15. Hauke stürzt sich ins Meer
Auf dem Deich. Arbeiter graben, Hauke kommt.
Hauke
Haien Halt! Halt! Was treibt Ihr
hier für Teufelsunfug?
Hauke springt vom Pferd und packt einen der Deicharbeiter.
Hauke
Haien Nun, so sprich! Was treibt Ihr hier,
was soll das heißen?
Deicharbeiter Wir sollen den neuen Deich durchstechen, Herr!
damit der alte Deich nicht bricht!
Hauke Haien Was sollt ihr?
Deicharbeiter Den neuen Deich durchstechen!
Hauke
Haien Und den Koog verschütten? –
Welcher Teufel hat Euch das befohlen?
Deicharbeiter Das war kein Teufel, Herr;
Ole Peters war es; der hat’s befohlen!
Hauke
Haien Kennt Ihr mich? – Wo ich bin,
hat Ole Peters nichts zu ordinieren!
Fort mit Euch! An Euere Plätze,
wo ich Euch hingestellt!
Er sprengt mit seinem Schimmel zwischen sie.
Fort, zu Euerer oder zu des Teufels Großmutter!
Deicharbeiter „Herr, hütet Euch!
Einer aus dem Haufen und stößt mit seinem Spaten gegen das wie rasend sich gebärdende Tier; aber ein Hufschlag schleudert ihm den Spaten aus der Hand, ein Anderer stürzt zu Boden. Da plötzlich erhebt sich ein Schrei aus dem übrigen Haufen, ein Schrei, wie ihn nur die Todesangst einer Menschenkehle zu entreißen pflegt.
Hauke
Haien Herr Gott! Ein Bruch!
Ein Bruch im alten Deich!
Deicharbeiter Euere Schuld, Deichgraf! Euere Schuld!
Nehmt’s mit vor Gottes Thron!
Hauke geht ein paar Schritte gegen den Sturm.
Hauke
Haien Herr Gott, ja ich bekenn’ es,
ich habe meines Amtes schlecht gewartet!
Er blickt über den Koog zur Gest.
Sie werden Alle fort sein, Alle!
Freilich auf mancher Werfte wird
ein Haus in Trümmern liegen,
schlechte Jahre werden für die Fennen kommen;
Wir müssen’s tragen, und ich will helfen,
auch denen, die mir Leids getan;
nur, Herr, mein Gott,
sei gnädig mit uns Menschen!
Der Hauke-Haiendeich, er soll schon halten;
er wird es noch nach hundert Jahren tun!
Ein Deichstück stürzte vor ihm in die Tiefe.
Elke! Elke! Zurück! Zurück!
Mein Kind! O Elke, o getreue Elke!
Das Ende!
Vorwärts, Schimmel!
Herr Gott, nimm mich;
verschon’ die Andern!
Hauke stürzt sich ins Meer.