und dauerhaftesten. Lithographie von Johann Friedrich Fritz, 1833. Kleine Verkehrsgeschichte Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert. Heide 1998, Abb. 2, S. 10.

 

Im Zusammenhang mit diesem Chausseeprojekt wird deutlich, wie wichtig eine gute Verkehrsanbindung für die Geschäfte der Einwohner Schleswig-Holsteins bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war. Die Frage, welche Orte eine neue Kunststraße von Norden nach Süden berühren sollte, „war Gegenstand einer öffentlich in Zeitschriften und Sonderdrucken geführten Diskussion. Eine Linienführung im Osten des Landes würde den Absatz der dort erzeugten landwirtschaftlichen Produkte nach Altona und Hamburg erleichtern. Vorgeschlagen wurde eine Trasse von Kiel über Preetz, Plön, Segeberg, Oldesloe nach Altona bzw. Hamburg. Engagierte Ostholsteiner versuchten vergeblich, die Bausumme durch Aktienzeichnung aufzubringen. Von der dänischen Regierung wurde die kürzeste Verbindung von Kiel nach Altona über den Geestrücken favorisiert. Neumünster und Bramstedt boten unentgeltliche Landabtretungen und Materiallieferungen an, wenn sie von der Chaussee berührt würden. Das städtische Handwerk und frühe industrielle Betriebe brauchten geeignete Verkehrswege für den Absatz ihrer Waren auf entfernten Märkten. Später bei den Eisenbahnprojekten, als die Industrialisierung weiter fortgeschritten und Betriebe auf den Bezug von Rohstoffen und den Export von immer größeren erzeugten Warenmengen angewiesen waren, bedeutete der Eisenbahnanschluß für eine Stadt die Grundlage einer glücklichen Entwicklung. Gastwirte, Fuhrleute und Handwerker wie Stellmacher und Sattler verdienten ganz direkt am vorbeiziehenden Verkehr. Die neue Chaussee sollte in großen Teilen der alten Landstraße von Kiel nach Altona folgen. Deshalb war es notwendig, während der Dauer größerer Erdarbeiten strapazierfähige sowie unkomplizierte Umleitungen für den Post- und Frachtverkehr zu schaffen. Die Straßenbauer berücksichtigten bei deren Planung die wirtschaftliche Bedeutung der Landstraßen für ihre Anlieger. Der Verkehrsstrom mußte auf Nebenwegen oder Interimstrassen neben dem Chausseebau dieselben Orte wie sonst auch berühren, um wirtschaftliche Einbußen für die Einwohner zu vermeiden.

 

Blick vom „Rondeel“ in Kiel nach Süden auf die neue Kiel-Altonaer Chaussee. Die Straße war 12 dänische Meilen und 32 Fuß lang, die Fahrbahn 21 Fuß breit mit einer 19½ Zoll dicken Decke aus zerschlagenen Steinen, 11 Fuß breiten Banketts an den Seiten dienten als Fußweg und Lagerplatz für Ausbesserungsmaterial. Lithographie von 1833. Kleine Verkehrsgeschichte Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert. Heide 1998, Abb. 12.

 

Mit der Einweihung der Kiel-Altonaer Chaussee am 1. Januar 1832 brachen für Reisende in Schleswig-Holstein neue Zeiten an. Auf der Steinschlagbahn kamen Post- und Frachtwagen reibungsloser voran. Die Diligence brauchte statt vorher 16 Stunden nur noch etwa die Hälfte der Zeit und wurde täglich eingesetzt. Auch einfache Wochenwagen schafften die Strecke jetzt an einem Tag. Ein Pferd konnte auf der Chaussee dreimal soviel ziehen wie auf einer unbefestigten Landstraße. Neu war aber auch, daß für die Chausseebenutzung Wegegeld bezahlt werden mußte. Nach jeder Meile, etwa 7,5 Kilometern, stand man vor dem geschlossenen Schlagbaum des nächsten Einnehmerhauses, der sich nicht eher öffnete, bis die Gebühr bezahlt war. Der Tarif richtete sich nach der Anzahl der vorgespannten Pferde und dem Gewicht des Wagens. Auch Reiter wurden zur Kasse gebeten. Fußgänger waren frei. Wegegeld hatte es vorher nur für Frachtwagen mit Transitwaren gegeben, weil sie die größten Schäden an den Wegen verursachten. 1875 wurde das für den Unterhalt der Kunststraßen verwendete -Chausseegeld wieder abgeschafft. […]

Nach und nach wurden in den folgenden Jahrzehnten die wichtigsten Landstraßen zu Chausseen mit Steinschlag oder Pflaster ausgebaut. Von 1852 bis 1854 wurde zum Beispiel die Poststraße entlang der Westküste von Itzehoe über Wüster bis nach Heide chaussiert. Um 1880 waren alle Hauptstraßen Schleswig-Holsteins ausgebaut. Der Straßenverkehr war schneller geworden und hatte viel von seinem Schrecken verloren: Die extreme Unfallgefahr und Wetterabhängigkeit gehörten der Vergangenheit an.

Monika Frohriep: Vom Postwagen zur Eisenbahn. Kleine Verkehrsgeschichte Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert. Heide 1998, S. 7, 9f., 26f. und 31f.

 

 

           

Brief von Friedrichstadt nach Büsum vom 20. Dezember 1803: Sr Wohlehrwürden/ Dem Eh Pastor Haelsen/ zu/ Büsum in/ Norderditmarschen. Der Brief ist mit Rötelstift frankiert (frey Heide) mit ½ Schilling Courant. Unten steht der Absender: Ehlert.

Der Kandidat der Theologie H. Ehlert bewirbt sich um eine dort freigewordene Pastorenstelle und bittet darum, eine Probepredigt halten zu dürfen. Ehlert unterzeichnet seinen  Brief: H. Ehlert Theol. Candid. p.t. Hoffmeister bey den Kindern des Herrn Stadtsecretairs Beecks.

 

 

 

St. Clemens, Büsum

Die Stadt Friedrichstadt (dänisch Frederiksstad, nordfriesisch Fräärstää, plattdeutsch Friesstadt, Frieestadt, Friechstadt, niederländisch Frederikstad aan de Eider) liegt zwischen den Flüssen Eider und Treene im Kreis Nordfriesland; Heide (niederdeutsch Heid) ist ein Handelsort und Sitz der Verwaltung der Landschaft Dithmarschen; Büsum (plattdeutsch Büsen) ist eine Gemeinde im Kreis Dithmarschen an der Nordsee.

 

Historische Karte von Dithmarschen, Eiderstedt, Helgoland, Stapelholm, d. Wilster-Marsch, den Ämtern Hanerow u. Ritzebüttel, sowie vom nördlichen Theile der Lande Kehdingen, Hadeln u. Wursten - Redigirt für die Zeit von 1643 bis 1648, mit besonderer Berücksichtigung der vor dem Jahre 1643 untergegangenen Köge, Kirchen, Ortschaften etc. 1888 (Ausschnitt Norderdithmarschen).