Anna up de bunte Koh – Pattdeutsche Abzählreime

zurück zu den Lesefrüchten

 

Am Mittwoch, dem 17. August 1887 saßen Theodor Storm und die Geschwister Tiedemann nach dem Frühstück beieinander und unterhielten sich über ihre Kindheit, die Storm in Husum und die beiden Tiedemanns im Meggerkoog in der Landschaft Stapelholm mit ihren malerischen Dörfern an den drei Flüssen, Eider, Treene und Sorge verlebt hatten. Die Storms waren mit der Familie Christoph von Tiedemann, Abgeordneter des Deutschen Reichtags, langjähriger Sekretär von Reichskanzler Bismarck und Leiter der Staatskanzlei, nun Regierungspräsident im westpreußischen Bromberg, eng befreundet.

Dabei werden sie sich auch über den Entwurf zu Storms „Sylter Novelle“ gesprochen haben, den Storm nach dem Besuch der Uwe-Düne während eines Ausflugs nach Wenningstedt am vergangenen Sonntag skizziert hatte. Die Exposition des Novellenkonzepts beschreibt eine Gruppe von Kindern oder Jugendlichen, mit denen die Tochter des Landvogts spielt, als der wilde Lars hinzutritt. Möglicherweise suchte Storm Material, um diese Szene poetisch ausschmücken zu können und fragte die Geschwister Tiedemann nach ihren Erinnerungen an Kinderverse und nach aktuellen Reimen, die noch aktuell auf Sylt gebräuchlich waren.

 

Kolorierte Zeichnung von Julius Grelstorff, Husum um 1885

 

Storm notierte in sein „Braunes Taschenbuch“: „Zwischen Frau Elise Pollacseck und deren Bruder Präsident von Tiedemann; sie diktieren:“; es folgen eine Reihe von Kinderversen, Schaukelliedern und Abzählreimen, die er direkt in sein damaliges Tagebuch eingetragen hat.

Handschrift Theodor Storms im „Braunen Taschenbuch“ (1883–1888)

 

Dass es sich bei den Versen, die von Theodor Storm und den Geschwistern Tiedemann damals am Frühstückstisch erinnert wurden, tatsächlich um in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch umlaufende Reime handelt, lässt sich im Vergleich mit Texten erkennen, die in zeitgenössischen volkskundlichen Sammlungen veröffentlicht wurden. Sie sind als Faksimiles neben die Storm’schen Notizen gestellt.

 

 

Storms plattdeutsche Verse

 

<1>

Such, such, such nå Mölen

Peter up dat Föhlen,

Anna up de bunte Koh

Lieschen up de Steert bito,

So riden se na Mölen to.

Un as se nu nå Mölen komen,

Da weer da nümms to Huus,

As de Fleddermuus.

De Fleddermuus,

De fegt dat Hus;

De Katt de wischt de Schötteln,

De Fleeg de melkt de Ko;

Und achter in de Schünen,

Da dösthen twee Kapünen,

Da slachten se Swien,

Da drunken se Wiin,

Da schall min Lyt<ten> Peter

Sin Hochtid up sien.

(wenn die Herrschaft nicht zu Haus ist)       

Übersetzung

 

 

Such, such, such nach der Mühle

Peter auf dem Fohlen,

Anna auf der bunten Kuh

Lieschen auf dem Hinterteil dazu.

So reiten sie der Mühle zu.

Und als sie nun zur Mühle kamen,

Da war da niemand zu Haus,

Als die Fledermaus.

Die Fledermaus,

Die fegt das Haus;

Die Katze wäscht die Schüsseln,

Die Fliege melkt die Kuh,

Und hinten in der Scheune,

Da dösten zwei Kapaune,

Da schlachten sie (ein) Schwein,

Da tranken sie Wein

Da soll meines kleinen Peters,

Hochzeit (drauf) sein.

Vergleichstext

Zug nach der Mühle


Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutsches Kinderlied und Kinderspiel. Leipzig 1897, Nr. 370 und 424.

 

  Storms plattdeutsche Verse

 

<2>

Hopp, hopp, Hopp, hopp Havermann,

Treckt sin Morken sin Stäveln an,

Ritt he as en Edelmann.

Edelmann aus Spanien

Reitet nach Oranien,

De Kippel, de Kappel,

De Hån de kreit,

De ole Mann de Trummel sleit,

Rau, rau, rau, rau!

Übersetzung

 

Hopp, hopp, Hopp, hopp Havermann

Zieht seinem Mädchen seine Stiefel an,

Reitet er als Edelmann,

Edelmann aus Spanien

Reitet nach Oranien,

De Kippel, de Kappel

Der Hahn der kräht,

Der alte Mann die Trommel schlägt.

Rau, rau, rau, rau

Vergleichstext

 

 

Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutsches Kinderlied und Kinderspiel, Nr. 370

 

De Kippel, de Kappel] Kinderspiel mit Stöcken (Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch, Neumünster 1927)

Christian Jensen erklärt in seinem Buch: Die nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr, Amrum und die Halligen vormals und jetzt. Hamburg 1891, S. 257: „Ehe die Kinder ein Spiel selbst beginnen, benutzen sie die Auszählreime und -Formeln, um mit Hülfe derselben Diejenigen zu bestimmen, welche Hascher, Mitglieder einer Spielabtheilung etc. sein sollen. Gewöhnlich stehen sie beim Auszählen in Reihen, die auch wohl zum Kreise geschlossen sind; ein Spieler oder eine Spielerin tritt vor und zeigt in bestimmter Ordnung auf die übrigen, bei jedesmaligem Zeigen ein Wort, eine Silbe etc. der nachfolgenden Reime, die zum Teil sehr alt sind, sprechend.“

 

  Storms plattdeutsche Verse

 

<3>

Ele mele meet,

Ticke, tacke, teet,

Ulen, Eelen, Droß,

Veer, fiif, soß;

Up de Ledder, up de Liin

Schallꞌt de Pompernellen sin;

Pompernellen, Butterbrod,

Slå den dicke Duuf dod.

Will he denn nich knaxen,

Hau em an de Baxen!

Übersetzung

 

 

Ele mele meet,

Ticke, tacke, teet

Eulen, Eelen, Dussel,

Vier, fünf, sechs;

Auf die Leiter, auf die Leine

Sollen die Pompernellen hin;

Pompernellen, Butterbrot,

Schlag die dicke Taube tot.

Will sie denn nicht zerbrechen,

Gib ihr eine Backse (Ohrfeige)!

Vergleichstext

 

 

Pompernellen] oder Pimpernell bedeutet nach Mensing eine Scherzerzählung; offenbar klangverwandt mit Pumpernickel in der Bedeutung „eine Tracht Prügel auf den Rücken“ bekommen, Pumpernickel singen kann auch „durchprügeln“ bedeuten. (Grimmsches Wörterbuch)

Das Taubenschlagen war ein Spiel für Mädchen, die versuchten, „mit verbundenen Augen eine morsche Tonne, in der sich eine mit bunten Bändern geschmückte Taube, ein Hahn oder ein Kater befand, mit einem Knüppel zu zertrümmern.“ (Otto Mensing: Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch, Neumünster 1927. Stichwort „Duuf“.)

 

Heinrich Handelmann: Volks- und Kinder-Spiele der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, S. 12.

 

 

Storm hatte bereits als Student in Kiel plattdeutsche Verse niedergeschrieben, als er gemeinsam mit seinem Studienfreund Theodor Mommsen eine umfassende Sammlung von Märchen, Sagen und Liedern aus den Herzogtümern Schleswig und Holstein zusammentrug. Einige davon veröffentlichten die Freunde im „Volksbuch für das Jahr 1844“, das der Lehrer Karl Leonard Biernatzki aus Friedrichstadt herausgab.

 

 

Plattdeutsche Verse von Theodor Storm und Theodor Mommsen

 

Das Material der Freunde veröffentlichte der Kieler Germanist Karl Müllenhoff 1845 in der Sammlung „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg“, darunter auch eine Reihe von volksläufigen Reimen und Sprüchen. Kinderverse blieben dabei aber ausgespart; erst der Volkskundler Heinrich Handelmann gab 1862 das Buch „Volks- und Kinder-Spiele der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg: ein Nachtrag zu Müllenhoff's Sammlung der Sagen, Märchen und Lieder“ heraus, in dem eine Fülle von Liedern, Abzählreimen und anderen niederdeutschen Versen enthalten sind.

 

Otto Speckter: Frontispiz zu „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg“

 

Vor die Nummern 4 und 5 setzte Storm den Hinweis“ „Aus eigner Erinnerung“. Solche Abzählreime wurden in den 1880er Jahren noch immer in ähnlicher Weise von den Kindern beim Spielen aufgesagt, wie von Storm und seinen Freunden sechs Jahrzehnte zuvor. Das belegt die Ähnlichkeit seiner erinnerten Verse mit den Reimen, die zur selben Zeit der Lehrer und Heimatforscher Christian Jensen auf Sylt aufgezeichnet hat.

Handschrift Theodor Storms im „Braunen Taschenbuch

 

  Storms plattdeutsche Verse

 

<4>

Ulum, dulum dissen doren,

Esel de hemm lange Ohren,

Blinne Koie kön̅ nich sehn,

Peter, Pater, Schosteen!        

 

Übersetzung

 

Ulum, dulum dissen doren

Esel, die haben lange Ohren,

Blinde Kühe können nicht sehen,

Peter, Pater, Schornstein!

 

Vergleichstext

Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutsches Kinderlied und Kinderspiel, Nr. 1857.

 

  Storms plattdeutsche Verse

 

<5>

Ulum, dulum, dutt,

Zunkel, quankel futt,

Futt verråben,

Angenåben,

Arrrings

Parrings

Pennings gutt,

Ticke, tacke, tuke weg!

Übersetzung

 

Dieser Abzählvers besteht aus Lautmalerei; einige Wörter lassen sich identifizieren:

 

Futt verråben: Furz verraten

Angenåben: behexen

 

Pennings: Pfennige

Ticke, tuke: anticken, ziehen

Vergleichstext

Christian Jensen: Die nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr, Amrum und die Halligen vormals und jetzt. Hamburg 1891, S. 259.

 

Jahrhundertelang sind die alten Kinderreime ganz und gar mündlich überliefert worden. Daran ist zu merken, dass das einfache Weitersagen kein so gebrechliches Vehikel ist, wie es einem Zeitalter vorkommen mag, das alles beliebig vervielfältigen und archivieren kann. Wer aber hat die Reime weitergesagt, und wem? Sicher sind die Kinder dabei nicht unter sich geblieben. Was sich früh einprägt, haftet lange; so werden die Eltern ihren Söhnen und Töchtern vorsagen, was sie auf die gleiche Art erfahren haben. Auch die Großeltern mögen früher eine große Rolle bei dem Geschäft des Weitersagens gespielt haben. Ihnen wurden und werden die Jüngsten gern anvertraut. Erstaunlich bleibt, bei aller Anpassung und Variation, die Konstanz der Texte über lange Zeiträume hinweg. Die Kinder selber sind es, die auf dem ‚richtigen‘, dem einmal zuerst vernommenen Text eigensinnig beharren. Alles wollen sie öfter, wollen es immer wieder hören: aber es soll beim Alten bleiben. Kein Philolog nimmt es damit genauer als ein Kind.

Hans Magnus Enzensberger: Allerleihrauh. Viele schöne Kinderreime. Frankfurt am Main 1961, S. 355.

 

 

Weitere Sprichwörter und Reime hatte Storm bereits in der 1840er Jahren gesammelt; ich habe sie 2005 ediert und kommentiert.

 

                                                                           

Theodor Storm: Anekdoten, Märchen, Sagen, Sprichwörter und Reime aus Schleswig-Holstein. Texte, Entstehungsgeschichte, Quellen.

Unter Berücksichtigung der von Theodor Mommsen beigetragenen Sagen nach den Handschriften und Erstdrucken herausgegeben von

Gerd Eversberg. Mit Abbildungen. Heide 2005.

 

 

1

Storms plattdeutsche Verse

 

Dramatische Sprichwörter

Wo de Welt up un dal geit, see de Voß, un satt up en Sootswanz. *

Dat Krut kenn ick, see de Düwel, un sett sick in de Brennnettel.

Dat weer een, see de Düwel, kreeg en Snider bi’t Been.

Veel Geschrie un wenig Wull, see de Düwel, da harr he en Swiin scharen.**

O weh uns arme Dörtein! see de Püttjer, un full mit en Dutz Pütt von’n Böhn.

Dat will ok en Vehverstand, see de Buur, da tell he de Kraien.

Geit doch keen Ding över de Rendlichkeit, see de ool Fru, un kehr

alle Winachtabend eer Hemd um.

He verseh sick as Vetter Lorenz, de wull en Pund Toback kopen un stohl een.

____

* Brunnenschwengel

** Muckle din and little woo’ Said the devil and shore a sow.
Schott. Sprichwort.

Übersetzung

 

 

 

Wie die Welt rauf und runter geht, sagte der Fuchs, und saß auf einem Brunnenschwengel.

Das Kraut kenne ich, sagte der Teufel, und setzte sich in die Brennesseln.

Das war einer, sagte der Teufel, und kriegte den Schneider beim Bein.

Viel Geschrei und wenig Wolle, sagte der Teufel, da hatte er ein Schwein geschoren.

O weh wir arme Dreizehn! sagte der Töpfer und fiel mit einem Dutzend Töpfe vom Boden.

Das kann auch ein Viehverstand, sagte der Bauer und zählte die Krähen.

Es geht doch nichts über die Reinlichkeit, sagte die alte Frau, und drehte jeden Weihnachtsabend ihr Hemd um.

Er irrte sich wie Vetter Lorenz, der wollte ein Pfund Tabak kaufen und stahl eins.

Hier nach dem Erstdruck im Volksbuch.

Kommentar

 

 

 

Erstdruck: Volksbuch 1844, S. 57 f.

Aus Storms Sagenheft, S. 17 ff. (bei Mensing, Volkssprache, S. 263).

Das erste Sprichwort fand Storm im „Holsteinischen Idiotikon“, Bd. IV, S. 357: „Wo de Welt up un daal geit, seed Voss un seet up’n Soodswang: Brunnenschwengel.“ und das vierte in Band II, S. 28: „Veel Geschrei un wenig Wull, seed de Düvel un schoor en swien!“

 

2

 

Sprichwörter

Große Gesellschaft.

Ick un du – un du un ick – un Nabersjung – sünd dat nich mal vel?

 

En passant:

„Gret, fluddert di dat Band ok?“

Ja, Hans, wenn de Wind weit!

 

Marktein- und ausläuten:

Schelm un Der, to’t Door herin! –

Schelm un Der, to’t Door herut! –

 

Holsteinischer Calembourg:

Denn kaamt wi ja mank de Ach-Gott-wo-fahrt-wi! (chirographarii)

 

Alte Dithmarser Einladung:

Up en Pip Toback

Un en Mund voll Snack,

Un en Glas Beer

Un denn nich mehr.

 

Inschrift eines Grabsteines vom Jahr 1516 in dem alten Hamburger Dom, auf dem ein Esel, der die Laute schlägt:

de welt heft zik ume kert,

darumme zo hebbe ick arme etzel pipen ghelert.

 

 

Ich und du – und du und ich – und Nachbars Junge – sind denn das nicht viele?
 

 

„Grete, flattert dir das Band auch?“
Ja, Hans, wenn der Wind weht!
 

 

Schelm und Tier, zum Tor herein! –
Schelm und Tier, zum Tor heraus! –
 

 

Dann kommen wir ja zwischen die Ach-Gott-wo-fahren-wir!
 

 

Auf eine Pfeife Tabak
Und einen Mund voll Schnack (Rede, Gespräch),
Und ein Glas Bier
Und dann nicht mehr.
 

 

 

Die Welt hat sich umgedreht,
deshalb habe ich armer Esel das Flöten gelernt.

 

Hier nach dem Erstdruck im Volksbuch.

Erstdruck: Volksbuch 1844, S. 120 f.
Aus Storms Sagenheft, S. 23 ff. (bei Mensing, Volkssprache, S. 263).

en passant
Calembourg
chirographarii

im Vorübergehen
Wortspiel
Chirographa sind Vertragsurkunden, deren Beweiskraft nicht
auf Zeugen, sondern auf der Handschrift des Verpflichteten
beruht.

 

 

3

Sprichwörter

He sütt so suur ut, as harr he een Putt vull Müüs up un schull mit en
anner een tosamen.

Nu hör na em, he is so klook as en Minsch!

Kehr di an nix, is ook en Trost.

All Ding hett en End, un de Mettwurst hett twe.

Wer weet wo mi dat Glück noch blöht! Dat Tochthus steit noch apen.

Wo is de Welt so grot un gift ook noch en Holland!

He weet von Gott un sin Steenstrat nix af. (Hamburgisch.)

Dat regent bi Sünnenschin, da kummt en Snider na’n Himmel.

Dat regent bi Sünnenschin, de Düwel hett sin Grotmoder up de Bleek.
He het’t so hilt as en Muus in’t Kinnelbeer.

Se sütt ut as Moder Maria, de dat Gold afkleit is.

 

 

Er sieht so sauer aus, als hätte er einen Topf voller Mäuse auf(gegessen) und sollte mit einem anderen zusammen (essen).

Nun höre ihm zu, er ist so klug wie ein Mensch!

Kümmere dich um nichts, ist auch ein Trost.

Alle Dinge haben ein Ende, und die Mettwurst hat zwei.

Wer weiß, wo mir das Glück noch blüht! Das Zuchthaus steht noch offen.

Wie ist die Welt so groß, und es gibt auch noch ein Holland!

Er weiß von Gott und seiner Steinstraße nichts.

Wenn es bei Sonnenschein regnet, kommt ein Schneider in den Himmel.

Wenn es bei Sonnenschein regnet, hat der Teufel seine Großmutter auf der Bleiche.

Er hat es so eilig wie eine Maus beim Taufgelage.

Sie sieht aus wie Mutter Maria, von der das Gold abgekratzt ist.

 

Hier nach dem Erstdruck im Volksbuch.

Erstdruck: Volksbuch 1844, S. 210.

Aus Storms Sagenheft, S. 23 ff. (bei Mensing, Volkssprache, S. 263).

Das erste Sprichwort fand Storm im „Holsteinischen Idiotikon“ Bd. III, S. 125: „He sütt ut as en Putt vull Müse: er sieht verdrieslich aus.“

Ebenso Bd. IV, S. 90: „Von einem recht bärbeißigen Menschen sagt man: he sütt ut as wenn he Eenen upfreeten hett un bi den annern bi will oder: he sütt ut as en Putt vull Müse.“

In Storms Gedichthandschrift „Meine Gedichte“ (StA) ist folgender Zweizeiler eingetragen (S. 95): Mein Gott wat is de Welt doch groot,
un’t givt ock noch en Holland!

Storm verwendet den Spruch auch in seiner Novelle „Eine Halligfahrt“ (LL 2, S. 40).

 

4

Plattdeutsche Reime

Die Kellnerin

(Mündlich)
Ick sitt un denk
Un tapp un schenk,
Wenn dat so keem,
Dat he mi nehm –
Un he is en Timmermann!

 

Schleunige Fahrt
(Mündlich)

Johann spann an!
Dree Katten vöran,
Dree Müüse vörut,
So föhrt Johann to sin Brut.

Vergl. Wunderhorn 1., 211:

 

Mit Katzen, wer da ackern will,
Der spann’ die Mäus’ voraus,
So geht es Alles wie ein Wind,
So fängt die Katz’ die Maus.

 

Scene

Achter de Barrig
Da weiht de koole Wind,
Da sitten dree Kinner
Un döpen dat Kind.

 

Wunderknäuel
(Mündlich)

Spinn, Dochter, spinn!
De Frier sitt darin.
Spinnst Du nich en finen Draht,
Geiht de Frier en anner Straat;
Spinn, Dochter, spinn!
De Frier sitt darin.

 

Zur guten Nacht

Goden Abend, god’ Nacht!
Mit Rosen bedacht,
mit Neegelken besteeken,
Krup ünner de Deeken.
Will’s Gott willn wi uns morgen wedder spreeken!

 

 

 

Ich sitze und denke
Und zapfe und schenke,
Wenn das so käme,
Dass er mich nähme –
Und er ist ein Zimmermann!
Schleunige Fahrt

 

 

Johann spann an!

Drei Katzen voran,
Drei Mäuse voraus,
So fährt Johann zu seiner Braut.

 

 

 

 

 

 

 

Hinter dem Berge
Da weht der kalte Wind,
Da sitzen drei Kinder
Und taufen das Kind.
 

 

 

 

Spinn, Tochter, spinn!
Der Freier sitzt darin.
Spinnst Du nicht einen feinen Faden,
Geht der Freier in eine andere Straße;
Spinn, Tochter, spinn!
Der Freier sitzt darin.

 

Guten Abend, gute Nacht!
Mit Rosen bedacht,
Mit Näglein besteckt,
Schlüpf unter die Deck’.
Morgen früh, wenn Gott will, wollen wir uns wieder sprechen.

Hier nach dem Erstdruck im Volksbuch.

Erstdruck: Volksbuch 1844, S. 235f., mit dem Hinweis: „Mitgetheilt von Th. Woldsen-Storm und Jens Th. Mommsen.“ Aus Storms Sagenheft, S. 23 ff. (bei Mensing, Volkssprache, S. 263).

 

Wunderknäuel: Bei Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 334, heißt es im Stichwort „Freer“: Freier, heißt auch, wenn beim Spinnen der Faden bricht und man den abgerissenen Strang mit dem Flachsende aus dem angetockten Wocken reißt und über ihn hin hängt, da sagt man: da hangt de Freer! dieser Faden wird dann mit eingesponnen.

Müllenhoff hat das Spinnerinnen-Lied auf S. 490 von Nr. 43 des vierten Buchs (Mensing, Märchen, Nr. 639) mit dem Hinweis übernommen „Vgl. Wunderhorn III. 36.“ Bei Mensing, Volkssprache Hinweis auf Storms Sagenheft, S. 1–6 (Mensing, S. 262).

 

Zur guten Nacht: Storm fand den „Volksreim“ in Schützes Holsteinisches Idiotikon I, S. 14:

Godn Abend gode Nacht,
mit Rosen bedacht,
mit Negelken besteeken,
krup ünner de Deeken.
Morgen frö wills God, wöl wi uns wedder spreeken!

Derselbe Reim bei Firmenich unter „Holsteinische Lieder und Volksreime“ (S. 56 f.):

Goodn Abend, goode Nagt!
Mit Roosen bedacht,
Mit Neegelken besteeken,
Kruup ünner de Deeken;
Morgen fröh wöl wi uns wedder spreeken.

Und ebenda unter „Mundart Lübecks“ (S. 66):

Go’n Abend, gode Nacht!
Mit Rosen bedacht,
Mit Neegelken besteeken,
Kruup unner de Deeken,
Morg’n wülln wi uns wedder spreeken.

Bei Müllenhoff unter „Sprüche und Segen“ als Nr. 39, S. 519 mit folgendem Wortlaut:

Goden Abent, gode Nacht!
Mit Rosen bedacht,
Mit Nägelken bestäken
Kruep ünner de Däken!
Morgen frö, wills Gott, wöln wy uns
wedder spräken.

 

5

Grabinschrift

Hier liggt Krischan achter de Karken;
As he levte, wer he en Farken,
As he sturv, wer he en Swin;
Ach Gott, wat mag he nu wol siin?

 

Hier liegt Christian hinter der Kirche;
Als er lebte, war er ein Ferkel,
Als er starb, war er ein Schwein;
Ach Gott, was mag er jetzt wohl sein?

Hier nach dem Erstdruck bei Mensing.

Grabinschrift aus Heide; aus Storms Sagenheft, S. 1. (Erstdruck: Mensing, Volkssprache, S. 262).

 

6

Weihnachten beim Kuchenrundgang

Hallelujah de Vottjens sünd gar!
Giff mi en Par, se schmecken so rar.

Hallelujah die Pförtchen sind gar!
Gib mir ein Paar, sie schmecken so rar.

Hier nach dem Erstdruck bei Mensing.

Aus Storms Sagenheft, S. 1 ff. (Erstdruck: Mensing, Volkssprache,  S. 262).

 

7

Der Kukuk

Kukuk van Häwen,
Wo lang’ schal ik läwen?

Kuckuck vom Himmel.
Wie lange soll (werde) ich leben?

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 480 als erstes Stück von Nr. 37 des vierten Buchs (Mensing, Märchen, Nr. 633) mit dem Hinweis „Aus Marne“ sowie als 4. Stück der Nr. 56 („Sprüche und Segen“) S. 509: „Kukuk in Häwen/ Wo lang’ schal ik läwen?/ Sett dy in de gröne Grastyt/ Un tell myn Jaerstyt.“ Bei Mensing, Volkssprache Hinweis auf Storms Sagenheft, S. 1–6.

Storm fand das Lied im 2. Teil des „Holsteinischen Idiotikons“, S. 363: „Der Vogel soll dem abergläubigen Holsteiner Leben oder Tod prophezeihen. Daher man ihm zuruft und reimt: Kukuk vam Häven/ Wo lange sall ik leven?/ und wohl acht giebt und zählt, wie vielmal er nach der Anfrage ruft, welches die Zahl der Lebensjahre bedeuten soll.“

 

8

Ringeldanz, Rosenkranz

(Die tanzenden Kinder bilden einen Kreis und bewegen sich singend
in die Runde.)

Ringeldanz, Rosenkranz,
De Kätel hangt to Füre!
De Jumfern sint so düre
Gesellen sint so goden Koep,
Dat se op de Straten loept.
Moder gif myn Klöckschen,
Dat hang ik an myn Röckschen:
Fäeg ik denn de Stratendær,
Loept de Gesellen achter my häer,
Ringeldanz, Rosenkranz! etc.

 

(Zuweilen hat das Liedchen einen andern Schluß:

Moder geef my’n Klöckschen,
Dat bunn ik an myn Röckschen.
Unn as dat Röckschen klaer weer,
Da sä dat Klöckschen: Kling!

Bei dem letzten Worte hocken alle nieder.)

 

 

 

Ringeltanz, Rosenkranz,
Der Kessel hängt über dem Feuer!
Die Jungfern sind so teuer
Gesellen sind so guten Kaufs (preiswert)
Dass sie auf den Straßen laufen.
Mutter gib mir ein Glöckchen
Das häng ich an mein Röckchen.
Fege ich dann die Straßen durch
Laufen die Gesellen hinter mir her.
Ringeltanz, Rosenkranz!
Mutter gab mir’n Glöckchen,
Das band ich an mein Röckchen.
Und als das Röckchen fertig war,
Da sagte das Glöckchen: Kling!

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 484 als erstes Stück von Nr. 41 „Kindertänze und Spiele“ des vierten Buchs (Mensing, Märchen, Nr. 637).

Bei Mensing, Volkssprache Hinweis auf Storms Sagenheft, S. 1–6.

In Schützes Holsteinischem Idiotikon II, S. 344 fand Storm folgenden Hinweis: „Kringelkrans/ Rosendans/ Keetel up dem Füre,/ Jumfern sünd so düre,/ Jumfern sünnt so goode Koop,/ hundert up een Strohoot,/ ist die Sangweise, welche unsre holst. Mädchen bei einem in die Runde gehenden Tanzspiele singen.“ (Kringelkrans = Brezelkranz)

Derselbe Reim bei Firmenich unter „Holsteinische Lieder und Volksreime“ (S. 55), offenbar aus Schützes Idiotikon:

Kringelkrans,
Rosendans,
Keetel up dem Füre,
Jumfern sünd so düre,
Jumfern sünd so goode Koop,
Hundert up een Strohoot.

 

9

Kleine Stücke

Kikeriki, du rode Haen,
O, leen my doch dyn Sparen!
Ik wil uet to fryen gaen,
Dat sal nich lange waren.

De Katt de seet in’n Nettelbusch,
In Nettelbusch verborgen.
Do keem de klene König heruet
Und bod äer goden Morgen.

Blindschleiche (Hartworm)
Kunn ik hören, kunn ik seen,
Byten wull ik dær en Flintensteen.

Kibitz.
Kiwitt!
Wo blyw ik?
Achtern Brummelbäerbusch!
Da sing ik,
Da spring ik,
Da hew ik myn Lust.

Kukuk givt Kindelbeer,
Kiwitt maekt Grütt:
Lütten Deerns, haelt Läpeln häer,
Lütten Jungens, äet mit.

Groß und Klein.
De Kukuk unn de Kiwitt,
De danzden op den Butendyk.
Do keem de lütje Spreen
Unn wul dat Spil anseen.
Do neem de Kukuk en grooten Steen,
Unn smeet den lütjen Spreen ant Been.
Do schreeg de lütje Spreen:
„Oweh, oweh, myn Been, myn Been!“
„Lütje Jümfer Spreen!
Weerst du buten bläwen,
Harst keen Schaden krägen!“

Kikeriki, du roter Hahn,
Oh, leih mir doch deine Sporen!
Ich will zu freien ausgehen,
Das soll (wird) nicht lange dauern.
 

 

 

 

Die Katze saß im Nesselbusch,
Im Nesselbusch verborgen.
Da kam der kleine König heraus
Und bot ihr (einen) Guten Morgen.
 

 

Blindschleiche:

Könnte ich hören, könnte ich sehen,
Beißen wollte ich durch einen Flintstein.

 

 

Kibitz

Kibitz! Wo bleibe ich?
Hinterm Brombeerbusch!
Da sing ich, da spring ich,
Da habe ich meine Lust.

 

 

 

Kuckuck gibt Kindelbeer (= Tauf-Essen),
Kibitz macht (dazu) Grütze.
Kleine Mädchen, holt Löffel her,
Kleine Jungens, esst mit!

 

 

 

Groß und klein

Der Kuckuck und der Kibitz,
Die tanzten auf dem Außendeich.
Da kam ein kleiner Star
Und wollte das Spiel ansehen.
Da nahm der Kuckuck einen großen Stein,
Und warf (diesen) dem kleinen Star ans Bein.
Da schrie der kleine Star:
„Oweh, oweh, mein Bein, mein Bein!“
„Kleine Jungfrau Star!
wärst du draußen geblieben,
Hättest du keinen Schaden gekriegt!“

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

Kommentar

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 479 als Nr. 36 des vierten Buchs (Mensing, Märchen, Nr. 632) mit dem Hinweis „Im innern  Holstein lautet der Anfang: De Kukuk und de Kiwitt De danzen beid’ up enen Sael. – Butendyk, Außendeich, das Vorland der Marsch nach der See zu; Spreen, Staar“.

Bei Mensing, Volkssprache Hinweis auf Storms Sagenheft, S. 7.

 

10

Rätsel

Achter min Nawer sin Huus,
dar steiht Peter Krus,
hett weder Hut noch Haar,
doch steit Peter Krus dar.
Ruge ruge Riip,
geel is de Piip,
swart is de Sack.
Aa, rad mal,
wat is dat?

Lütje Magelken satt up dat Kackstölken;
je länger he satt, je körter he was.

Hinter meines Nachbarn Haus,
Da steht Peter Kraus,
hat weder Haut, noch Haar,
doch steht Peter Kraus da.
Rauer, rauer Reif,
Gelb ist die Pfeife,
Schwarz ist der Sack.
Oh, rate mal, was ist das?

 

Kleiner Magelken saß auf dem Kackstühlchen;
Je länger er saß, desto kürzer war er.

Hier nach dem Erstdruck bei Mensing, Volkssprache.

Aus Storms Sagenheft, S. 9 f. (Erstdruck: Mensing, Volkssprache, S. 262). Nicht bei Müllenhoff.

 

11

Die klugen Mädchen

Als ik en lütje Deern weer,
Do ging ik mael spatzeern.
Alle Lüde frogen my:
„Wohen du lütje Deern?“
„Na’n Meiergaern, na’n Meiergaern,
Wo all de smucken Blomen staen;
De blauen Blomen plück ik af,
De roden laet ik staen –
De Junggesellen küß ik geern,
De Olen laet ik gaen.“

Als ich ein kleines Mädchen war,
Da ging ich mal spazieren.
Alle Leute fragten mich:
„Wohin du kleines Mädchen?“
„Zum Meiergarten, zum Meiergarten,
Wo all die schönen Blumen stehen;
Die blauen Blumen pflück ich ab,
Die roten lass ich stehen -
Die Junggesellen küsse ich gern,
Die Alten lasse ich gehen.“

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 489 als 2. Stück von Nr. 42 des vierten Buchs mit dem Hinweis „Vgl. das westphäl. Lied in Mones Anzeiger VI. S. 168.“ (Mensing, Märchen, Nr. 638).

 

12

Zum Stelldichein

Dat du myn Leevsten bist,
Dat du wul weest;
Kumm by de Nacht, kumm by de Nacht,
Segg my wo du heest.

Kaem du um Mitternacht,
Kaem du Klock een,
Vader slöpt, Moder slöpt,
Ick slaep alleen.

Klopp an de Kamerdar,
Klopp an de Klink,
Vader meent, Moder meent,
Dat deit de Wint.

 

Dass du mein Liebster bist,
das weißt du wohl.
Komm in der Nacht, komm in der Nacht,
sag wie du heißt.

Komm du um Mitternacht,
komm du Schlag eins!
Vater schläft, Mutter schläft,
ich schlafe allein.

Klopf an die Kammertür,
fass an die Klinke!
Vater meint, Mutter meint,
das tut der Wind.

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 490 f. (Mensing, Märchen, Nr. 642).
Ob auch dieses bekannte Volkslied durch Storm an Müllenhoff vermittelt wurde, lässt sich nicht endgültig klären; für diese Annahme spricht folgende Passage in Storms Brief an seine Braut vom 15. August 1845, aus der eine intime Vertrautheit mit dem Text spricht:

– Dabei fällt mir noch ein; ich hab das vierte Heft Sagen von Müllenhof bekommen, darin find ich, daß das Hochdeutsche „Daß Du mein Schätzchen bist“ im Plattdeutschen das niedlichste heimlichste Liebeslied von der Welt ist. Hör nur!

1.
Datt du min Leewsten bist,
Dat du wul weetst,
Komm bi de Nacht, kumm bi de Nacht
Seg mi, wo du heetst.

2.
Kahm du um Middernacht,
Kahm du Klock een,
Vader slöpt. Moder slöpt,
Ick slåp alleen.

3.
Klopp an de Kåmerdür
Klopp an de Klink,
Vader meent, Moder meent,
Dat deit de Wind

Mit diesem Ständchen gute Nacht; Du schläfst leider nicht allein, auch käm ich wohl nicht mehr zu Dir um Mitternacht, wenn ich nicht wircklich der Wind wäre; leider vermag hier der Storm nicht so viel als sein schwächerer Bruder. Nacht Dange, in Gedanken, die sind doch noch schneller als der Wind, und viel wärmer und treuer, mein süßes süßes Engelsköpfchen. –

Bei der Auswertung von Schützes Holsteinischem Idiotikon (I, S. 317 f.) konnte Storm auch folgende Beschreibung lesen:

Finstern ist auf der Insel F<e>hm<arn> eine alte noch herrschende Gewohnheit, da junge heirathslustige Bursche oder Witwer sich Nachts vor dem Fenster der Schlafzimmer junger Mädchen einfinden, Namen und Wohnort anzeigen und gewöhnlich mit der Anrede: lütj Möddersch (Mühmchen), eingelassen zu werden bitten – um sich eine Frau auszuwählen. Hat das Mädchen oder die Witwe, die gewöhnlich durch Zwischenhändlerinnen von dem Besuch vorher benachrichtig ist, keine Neigung zu ihm, so weist sie ihn mit den Worten ab: Gaat wieder, ik vermag ju nig. Ist das Gegentheil, so zieht sie sich an, und <läßt> ihn durchs Fenster herein. Gewöhnlich brennt kein Licht und der Freier sieht nur bei dem Feuerschlag der angezündeten Pfeiffe, die er konversirend u.s.w. raucht. Dieser Freier und Liebhaber macht dann öftre Nachtbesuche, bis mans für gut hält, den Eltern die Fensterfreierei zu entdecken, oder diese es zuweilen an den Folgen am Mädchen selbst merken, (welches nur selten der Fall ist.) Diese ursprünglich unschuldige, nur mitunter gemisbrauchte Sitte, (da z.B. junge Wüstlinge Pferde aus fremden Ställen rissen, um fernwohnende Mädchen zu besuchen, oder durch
Einbrechung von Fensterscheiben eindrangen,) rührt daher, daß die jungen Leute der Insel sich ehemals selten anders, als bei Hochzeiten und Taufmahlen sahen und sprachen, auch man einen Korb <für> schimpflich hielt, der auf diese Weise geheim blieb.

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

13

[Kanon]

vun minen bösen Wif,
da krieg ik nix as Kif

Von meinem bösen Weib,
Krieg ich nichts als Schelte.

Aus Storms Sagenheft, S. 15 f. (Erstdruck: Mensing, Volkssprache, S. 262). Nicht bei Müllenhoff.

Die beiden Zeilen sind kein Kanon, wie Mensing vermutet, sondern gehören zu einem „Klaglied eines geplagten Ehemannes, der bei der Nachbarin Trost und Geld sucht.“ (Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 248 f.) Derselbe Text auch bei Firmenich unter „Holsteinische Lieder und Volksreime“ mit der Überschrift „Bauernlied auf einen geplagten Ehemann“ (S. 55 f.); wohl aus Schützes Idiotikon.

Bei Mensing, Volkssprache S. 262 Hinweis auf Storms Sagenheft, S. 15 „offenbar unvollständig und entstellt aus dem Volksmund“.

Vun eenem bösen Wief
Da krieg ik nix als Kief,
min Elend un min Plag,
de heff ik alle Dag.
Sobald de Dag brikt an,
so geit dat Schellen an,
all Schötteln und all Putt,
schmitt si mi an den Kopp.
Ach Nabersch, leent mit dog
vör eenen Sösling nog,
doch, lat’t min Fro nig seen
wenn se villigt inkeem!
Übersetzung:
Von meinem bösen Weib,
Krieg ich nichts als Schelte.
Mein Elend und meine Plage,
Die hab ich alle Tage.
Sobald der Tag anbricht,
Fängt auch das Schimpfen an,
Alle Schüsseln und Töpfe
Wirft sie mir an den Kopf.
Ach Nachbarin, leihen Sie mir doch
Für einen Sechser nochmal
Doch lasst es meine Frau nicht sehn,
Wenn sie vielleicht hereinkommt!

Hier nach Mensing, Volkssprache.

 

14

Tanzlied

All wat min ole Vader
Mit de Kleispåd rutsmitt
Verdans ik nat Waldhorn
Dat rummelt un schit.

 

Alles, was mein alter Vater
Mit dem Kleispaten verdient
[härteste Knochenarbeit am Deich, im Vorland und in den Entwässerungsgräben]
Vertanz ich zum Klang des Waldhorns
Das rummelt und „scheißt“.

Hier nach dem Erstdruck bei Mensing.

Kommentar

Aus Storms Sagenheft, S. 15 f. (Erstdruck: Mensing, Volkssprache, S. 262). Nicht bei Müllenhoff.

 

15

Sprichwörter in Szene gesetzt

„Fundus“, sä de Düwel, da funn he sin Großmutter int Horenhuus.
„De Maand is ok all opgahn“, se de Buur, do see he en Kop Botter op’t Rigg liggen.

„Womit man ümgeit, dat hangt en an“, se de lütje Dern, da harr se’n Buksbüdel an Rock.

„Dat wer noch en Wurf“, se Sacharias un schmeet sin Fru ut de Luuk.

„So’n Ding kann wunnerlich lopen“, se de Jung, har en Krabb in’t Tau.

„Gefunden“, sprach der Teufel, da fand er seine Großmutter im Hurenhaus.

„Der Mond ist schon aufgegangen“, sagte der Bauer, da sah er einen Laib („Kop“ = eigentlich „Kopf“) Butter auf dem Regal liegen.

„Womit man umgeht, das hängt einem an“, sagte das kleine Mädchen, da hatte sie einen Bocksbeutel (Kerl?) am Rock.

„Das war noch ein Wurf“, sagte Zacharias und warf seine Frau aus der Luke.

„So etwas kann seltsam laufen“, sagte der Junge, er hatte eine Krabbe am Tau.

Hier nach dem Erstdruck bei Mensing.

Aus Storms Sagenheft, S. 17 ff. (Erstdruck: Mensing, Volkssprache, S. 263). Vergl. auch unter Nr. 1.

Einige der Redensarten fand Storm in Schützes Holsteinischem Idiotikon; Bd. II, S. 322: „En Kopp Botter (Holst. Eid. Hus.): ein Stück Butter, in der Regel 1 Pfund 10 Loth schwer, welches in Form eines Kopfes zu Markt gebracht wird.“ (Vergl. Auch den Kommentar zu Nr. 16.)

Der Spruch „Das war ein Wurf, sagte Zacharies und warf sein Weib aus der Luke!“ kommt auch in der Novelle „Der Schimmelreiter“ (LL 3, S. 667) vor, ebenso die Formulierung „Klei bi de Föt“ (LL 3, S. 661) in hochdeutscher Übersetzung: »Schad nur«, sagten sie, »daß der Bengel nicht den gehörigen Klei unter den Füßen hat; [...].

 

16

Sprichwörter und Redensarten

Dat is so blank as Reimer sind Viol („Husumer Musikant“).

Dat is so bunt as Antje Beate er Ünnerrock („vor diesem Trödlerin in Husum“).

Ja dat is ganz wat anners, du kummst na Husum, da kriegt man immer frische Lüd to sehn.
Na’t letzte langhorner Markt.

Dat’s een von de westerhever Müggen mit de langen Been („von Leuten, die hoch auftreten“).

In St. Peter kaken se Bonen un schicken uns de Fucht („Eiderstedt, bei bösem Wetter“).

Dat klart up achter St. Peter („d.h. im Südwest, es wird schlecht Wetter“).

De hett Klei bi de Föt.

So lang as Lawerenz sin Kind, dat weer sös Ellen twischen Hals un Schullern.

Dort hett en Uul seten.
(Wohl nicht ein Spruch der getäuschten Schatzgräber, die Eulenaugen für funkelndes Metall angesehen, sondern einfacher daher, daß die Eule den Platz, wo sie sich niederläßt, zum unglückbringenden macht.)

He hett de Prins sehen.
(für „betrunken“)

Di stiggt de Hartworm op.
(für „aufstoßen“)

 

Das ist so blank wie Reimers Viola (oder Geige)

Das ist so bunt wie Antje Beates Unterrock.

Ja, das ist ganz was anderes, du kommst nach Husum, da kriegst du immer frische Leute zu sehen.
Nach dem letzten Langenhorner Markt.

Das ist eine von den Westerhever-Mücken mit den langen Beinen.

In Sankt Peter kochen sie Bohnen und uns schicken sie den Dampf (die Wolken).

 

Es klart auf hinter Sankt Peter.

Der hat Klei an den Füßen. (Der besitzt fruchtbares Land. Der hat’s!)

So lang wie Lorenz’ Kind, das war sechs Ellen zwischen Hals und Schultern.

Da hat eine Eule gesessen.

 

Der hat den Prinzen gesehen.

Dir steigt der Hartwurm auf. (Hartwurm = Blindschleiche; hier für „Aufstoßen“)

 

Hier nach dem Erstdruck bei Mensing.

Kommentar

Aus Storms Sagenheft, S. 23 ff. (Erstdruck: Mensing, Volkssprache, S. 263). „Hier finden sich sämtliche im Volksb. für 1844 mitgeteilten Sprichwörter.“

Im „Holsteinischen Idiotikon“ heißt es in Bd. I, S. 75: „Dat oder de is so bunt as Beat’ eer Unnerrok, (Ditm.) von etwas allzu oder kunterbuntem Zeuge, das man mit dem vielfarbig und zweideutig beschmutzten Unterrock einer gewissen, Beata benamten, vergleicht und zum Sprichwort machte.“

In Bd. IV steht auf S. 321: „da hett en Uul seeten: das lief auf nichts hinaus, mislang.“

Und in Bd. III, S. 29 notiert Schütze: „Leverenz, auch Lawrenz: muß einmal ein langer Kerl des Namens gewesen seyn, der es in Holst. zum Gebrauch machte, einen Aufgeschossenen en langen Levrenz zu nennen. He is so lang as Levrenz sin Kind, auch Hoorkind, (Hamb. Alt.)“

Storm benutzte das vierbändige Lexikon aus der Bibliothek der Husumer Gelehrtenschule, das erkennt man an einer annotierten Stelle im 3. Teil, S. 206: „Et klaart up achter St. Peter: (Hamb.) es wird sobald nicht gut Wetter, weil von da her Süden die meisten Gewitter aufsteigen. So in Eiderstädt: et hollt all up achter St. Peter, mit en Donnergät“ zu der Storm handschriftlich am Rand anmerkt: „od<er>. v<on> einem starken Gewitter: Zu St Peter kakt se Bohnen un schickt uns de Güyd. in östl Eiderstedt“. Mit „Güyd“ könnte Storm das sonst als „Gutsch“ belegte niederdeutsche Wort für „Regenguss“ meinen.

Im 1. Teil des Holsteinischen Idiotikons, S. 230 notiert Schütze noch: „Donnergät. Et hellt all up achter St. Peter mitm Donnergät. Jenes Kirchspiel liegt im südwestlichen Winkel von Eiderstädt. Weil nun die Gewitter gewöhnlich in Südwesten aufsteigen, so sagt man jenes scherzweise zu dem, der besser Wetter bei regnigtem, oder gute Witterung bei trüber bedenklicher Luft erwartet.“

 

17

Schimpfwörter

Arfenbüdel

Luusrung

Luusglitsch (Glatze)

Wormbüdel

Aasknåk

 

Erbsenbeutel

verlauster Körper

Lausglitsche

Wurmbeutel

Arschknochen

Hier nach dem Erstdruck bei Mensing.

Aus Storms Sagenheft, S. 36 (Erstdruck: Mensing, Volkssprache, S. 263).

Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Bd. III, S. 65: „Luusbung, bunke: der voll Läuse ist, Schimpfwort.“ und Bd. IV, S. 193: „Aarsknaken: Schimpfwort.“

 

18

Sagen und Meinungen

In einem Hause in Husum wird kurz vor und bis zum Tode eines Familienmitgliedes die Milch beim Kochen so zäh wie Leim.

Wenn bei einem kranken Kinde der Mutter drei Blutstropfen aus der Nase fallen, so stirbt es.

„Du schast na de Hastedter Heide un di de Dös utnehmen laten“, sagt man in Husum.

„Wo het de Fluß bi Husum?“ wobei man einen in den Finger beißt; der Fluß heißt nämlich Au.

Die Husumer Jungen pflegen mit Eedreschen (einer Schilfart, wovon das untere weiche Ende gern von den Kindern gegessen wird) einen Handel zu treiben, wobei der Kaufpreis gewöhnlich in Stecknadeln besteht; der übliche Vers beim Ausbieten derselben ist:

Wer will vör’n Nahtel Eedreschen kopen?
Ick heff so lang in’t Water lopen.
Een op’t Spitt! Twe op’t Spitt!
Dree op’t allerhöchste Spitt!

 

 

 

 

Du sollst in die Hattstedter Heide [gehen] und dir den Dusel rausnehmen lassen.

„Wie heißt der Fluß bei Husum?“

 

 

 

 

 

Wer will für eine Nadel Eedreschen kaufen?
Ich bin so lange im Wasser gelaufen.
Eine auf Spitze! Zwei auf Spitze!
Drei auf die allerhöchsten Spitze!

Aus Storms Sagenheft, S. 37 ff. (Erstdruck: Mensing, Volkssprache, S. 263 f.):

Der Abschnitt bringt zunächst allerlei Aberglauben: Warzen beseitigen, Hexen unschädlich machen, Diebe festschreiben, Heimweh vertreiben, Mittel gegen Schluckauf und Fußverrenken, unglückbringende Vorzeichen, Todesboten, „Vöröwen“ (z.B. wenn einer ertrinken soll: „dat het jankt in Hawen“; vgl. den Anfang von „Lena Wies“ [...]), über „Himmelsbriefe“ (Dudelkastenlieder, die zum Troste der Gläubigen vom Himmel gefallen sein sollen). Dazwischen steht manches Anekdotenhafte, Scherze und Reimereien, eine Beschreibung des „Kehrut“, des letzten Tanzes auf Bauernhochzeiten. Auch dieser Abschnitt bringt manches, was ausdrücklich als aus Husum stammend bezeichnet wird; [vergl. die edierten Texte!].

 

19

Sonstiges

<1>
Zur guten Nacht
To Bett, to Bett,
De’n Leevsten hett.
De kenen hett,
Mutt oek to Bett.

 

 

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 519 unter Nr. 56 „Sprüche und Segen“ als Nr. 39 (vor „Goden Abent, gode Nacht!“).

Bei Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 76:

Volksreim:
To Bedd, to Bedd,
de’n Leevsten hett!
de keenen hett
mut ook to Bedd!

Derselbe Reim bei Firmenich unter „Mundart Lübecks (S. 66):

Kinder-und Volksreime.
To Bett, to Bett!
Wer’n Leewsten hett!
De keenen hett
Mütt ook to Bett.
Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

 

<2>
Da danzt Bornholm hen
Dies Sprichwort, das in vielen Gegenden Holsteins gilt, ist auf diese Weise entstanden: Die Insel Bornholm war einmal vom König von Dänemark den Lübekern in Pfand gegeben. Da nun der König zu einer Zeit die Stadt besuchte und man ihm zu Ehren ein Fest anstellte, hat er während der Zeit der Frau des Bürgemeisters gewaltig die Cour gemacht und endlich sogar mit ihr getanzt. Da sagten die Leute: „Da danzt Bornholm hen!“ Denn sie wusten, daß der Bürgermeister durch die Ehre seiner Frau sich überaus geschmeichelt fühlte. Ihre Prophezeiung ist auch bald darauf eingetroffen und Bornholm fiel an den König zurück, ohne daß er bezahlt hatte.

Andere erzählen auch so, daß der Lübeker Bürgemeister habe die Ehre haben wollen mit der Frau Königin zu tanzen, welches ihm auch gewährt worden, unter der Bedingung, daß Bornholm wieder an den König käme.

 

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 536f. als Nr. 529 (Mensing, Märchen, Nr. 111) mit dem Hinweis: „Mündlich und Schütze Idiotikon I. 136. – Auf einem Silbergeschirr im Lübeker Rathhause steht die Inschrift: Dat Bornholm sin Herren versaket, / Hefft wi to sulkem Krose gemaket. / Schütze Idiotik. IV. 306. –“

Der Eintrag zum Stichwort „Bornholm“ lautet bei Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 136: Ein in verschiedenen Gegenden Holsteins bekanntes Sprw: da danst Bornholm hen! Man sagt, ein König von Dännemark habe bei seiner Anwesenheit in Lübeck der Tochter oder Frau eines Bürgermeisters die Kour gemacht, und viel mit ihr getanzt. Der Ehgemahl oder Vater habe das gern gesehn, aber seine Landsleute hätten es für eine Vorbedeutung gehalten, daß die an Lübeck verpfändete Insel Bornholm bald an den König zurückfallen werde. Andre kehren es um. Der Lübecker Bürgermeister habe die Ehre haben wollen, mit der Königin zu tanzen. Es sey ihm unter der Bedingung zugestanden, daß Bornholm wieder an den König fallen möge.

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

 

<3>
Duek ünner, duek ünner,
De Welt is dy gram,
Du kanns nich länger läwen,
Du muß der jo van.

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 537 in der Sage „Die Zigeuner“ als Nr. 530 (Mensing, Märchen, Nr. 112) mit dem Hinweis: „Schütze Idiotikon I. 257. [recte: 267] führt den ersten Reim nebst der Sage aus der Gegend von Kolmar an.“

Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 267:

Die Zigeuner, welche vor nicht langen Jahren häufig Holstein durchzogen und in der Gegend von Kolmar in der Marsch lange Zeit hindurch ihr Lager aufschlugen, sollen, der Sage nach, ihre sehr alten Leute, die sie oder sich nicht mehr fortschleppen können, als unnütze Möblen lebendig ins Wasser tauchen und ersäufen, wozu sie die Reimweise stimmen: Duuk ünner, duuk ünner, de Weld is di gramm.

Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 357:
ünnerkrupen: unterkriechen, auch sterben, daher das Sprw. Krup ünner, krup ünner, de Welt is di gramm: stirb, die Welt giebt auf dich nichts mehr.

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

 

<4>
Gegen Hieb und Stich gesichert ist der, der ein weißes Pergament mit diesem Zeichen † A. 36. m. 9. ††† bei sich trägt und dann, wenn der Stich geschehen soll, sagt:
Ich beschwöre dich, Degen gut,
Daß du nicht von mir sollt bringen Blut;
Dies zähl ich dir, Schwert, zur Buß.
In den Namen der Geister Gufalon, Samalecti etc.

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 518 als 36. Stück von Nr. 56 („Sprüche und Segen“) (Mensing, Märchen, Nr. 584) mit dem Hinweis: „Laß Husumsche Nachrichten I. 151“.

Bei Laß, Sammelung einiger Husumischen Nachrichten, Flensburg 1750, S. 151, Anm. (d) heißt es:

Wer e. g. gegen Hieb und Stich gesichert seyn will, der muß auf ein Stück weises Pergament schreiben † A 36. m. 9. ††† es bey sich tragen, und wenn der Stich geschehen soll, sagen: Ich beschwöre dich Degen gut, daß du nicht von mir solt bringen Blut diß zähl ich dir Schwerd zur Busse in den Nahmen der Geister Gufalon, Samalecti &c.

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

 

<5>
Liebessegen
Will eine Jungfer ihren zukünftigen Bräutigam sehen, so mus sie Mitternacht vor Neujahr rückwärts in der Küchenthür stehen und sprechen:

Gott grüß dich Abendstern,
Du scheinst so hell von fern,
Über Osten, über Westen,
Über alle Kreiennesten.
Ist einer zu mein Liebchen geboren,
Ist einer zu mein Liebchen erkoren,
Der komm, als er geht,
Als er steht,
In sein täglich Kleid.

 

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 518f. als 37. Stück von Nr. 56 („Sprüche und Segen“) (Mensing, Märchen, Nr. 584) mit dem Hinweis: „Laß Husumsche Nachrichten I. 151.“

Bei Laß, Sammelung einiger Husumischen Nachrichten, Flensburg 1750, S. 151, Anm. (d) heißt es:

P. Goldschmids verworfener Hexen Adv. p. 396. alwo man nachfolgende Wörter: als GOtt grüß dich AbendStern, du scheinst so hell von fern, über Osten über Westen, über alle Kreyen Nesten, ist einer zu mein Liebchen gebohren, ist einer zu mein Liebchen erkohren, der komm als er geht, als er steht, in sein tägl. Kleyd etc. findet, welche eine Jungfer sagen muß, welche zur Mitternacht vor Neu Jahr, ihren zukünftigen Bräutigam, sehen will: sie muß aber rückwerts in der Küchen Thür stehen.

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

<6>
Herr Jesu, ik will slapen gaen:
Laet veertein Engel by my staen

Twee to mynen Höevden,
Twee to mynen Föten,
Twee to myner rechter Hant,
Twee to myner luchter Hant,
Twee de my decken,
Twee de my wecken,
Twee de my wysen
In dat himmlische Paradiesen.

 

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 520 als 3. Gedicht des 39. Stücks („Zur guten Nacht“) von Nr. 56 („Sprüche und Segen“) (Mensing, Märchen, Nr. 584) mit dem Hinweis: „Vgl. Schütze Idiotik. I. 76. Firmenich S. 246.“ Storm war mit beiden Quellen vertraut; auf das gerade neu erschienene Buch von Firmenich weist er Theodor Mommsen in einem undatierten Brief (März/April 1843) hin.

Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 76:

Gebet der Bettlerinnen u. a. Beterinnen zur Abendzeit:
In dem Bedd ik trede,
14 Engel neem ik mede, (mit)
2 to minen Höven
2 to minen Föten,
2 to miner rechten Sied,
2 to miner luchter Sied,
2 de mi dekken,
2 de mi wekken,
twee de mi den Weg wisen,
to dem himmlischen Paradisen.

Johannes Matthias Firmenich (Hg.): Germaniens Völkerstimmen. Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Märchen, Volksliedern, [...], Berlin o.J. <1843>, S. 246 mit folgenden Erläuterungen: gaae = „gehe“, Schaut = „Schooß“, Waar = „wo“, veertein = „vierzehn“, Föten = „Füßen“ und wys’t = „weisen“.

Avendgebät.
’s Avends, wenn’t ton Bedde gaae,
Legg’k mie in Marieens Schaut,
Marie is mien’ Mooder,
Johannes is mien Brooder,
Jesus is mien G’leidesmann,
De mie ‘n Weg wol wysen kann.
Waar ick ligg’ un waar ick staae,
Folg’t mie veertein Engel na:
Twee to mienem Koppe,
Twee to mienen Föten,
Twee to miener rechten Syt,
Twee to miener linken Syt,
Twee de mie decket,
Twee de mie wecket,
Un twee, de mie’n Weg tom Hemel wys’t.

Das Volksbuch 1846, S. 23 im Kalendarium (Monat November) bringt folgende Fassung mit dem Hinweis „(Volksreim.)“:

Abendgebet einer Bettlerin
In dem Bedd ick trede,
Veertein Engel nehm ick mede,
Twe to minen Höven,
Twe to minen Föten,
Twe to miner rechten Sied,
Twe to miner luchtern Sied,
Twe de mi dekken,
Twe de mi wekken,
Twe de mi den Weg wisen
To den himmlischen Paradisen.

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

 

<7>
de witten Wywer hebbt em ünner.

 

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder S. 580 als Anmerkung zu Nr. 596 („Die Wittfruen“) (Mensing, Märchen, Nr. 484) mit dem Hinweis: „In Schützes Idiotik. IV. 352. werden witte Wywer durch Wahrsagerinnen erklärt und die Redensart angeführt: de witten Wywer (sonst Hexen) hebbt em ünner.“

Schütze, Holsteinisches Idiotikon IV, S. 352: „von einem dessen Krankheit man für Bezauberung hält“.

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

 

<8>
Margreet (St. Margarethen Tag)
Pist in de Nœt.
Swatt Greet
Hett pist in de Nœt.

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder in den „Zusätzen und Berichtigungen“, S. 598: „Es wird auch St. Margaretha an der Stelle der schwarzen Greet genannt. So sagt man statt Margreet (St. Margarethen Tag) pist in de Nœt.

auch:

Swatt Greet
hett pist in de Nœt.

Wenn es an dem Tage regnet, werden die Nüsse faul. Schütze Idiotik. III. 81. II. 66.“

Storm hat auch das Holsteinische Idiotikon für die plattdeutsche Sprüchesammlung ausgewertet.

Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 66: „Swatt Greetj: schwarze Grete, muß einmal (K<ieler> G<egend>) ein säuisches Mensch gewesen seyn, nach welcher man noch von tauben mit Wurmkoth gefüllten Nüssen sagt: da hett swatt Greetj in scheeten.“

Schütze, Holsteinisches Idiotikon III, S. 81: „Margret: Margaretha. Vom Margarethen Kalendertag behauptet der Landmann es regne 4 Wochen lang, wenn es an dem Tage regnet. Margret/ pist in den Nöt./ Dann werden die Nüsse faul.“

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

 

<9>
So oelt
As de Bremer Woelt

Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder in den „Zusätzen und Berichtigungen“ mit einem Hinweis auf Schützes Idiotikon.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon III, S. 173: „Sprw. So oold,/ as de Bremer Woold./ sehr alt.“

Hier nach dem Erstdruck bei Müllenhoff.

 

 

<10>

Volkreim:

Ost und West

to Huus is't best

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 3 als Monatsspruch zum Januar.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon III, S. 177: „Oost un West,/ to Huus ist Best./ Nirgend besser als zu Hause.”

Das Volksbuch 1846 ist das wichtigste Forum für Theodor Storm in den 1840er Jahren; es enthält neben fünf Sagentexten den Schwank „En Döntje“, die „Geschichten aus der Tonne“ und die Gedichte „Der Bau der Marienkirche zu Lübeck“, „Im Frühling“ und „Die Beamtentöchter“ sowie die Szene „Schneewittchen“. Darüber hinaus sind im Kalendarium vier seiner Gedichte ohne Verfasserangabe gedruckt: „Das Kind im Bette“, „Kranzwinden“, „Wie munter die Ähren sich regen“ und „Weihnachten“. Weiter enthält das Kalendarium 18 plattdeutsche Texte, die ohne Verfasserhinweis mit Angaben
wie „Volksreim“, „Sprüchwort“, „Volkswitz“ usw. gekennzeichnet sind. Alle diese Texte sind aus dem Holsteinischen Idiotikon übernommen und leicht verändert worden. Auch dann, wenn es sich ausdrücklich um Redewendungen aus Hamburg handelt, gibt der Redakteur sie als „Holsteinische“ Sprüche aus. Dass Theodor Storm diese Texte herausgeschrieben und bearbeitet hat, ergibt sich aus dem Kontext der Entstehung des Volksbuchs und aus der Tatsache, dass er einige Texte auch für Müllenhoffs Sagensammlung beigetragen hat und dabei handschriftliche Anmerkungen in die von ihm benutzten Bände aus der Husumer Schulbibliothek eingetragen hat (vergl. den Kommentar zu Nr. 16 „Sprichwörter und Redensarten“). Neben einer regelmäßigen „Witterungsschau“ mit Angaben zu extremen Wetterverhältnissen der Vergangenheit enthält das Kalendarium weitere schwankhafte Notizen aus Chroniken, u.a. aus der von Laß. Auch bei diesen Texten könnte Storm der Redakteur gewesen sein, da sich in der Müllenhoffschen Sagensammlung ähnliche Exzerpte finden, die mit Storms Sammeltätigkeit in Verbindung gebracht werden können. Nur von einem Text wissen wir mit Sicherheit, dass er nicht von Theodor Storm stammt. Er schreibt im Brief an Constanze vom 28. 9. 1845: „In dem Inhalt des Biernatzkyschen Volkskalenders, der neulich sehr weitläufig im Altonaer Merkur angegeben war (laß Dir nur die Nummer vom 22. od. 23. Septb. geben) findet sich auch: Zartsinn der Husumer. Obgleich Manches darin von mir ist, ohne daß mein Name dabei steht, so muß ich gegen die Vaterschaft zu diesem Stück, die mir schon im Voraus hier aufgebürdet ist, bündigst protestieren.“

Bei dem von Storm erwähnten Stück handelt es sich um eine Nachricht über den Besuch König Friedrichs V. in Husum im Jahre 1851, zu dem der Magistrat Bürger, die von Blatternarben entstellte Gesichter hatten, aufforderte, „sich bei der Allerhöchsten Ankunft des Königs nicht sollten sehen lassen.“ Volksbuch 1846, S. 5

Den Spruch „Ost und West/ To Huus is’t Best.“ hat Storm in der Novelle „Draußen im Heidedorf“ verwendet: „Es war ein niedriges, aber geräumiges Zimmer; der weiße Sand auf den Dielen, die blanken Messingknöpfe an dem Beileger-Ofen, Alles zeugte von Sauberkeit und Ordnung. Den Fenstern gegenüber befanden sich zwei verhangene Wandbetten; vor dem einen, mit der zwischen Vergißmeinnicht gemalten Überschrift: »Ost un West, to Huus is best«, stand eine jetzt leere hölzerne Wiege.“ (LL 2, S. 86.).

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<11>
Altholsteinischer Kernspruch: Gott gift uns wol de Ossen, man wi möt se bi de Hörn in’t Huus trecken.

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 3 zum Monat Januar.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 159: „Gott givt uns wol de Ossen, man wi möt se bi de Hörn int Huus trekken: ohne Mühe hat man nichts.“ und III, S. 182: „Hamb. Sprw. Gott givt uns wol de Ossen man wi moten se bi de Hören int Huus trecken: wer was haben will, muß was drum thun.”

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<12>
En Stückschen ut de Muuskist
(Nicht ohne Nutzanwendung)
Ik wull for dusend Daler nich
Dat mi de Kopp af wer’,
Denn lep ik mit den Rump herüm
Un wüß nich, wo ik wer’,
Un alle Lüd’, de wurren schreen,
Wat’s dat for Een, wat’s dat for Een!

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 5 als Monatsspruch zum Februar. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 198: „Volksreim:/ Ik wull vör dusend Daaler nig,/ dat mi de Kopp af weer:/ denn leep ik mit den Rump herum/ un wüss nig, wo ik weer,/ un alle Lüde würren schreen:/ wats dat vör Een, wats dat vör Een!“

Nach Schütze (Idiotikon IV, S. 216) bedeutet „Een Stükschen ut de Musekist: übelklingende Musik“ und (nach II, S. 260) „En Stükschen ut de Muuskist singen: schlechte Singerei.“ Storm stellt den Volksreim durch die Überschrift in einen neuen Zusammenhang, da das Wort „Muuskist“ in der Überschrift seine negative Konnotation verliert und zusammen mit dem Hinweis „Nicht ohne Nutzanwendung“ zu einer ironischen Distanz gegenüber dem absurden Gedicht auffordert. Für Storm als Lieferanten spricht auch folgende Formulierung in der Erzählung „Geschichten aus der Tonne“, die er ebenfalls im Volksbuch auf das Jahr 1846 veröffentlicht hat (S. 81–88):

„Nun Claas“, sagte ich, nachdem ich unser Häuschen gehörig verschlossen hatte, „was hast du denn heute Abend?“
„Es ist ein ganz altes Stück“, sagte Claas, „das meiner Großmutter schon von ihrer Urgroßmutter erzählt ist, und die hat gesagt, es sei ein Stück aus der Mauskiste.“
„Nun“, sagte ich, „so erzähle; die Stücke aus der Mauskiste sind mir immer die liebsten gewesen.“ (S. 82)

Die Illustration ist die gleiche wie zu Storms Gedicht „O wär’ im Februar doch auch“ zum Monat Februar im Volksbuch auf das Jahr 1848. Diese und auch die folgenden Vignetten stehen – anders als die Illustrationen zu den Sagentexten – in keiner Beziehung zu den Sprichwörtern. Sie werden deshalb hier nicht wiedergegeben.

Muuskist Man versteht darunter eine Polterkiste (analog wie Polterkammer), in der alte Sachen aufbewahrt werden. (Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schlesig, Holstein und Lauenburg, Bd. IV, 1861, S. 147)

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<13>
Sentenz. Wenn een Pracher den annern wat gift, so freut sick de Engel im Himmel.

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 5 zum Monat Februar mit dem Hinweis „(Volkssprüchwort.)“

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon III, S. 230: „Wenn een Pracher dem annern wat givt, so freut sik de Engel in Himmel (Hamb. Alt.): wenn ein Armer den andern beschenkt, oder seine Armuth mit ihm theilt, freun sich Engel.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<14>

Volksreim:

De dar sei’t
De dar meiht.

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 7 zum Monat März. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon IV, S. 4: „De der sait/ de der mait/ wer säet, mähet, wer gut schmert, gut fährt.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<15>

Volksreim:

Wenn de Boom is groot
So is de Planter doot.

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 9 zum Monat April. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 74: „Wenn de Boom is groot/ so is de Planter dood:/ Sprichwort, Wahrwort! denn wie wenige überleben die selbstgepflanzten Bäume. Daher der eigennützigen Nichtanpflanzer so viele!“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<16>
Der echte Trost
Oel un Eetig in de Wunnen
Maakt gesund to allen Stunnen.

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 9 zum Monat April mit dem Hinweis „(Volksreim.)“

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon IV, S. 218: „Spr.reim. Oel un Eetig in de Wunnen/ makt gesund to allen Stunnen. von sanften heilsamen Tröstungen gebraucht.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<17>
Sinnspruch: Wenn’t regent hett’, is de Nachtigall am lustigsten.

 

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 11 zum Monat Mai.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon III, S. 131: „Wennt regnet hett, sagt unser Landmann, is de Nagtigaal am lustigsten: nach dem Frühlingsregen singt sie am lustigsten, heitersten.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<18>

Sprüchwort:

De Fuulen dregt sick doot,
De Flitigen loopt sick doot.

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 13 als Monatsspruch zum Juni. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 341: „De Fuulen dreegt sik dod, de Flietigen lopt sik dod: der Faule ladet sich viel auf, um einen Gang zu sparen, der Fleißige wenig, aber er geht oft. Alles mit Maaße. Man kann des Guten auch zu viel thun.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<19>
Sprüchwort: Veel Linnen in de Kist is en heemlichen Riekdoom, knapp Linnen in de Kist en heemliche Armod.

Erstdruck: Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 13 zum Monat Juni.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon III, S. 43f.: „Die Holst. Frauen haben eine schöne Redensart, die sie oft im Munde führen:
Veel Linnen in de Kist is en hemlichen Riekdom; knapp Linnen in de Kist is en hemliche Armod: viel Leinen in der Kiste ist ein verborgener Reichthum; wenig Leinen darin heimliche Armuth. Eine Aufmunterung zum Fleiß und zur Sparung.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<20>
Lebensregel: Laat di Tied un itt Brod to.

Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 15 als Monatsspruch zum Juli. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 155: „Lat di Tied un itt Brod to: übereile dich nicht.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<21>
Beim Besuch ohne Zweck. Goden Abend! de Katt hett hier wol keen Wettsteen bröcht?

Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 17; zum Monat August mit dem Hinweis „(Volkswitz.)“

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 201: „Goden Dag, hett de Katt hier keen Wetsteen brögt? wenn man wohin geht ohne Beruf.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<22>
Lebensregel: Pütt und Pööl möt’ erst vull sien, eh’r de Frost kummt.

Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 19 als Monatsspruch zum September. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon IV, S. 326: „Pütt und Pöl mötet erst vull sin, eer de Frost kummt: woher das Sprw.? Einer wollte es von Pfützen und Sümpfen herleiten: die erst voll seyn müssen, eh es Frostwetter werde. Ein andrer: die Töpfe müssen erst voll eingekochten sauern Gänsefleisch und die Pfützen voll Wasser seyn, dann komme der Frost und Winter (K<ieler>. G<egend>.).“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<23>
Altholsteinischer Wahlspruch: Ohlen Globen un ohlt Beer.

Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 21 als Monatsspruch zum Oktober. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon III, S. 175: „Oolen Globen un oolt Beer: alter Glaube, und altes Bier ist, (nach der Versichrung des Vf. von Niedersachsen 2 Th. S. 203.) das Simbol des grossen Haufens in Lüb. wie in Bremen.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<24>
Der beste Mäßigkeitsverein: Johann Smaal!/ Sett du di bi mi daal.

Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 21; zum Monat Oktober mit dem Hinweis „(Volksreim.)“

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 194: „Johann Smaal/ sett di bi mi daal!/ Volksreim, wahrscheinlich des Sinns: Freund der Mäßigkeit, sey du mir willkommen!“ Vergl. auch I, S. 197: „Daalsetten: niedersetzen, hinsetzen.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<25>
Sprüchwort: De Winter hollt vör, de Sommer geit ünner de Hannen weg.

Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 23 als Monatsspruch zum November. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon IV, S. 365: „Ueber die Länge der Winterabende sagt man halb im Scherz: de Winter hollt vör, de Sommer geit ünner de Hannen weg; der Sommer vergeht einem schnell, der Winter ist auf Dauer, lang.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<26>
Zwei altholsteinische Wahlsprüche
1. Ick bün good un dat is’t ok All, seggt de Holsteener!!!!??
2. Gott fürchten un driest sien.

Volksbuch 1846 im Kalendarium, S. 25; zum Monat Dezember. 1. Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 48: „Ik bün good un dat ist ook all sagt der anspruchlose Holsteiner: gut bin ich, kann aber sonst nicht viel Rühmens von mir machen.“ 2. Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 59: „Gott fürchten un driest sien: ein Hamb. Bonmot.“ (Gott fürchten und dreist, frech sein.)

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<27>
Alter Reim
Hadde wie alle einen Loven,
Gott undt den gemeenen Nutt vor Oghen,
Guden Frede unde recht Gerichte,
Eine Ellen Mate unde Gewichte,
Eine Münte unde gudt Geldt:
So stünd et wol in aller Welt.

 

Volksbuch 1846, S. 89.
Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon III, S. 53: „Hadde wy alle einen Louen,/ Godt vnde den gemeenen nutt vor oghen,/ guden frede vnde recht gerichte,/ eine ellen, mate vnde gewichte/ eine münte vnde gudt geldt/ so stündet wol in aller welt./ Hätten wir alle einen Glauben, Gott und das gemeine Beste vor Augen, guten Frieden und recht Gericht, eine Elle, Maaß und Gewicht, eine Münze und gutes Geld, so stünd es wohl in aller Welt!“ Vergl. auch II, S. 41.

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<28>
Vorsicht:
De Krut un Bickbeern plücken will,
De bruk sin Holtschen un sin Brill
Dar liggt in menning düstern Lake
Verdeckt en Ueze oder Snake.
(Alter Reim.)

Volksbuch 1846, S. 162

Zu diesem Gedicht in plattdeutscher Sprache lässt sich kein Hinweis in Schützes Idiotikon finden; es wird aus einer anderen Quelle stammen. Ob es auch von Storm beigetragen wurde, lässt sich nicht entscheiden. Dafür spricht die verkürzte Form „Holtsche“ für Holzschuhe, die auf die Gegend um Husum verweist, sowie „Lake“ für Lache oder Sumpf. Storm verwendet diesen Ausdruck auch später in der Novelle „Draußen im Heidedorf“: „dort hinten im Moor bei der schwarzen Lake“ (LL 2, S. 83). Ich drucke es hier der Vollständigkeit halber nach dem Volksbuch 1846, S. 162.

Übersetzung:
Wer Kräuter und Heidelbeeren pflücken will,
der braucht seine Holzschuhe und seine Brille:
Da liegt in manchen düsteren Sumpf
Verdeckt eine Kröte oder Schlange

 

 

<29>
Spruch: Wenn Gott Een Dör tomaakt,
maakt he de anner aapen

Volksbuch 1847 im Kalendarium, S. 4 als Monatsspruch zum Januar. Mit einer Vignette. Auch die Volksbücher 1847 ff. enthalten sporadisch eingestreute plattdeutsche Verse, die zur Sammlung Storms aus dem Idiotikon gehören.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 238: „Wenn Gott een Dör tomakt, makt he de andre aapen: Gott läßt auf Leid oft Freude folgen.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<30>
Lebensregel: Fasten is keen Brod sparen.

Volksbuch 1847 im Kalendarium, S. 6 als Monatsspruch zum Februar. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon I, S. 310: „Fasten is keen Brod sparen: sagt das Sprichwort, weil man nach dem Fasten nur hungriger wird.

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<31>
Lebensregel: Teinerlei Handwark un hunnerterlei Unglück.

Volksbuch 1847 im Kalendarium, S. 10 als Monatsspruch zum April. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon IV, S. 255: „Teinerlei Handwark un hunnerterlei Unglük (K<ieler> G<egend>) von oder zu einem, der sich in viel Fächern versucht, viel kann, und dem nichts glückt.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<32>
Lebensregel: Je groter Hast, je minder Spood.

Volksbuch 1847 im Kalendarium, S. 18 als Monatsspruch zum August. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 110: „Je gröter Hast, je minder Spood: durch zu große Eile wird eine Sache mehr gehindert als gefördert, nach dem Holl. J. Cats.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<33>
Sinnspruch: Tellte Schaap ward ok beten.

Volksbuch 1849 im Kalendarium, Monatsspruch zum Juli. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon IV, S. 17: „Tellte Schaap wart ook beten: Gezählte Schafe werden auch gebissen. Auch durch die beste Ordnung wird oft ein Strich gemacht.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<34>
Sentenz: Wiese Höner leggt ok in de Netteln.

Volksbuch 1849 im Kalendarium, zum Monat September.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 155: „Wiese Höner leggt ook Netteln auch in de Netteln (ganz Holst.): kluge Leute fehlen auch.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<35>
Lebensregel: De Grütt wart nich so heet uteeten as se upfüllt wart.

Volksbuch 1849 im Kalendarium, Monatsspruch zum Oktober. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 77: „De Grütt wart nig so heet uteeten, as se upfüllt wart: die Sache wird nicht so schlimm enden, als sie anschien.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<36>
Sentenz: En goden Weg in de Krümm Is nich üm.

Volksbuch 1849 im Kalendarium, Monatsspruch zum November. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 355f.: „En goden Weg in de Krümm,/ is nig üm,/ (n. d. Holl.) (K<ieler>. G<egend>.) ein guter Umweg ist nicht um, nicht aus dem Wege, eben weil er gut ist.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<37>
Sprüchwort: Unse Herrgott is keen Richter tor Stünn.

Volksbuch 1849 im Kalendarium, Monatsspruch zum Dezember. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon II, S. 59: „Unse Herr Goot is keen Richter tor Stünn (K<ieler>. G<egend>.): Gott straft nicht immer sogleich, zur Stunde.“

Hier nach dem Erstdruck.

 

 

<38>
Sprüchwort: Man smit nich ümmer hen, wo man hen winkt.

Volksbuch 1850 im Kalendarium, Monatsspruch zum Januar. Mit einer Vignette.

Nach Schütze, Holsteinisches Idiotikon IV, S. 129: „He smitt da nig hen wo he henwinkt: (Gl<ückstadt>.) von einem Doppeltzüngigen, Falschen, List

 

 

Die im Abschnitt „Sprichwörter und Reime“ versammelten plattdeutschen Verse hat Storm so aufgeschrieben, wie er sie in seiner Heimat vom Hörensagen kannte oder hat sie aus gedruckten Quellen übernommen und in seiner Rechtschreibung notiert. Eine Auswahl aus seiner umfangreichen Sammlung, die neben Rätseln, Liedern und anderen Kurztexten einen Teil seiner Sagensammlung darstellt, hat er gemeinsam mit seinem Freund Theodor Mommsen im Volksbuch 1844 veröffentlicht, die zum Teil in die Müllenhoffsche Sammlung aufgenommen wurden. Weitere wurden von Otto Mensing aus den Nachlasspapieren Karl Müllenhoffs veröffentlicht; außerdem habe ich bisher ungedrucktes handschriftliches Material ausgewertet. Auch in diesen Fällen werden die Texte buchstabengetreu nach den jeweiligen Quellen wiedergegeben.

In nicht allen Fällen ist die Autorschaft Storms sicher nachweisbar; manche dieser Texte wurden nicht unter seinem Namen veröffentlicht, sondern lediglich mit dem Zusatz „Mitgetheilt“ oder mit dem Hinweis auf schriftliche Aufzeichnungen gedruckt. Sowohl mit der Korrespondenz mit Theodor Mommsen als auch mit Karl Müllenhoff lässt sich belegen, dass Sagentexte zwischen den Sammlern mehrfach hin und her geschickt wurden. In diesem Bearbeitungsprozess hat es immer wieder Eingriffe in die Texte gegeben und auch aus historischen Quellen herausgeschriebene Sagen weisen inhaltliche und stilistische Bearbeitungsspuren auf. Die Endprodukte dieser Prozesse, wie wir sie in Müllenhoffs Sagensammlung lesen können, sind, soweit sie mit Theodor Storm in Verbindung gebracht werden können, oft auch von Theodor Mommsen bearbeitet und zum Schluss noch einmal von Müllenhoff redigiert oder sogar neu gefasst worden.

 

Sprichwörter und Reime

Bereits unter den ersten Ergebnissen der Sammeltätigkeit in Husum und Umgebung, die Storm Ende 1842 zu Mommsen nach Kielschickte, befanden sich auch eine Reihe von plattdeutschen Reimen und Sprüchen; Storm schreibt darüber an Mommsen am 31. Oktober: „meine Mutter interessiert sich dafür; auch Nähmädchen sind nicht zu verachten.“ Mommsen bedankte sich bei Storm dafür und versprach „kleine Nachträge“ zu den „,plattdeutschen Sachen“ (Brief Mommsens an Storm vom 16. Januar 1843). Zwar standen bei den Überlegungen zur Veröffentlichung einiger Proben in Biernatzkis „Volksbuch“ die schleswig-holsteinischen Sagen im Mittelpunkt, Mommsen erwähnt jedoch auch die kleineren Früchte der Sammelbemühungen (Brief vom 5. Februar 1843): Für Sprichwörter, Volksverse und Witze findet sich gewiß noch sonst Raum; sie gehören ja in die Kategorie der Interpunkzionszeichen. Wissen Sie neue mir noch unbekannte Beiträge, so theilen Sie sie mir mit: jedenfalls schicke ich Ihnen das redigierte Manuskript ehe ich es aus den Händen gebe. Storm wertete das vierbändige Holsteinische Idiotikon (1800-1806) aus, ein auf eine Sprachlandschaft oder Mundart begrenztes Wörterbuch, das er aus der Bibliothek der Husumer Gelehrtenschule auslieh und mit handschriftlichen Randglossen versah. Am 12. Februar bat Karl Leonhard Biernatzki Theodor Mommsen, die bereits gesammelten holsteinischen Sagen und Sprichwörter für den Druck im „Volksbuch“ vorzubereiten (vergleiche den Briefwechsel Storm-Mommsen, S. 59). In seinem Brief an Storm vom 7. März 1843 erwähnt Mommsen eine weitere Sammlung holsteinischer Sagen, die der Elmschenhagener Pastor Adam Jessin zusammengetragen und dem Kieler Verleger Klose, bei dem die ersten beiden Bände des Volksbuchs erschienen, zum Druck angeboten hat; da aber nach Otto Mensing „sämtliche im Volksb. für 1844 mitgeteilte Sprichwörter“ handschriftlich in Storms Sagenheft eingetragen waren, kann es in diesem Bereich keine weitere Zusammenarbeit mit Pastor Jessin mehr gegeben haben. Inwieweit Karl Müllenhoff für die Abteilung „Lieder und Reime“ seiner Sagensammlung auch auf Storms plattdeutsche Texte zurückgegriffen hat, läßt sich nicht mehr vollständig rekonstruieren; Müllenhoff schreibt (S. 608): Alle mitgetheilten Reime, Räthsel, vielleicht außer einigen Spielen, sind allen plattdeutsch redenden Gegenden des Landes gemein, bald hier, bald dort minder vollständig und in guter Form. Dr. Klanders reiche Sammlung ist zwar die Hauptquelle gewesen, aber sehr zahlreich sind mir auch die Sachen fast aus allen Theilen des Landes mitgetheilt oder hatte ich sie in Ditmarschen u. s. f. gesammelt, so daß fast überall eine gegenseitige Ergänzung und Berichtigung der oft sehr entstellten Stücke geschehen konnte.

In dieser Edition werden die plattdeutschen Sprichwörter und Reime in der Reihenfolge wiedergegeben, in der sie im Volksbuch 1844 erscheinen. Storm stellte Müllenhoff weiteres Material in dem ihm zugesandten Sagenheft zur Verfügung, darunter auch Sprichwörter und Redensarten, die aber nur teilweise oder gar nicht gedruckt wurden. Einige davon werden von Mensing in seinem Beitrag über ,,Volkskunde und Volkssprache bei Theodor Storm“ (Mensing, Volkssprache) vollständig zitiert (es handelt sich um die Nummern 5, 6, 10, 13–18 in dieser Ausgabe), bei anderen gibt er die Nummern in Müllenhoffs Sammlung an (7–9). Die Sprüche und Lieder unter 11, 12 und 19 (1–9) stammen z.T aus der Müllenhoffschen Sammlung und sind mit großer Wahrscheinlichkeit auch von Storm beigetragen worden, denn die Quellenangaben „Idiotikon“ und „Laß“ weisen erneut auf den Husumer hin, der wahrscheinlich auch Beiträger der meisten in den Volksbüchern 1847, 1849 und 1851 gedruckten Texte aus den Chroniken von Heimreich und Laß ist.

Alle Texte aus den Volksbüchern, hier 19 (10–37) hat Storm für Biernatzki aus Schützes Idiotikon herausgeschrieben.

Storm hat Lieder, Sprüche und plattdeutsche Verse immer wieder in seinen Novellen verwendet, wenn er das Leben einfacher Leute anschaulich beschreiben wollte; obwohl seine Erzählungen in Hochdeutsch geschrieben sind, lässt er diese Menschen Plattdeutsch sprechen und erzeugt dadurch eine hohe Authentizität. Dies wird vor allem in der Altersnovelle „Bötjer Basch“ deutlich, wo die Personen aus dem Husumer Handwerkermilieu immer wieder Lieder und Sprüche zitieren. Aber auch in anderen Erzählungen hat er dieses Stilmittel eingesetzt. Vergl. dazu Otto Mensing, Volkssprache, S. 267 ff. Mensing zitiert in diesem Zusammenhang weitere Eintragungen aus Storms verlorenen handschriftlichen Notizen: Zum Thema Glück: „es bringt Glück, wenn Kinder mit einem Stück Eihaut zur Welt kommen; die Mütter bewahren es sorgfältig und nennen es eine Glückshaube“ (S. 275). Zu Sitte und Brauch: „Beim Nötigen: En vör’t Fragen un en vör’t Kragen“ (S. 276).

 

Abkürzungen

Firmenich: Germaniens Völkerstimmen, Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Mährchen, Volksliedern u.s.w. Herausgegeben von Johannes Matthias Firmenich, Berlin o.J. <1843> [Bd. 1].

Idiotikon I-IV: Holsteinisches Idiotikon, ein Beitrag zur Volkssittengeschichte; oder Sammlung plattdeutscher, alter und neugebildeter Wörter, Wortformen, Redensarten, Volkswitzes, Sprüchwörter, Spruchreime, Wiegenlieder, Anekdoten und aus dem Sprachschatze erklärter Sitten, Gebräuche, Spiele, Feste [...] von Johann Friedrich Schütze. 4 Theile, Hamburg 1800, 1801, 1802 und 1806.

LL: Theodor Storm: Sämtliche Werke in vier Bänden. Herausgegeben von Karl Ernst Laage und Dieter Lohmeier. Frankfurt am Main 1987/88. (mit Band und Seitenangabe)

StA: Storm-Archiv Husum

 

Literatur

Gottfried Heinrich Handelmann: Nachträge und Zusätze zu Müllenhoff’s Sagen, Märchen und Liedern der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. In: Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Bd. 1 (1858) – Bd. 10 (1869).

Otto Mensing: Volkssprache und Volkskunde bei Theodor Storm. In: Nordelbingen Bd. 2 (1923), S. 234–276. (Mensing, Volkssprache)

Otto Mensing: Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch, Neumünster 1927.

Karl Müllenhoff (Hg.): Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel: Schwerssche Buchhandlung 1845. (Müllenhoff)

Neue Ausgabe besorgt von Otto Mensing, Schleswig 1921 (mit veränderter Zählung). Neudruck: Kiel 1985. (Mensing, Märchen). In dieser Edition wird nach der von Müllenhoff besorgten ersten Auflage zitiert.

Volksbuch für das Jahr 1844, mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Mit Beiträgen von [...], J. Th. Mommsen, [...], Th. Woldsen-Storm, [...], herausgegeben von K(arl) L(eonhard) Biernatzki. Kiel: Schwers’sche Buchhandlung <1843>. (Volksbuch 1844). Darin: Schleswig-Holsteinische Sagen. Von Th. Woldsen-Storm und Jens Th. Mommsen. S. 80–96; Sprichwörter in plattdeutscher Sprache. Mitgetheilt von Th. WoldsenStorm, Advokat in Husum, und Jens Th. Mommsen, Kandidat der Rechte in Altona. <Inhaltsverzeichnis> S. 57 f., 120 f., 210.; Plattdeutsche Reime. (Mitgetheilt von Th. Woldsen-Storm und Jens Th. Mommsen, S. 235 f.

Volksbuch auf das Jahr 1846 für die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Mit Beiträgen von [...], Theodor Storm u. A., herausgegeben von K(arl) L(eonhard) Biernatzki. Altona: im Verlage der Expedition des Altonaer Mercur’s <1845>. (Volksbuch 1846) Darin: En Döntje, S. 35; Geschichten aus der Tonne, S. 81–88; Vaterländische Sagen und Geschichten, S. 138–145; Sprichwörter in plattdeutscher Sprache.

Volksbuch für das Jahr 1847, mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Mit Beiträgen von [...], herausgegeben von K(arl) L(eonhard) Biernatzki. Altona: Verlag der Expedition des Altonaer Mercur’s <1846>. (Volksbuch 1847) Darin: Vaterländische Anekdoten, Sagen und Geschichten, S. 132–144; Sprichwörter in plattdeutscher Sprache.

Volksbuch auf das Jahr 1849 für Schleswig, Holstein und Lauenburg. Mit Beiträgen von [...], Theodor Storm, [...] u. A., herausgegeben von Karl Biernatzki. Altona, Verlag der Expedition des Altonaer Mercur’s <1848>. (Volksbuch 1849) Darin: Züge aus unserem vaterländischen Volksleben, S. 49–56; Sprichwörter in plattdeutscher Sprache.

Volksbuch auf das Jahr 1850 für die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Mit Beiträgen von [...] Theodor Storm u. A., herausgegeben von Karl Biernatzki. Altona <1849>. (Volksbuch 1850) Darin: Sprichwörter in plattdeutscher Sprache.

 

 

zurück zu den Lesefrüchten