Ludwig Tieck: Die Elfen
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Ludwig Tieck (1773–1853). Portrait von Joseph Karl Stieler (1838).
Die Erzählung Die Elfen entstand 1811 und erschien 1812 in Tiecks Sammlung Phantasus. Ein textidentischer Abdruck wurde 1828 im vierten Band von Tiecks „Schriften“ (Berlin 1828) veröffentlicht. Der Text folgt dem Erstdruck und wurde unter Beibehaltung des Lautstande, der Groß- und Kleinschreibung, der Getrennt- und Zusammenschreibung sowie der Zeichensetzung den Regeln der neuen Rechtschreibung angeglichen. Der Drucktext ist nicht in Abschnitte gegliedert. DWB: Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm. |
Wo ist denn die Marie, unser Kind? fragte der Vater. Sie spielt draußen auf dem grünen Platze, antwortete die Mutter, mit dem Sohne unsers Nachbars. Dass sie sich nicht verlaufen, sagte der Vater besorgt; sie sind unbesonnen. Die Mutter sah nach den Kleinen und brachte ihnen ihr Vesperbrot. Es ist heiß! sagte der Bursche, und das kleine Mädchen langte begierig nach den roten Kirschen. Seid nur vorsichtig, Kinder, sprach die Mutter, lauft nicht zu weit vom Hause, oder in den Wald hinein, ich und der Vater gehn aufs Feld hinaus. Der junge Andres antwortete: O sei ohne Sorge, denn vor dem Walde fürchten wir uns, wir bleiben hier beim Hause sitzen, wo Menschen in der Nähe sind. Die Mutter ging und kam bald mit dem Vater wieder heraus. Sie verschlossen ihre Wohnung und wandten sich nach dem Felde, um nach den Knechten und zugleich auf der Wiese nach der Heuernte zu sehn. Ihr Haus lag auf einer kleinen grünen Anhöhe, von einem zierlichen Stakete umgeben, welches auch ihren Frucht- und Blumengarten umschloss; das Dorf zog sich etwas tiefer hinunter, und jenseit erhob sich das gräfliche Schloss. Martin hatte von der Herrschaft das große Gut gepachtet, und lebte mit seiner Frau und seinem einzigen Kinde vergnügt, denn er legte jährlich zurück, und hatte die Aussicht, durch Tätigkeit ein vermögender Mann zu werden, da der Boden ergiebig war und der Graf ihn nicht drückte. Indem er mit seiner Frau nach seinen Feldern ging, schaute er fröhlich um sich, und sagte: wie ist doch die Gegend hier so ganz anders, Brigitte, als diejenige, in der wir sonst wohnten. Hier ist es so grün, das ganze Dorf prangt von dicht gedrängten Obstbäumen, der Boden ist voll schöner Kräuter und Blumen, alle Häuser sind munter und reinlich, die Einwohner wohlhabend, ja mir dünkt, die Wälder hier sind schöner und der Himmel blauer, und so weit nur das Auge reicht, sieht man seine Lust und Freude an der freigebigen Natur. Sowie man nur, sagte Brigitte, dort jenseit des Flusses ist, so befindet man sich wie auf einer andern Erde, alles so traurig und dürr; jeder Reisende behauptet aber auch, dass unser Dorf weit und breit in der Runde das schönste sei. |
Wo ist denn: Der Text beginnt mit einer wörtlichen Rede des Vaters. Das ist für ein Märchen untypisch. Die Elfen zwischen Märchen und Novelle – Gattungsspezifische Besonderheiten Das klassifikatorische Problem (das einen Literaturwissenschaftler eigentlich viel weniger interessieren sollte als einen Buchhändler) lässt sich im Fall von den Elfen auf die einfache Frage beschränken: Ist Tiecks Text der Märchengattung zuzuordnen oder stellt er eher eine phantastische Erzählung bzw. Novelle dar? Die Antwort auf diese Frage ist – aus analytischer Perspektive – nur unter der Bedingung signifikant, dass gattungsspezifische Charakteristika einen bedeutsamen Einfluss auf die Form bzw. den Inhalt eines literarischen Textes haben. Diesen Einfluss sollte man indessen weder verabsolutieren noch geringschätzen, sondern adäquat konkretisieren, und zwar als keinen unmittelbaren, wohl aber einen indirekten Einfluss. Es sind schließlich nicht die Gattungsgesetze, die den Aufbau eines künstlerischen Werkes bestimmen. Im Gegenteil: Das originelle, zum Prototyp jeweiliger Gattung gewordene Werk schafft erstmal gewisse homogene ,Spielregeln‘, an die sich seine späteren Nachläufer entweder halten oder sie zu modifizieren bzw. gar zu brechen suchen. […] In dieser Hinsicht ist die Situation mit der Märchengattung insofern kompliziert, als es keinen derartigen einzelnen Archetyp gibt, ja überhaupt geben kann, denn die ersten Gattungsvertreter, die Volksmärchen, sind sowohl autorenlos als auch zeitgeschichtlich nicht immer fixiert, so dass die Gattung an sich archetypisch bzw. mythenhaft konzipiert wird. Dennoch existieren natürlich mehrere als märchentypisch geltende Faktoren. Prüft man Die Elfen nach der An- bzw. Abwesenheit dieser Faktoren, so kann das Ergebnis schematisch folgendermaßen zusammengefasst werden:
Aus der skizzierten Tabelle
wird sichtbar, dass die Märchenelemente und die Züge eines realistischen
Prosatextes sich in den Elfen gegenseitig ausgleichen und ergänzen. Um die
verborgene, unauffällige und doch sinnstiftende Besonderheit dieser seltsamen
Geschichte zu erkennen, sollte man daher ihrem Aufbau mehr Aufmerksamkeit
schenken als dem, was auf der bloßen Handlungsebene passiert. Der Handlungsraum wird in Handlungssektoren gegliedert: Zwei übergeordnete Haupträume – dies- und jenseits des Flusses – sowie einen untergeordneten Teilraum (Tannengrund). Ganz nach Lotmans Raumtheorie teilt die Grenze bei Tieck „den Raum in zwei disjunkte Teilräume“ (Lotman 1993: 327), wobei die Kerneigenschaft dieser Grenze in deren „Unüberschreitbarkeit“ (ebd.) besteht. Letztere beruht auf dem elterlichen Verbot, sich in den Tannengrund zu begeben, das von Marie gebrochen wird. Die Gegend jenseits des Flusses bildet dagegen keinen Aktions-, sondern einzig einen Erinnerungsraum oder, genauer gesagt, einen ,erinnerten Raum‘. Das ehemalige Zuhause von Martin und Brigitte, das ausschließlich im ersten Elterngespräch und im letzten Satz des Textes auftaucht, fungiert hier nur als trüber, fruchtloser Gegensatz zum jetzigen Lebensort der Hauptfiguren – dem heiteren, gutsituierten Dorf diesseits des Flusses. Vesperbrot: Zwischenmahlzeit am Nachmittag Stakete: Zaun aus senkrechten Latten Folgendes Schema soll diese dreidimensionale Raumteilung summarisch veranschaulichen: |
Die
Tatsache, dass der finstere, furchterregende Tannengrund sich ausgerechnet
diesseits des Flusses befindet und den ansonsten einwandfreien, vorbildlichen
Raum durch das bloße Dasein-Faktum befleckt, ist strukturell wie semantisch
relevant, denn eben dieses depressiv wirkende Außenseitergebiet entpuppt sich
später als wunderschönes Elfenreich. Letzteres bildet damit eine Art Binnenraum,
welcher von der tüchtigen, christlichen Bauernwelt sorgfältig abgegrenzt ist.
Die Grenzen markieren «Strom» und «Hügel mit Birnbaum». Im Zentrum liegt, von
einem Bach eingeschlossen und von einem Hund bewacht, das Elfenreich. Ein
Tannenwald und ein mit Wächtern besetzter Wald schirmen es kreisförmig von der
Außenwelt ab. Als Reich der Phantasie grenzt es sich zwar nach außen ab, nach
innen entfaltet es aber eine unendliche Tiefe, in der auch die Chronologie der
Alltagszeit aufgehoben ist. Sieben Jahre verkürzen sich hier auf etwas mehr als
eine Nacht, in der allerdings nicht geschlafen, sondern, wie es ausdrücklich
heißt, bis zum Morgen «gelustwandelt» […] wird. (Kremer, in: Stockinger; Scherer
2001: 511–512)
Kotin 2018, S. 34f.
Daniel Meisner: Kaiserstuhl, kolorierter Kupferstich 1678.
Der Gutshof, der Birnbaum und das Schloss liegen auf Anhöhen, das Dorf etwas darunter und zum Tannengrund fällt das Gelände ab.
Da der Fluss auch Strom genannt wird, könnte Tieck bei der Beschreibung des Handlungsraums an ein Weinbaugebiet im südlichen Teil Deutschlands am Rhein gedacht haben.
Bis auf jenen Tannengrund, erwiderte der Mann; schau einmal dorthin zurück, wie schwarz und traurig der abgelegene Fleck in der ganzen heitern Umgebung liegt; hinter den dunkeln Tannenbäumen die rauchige Hütte, die verfallenen Ställe, der schwermütig vorüber fließende Bach. Es ist wahr, sagte die Frau, indem beide still standen, so oft man sich jenem Platze nur nähert, wird man traurig und beängstigt, man weiß selbst nicht warum. Wer nur die Menschen eigentlich sein mögen, die dort wohnen, und warum sie sich doch nur so von allen in der Gemeinde entfernt halten, als wenn sie kein gutes Gewissen hätten. Armes Gesindel, erwiderte der junge Pachter, dem Anschein nach Zigeunervolk, die in der Ferne rauben und betrügen, und hier vielleicht ihren Schlupfwinkel haben. Mich wundert nur, dass die gnädige Herrschaft sie duldet. Es können auch wohl, sagte die Frau weichmütig, arme Leute sein, die sich ihrer Armut schämen, denn man kann ihnen doch eben nichts Böses nachsagen; nur ist es bedenklich, dass sie sich nicht zur Kirche halten, und man auch eigentlich nicht weiß, wovon sie leben, denn der kleine Garten, der noch dazu ganz wüst zu liegen scheint, kann sie unmöglich ernähren, und Felder haben sie nicht. Weiß der liebe Gott, fuhr Martin fort, indem sie weitergingen, was sie treiben mögen; kommt doch auch kein Mensch zu ihnen, denn der Ort, wo sie wohnen, ist ja wie verbannt und verhext, so dass sich auch die vorwitzigsten Bursche nicht hingetrauen. Dieses Gespräch setzten sie fort, indem sie sich in das Feld wandten. Jene finstre Gegend, von welcher sie sprachen, lag abseits vom Dorfe. In einer Vertiefung, welche Tannen umgaben, zeigte sich eine Hütte und verschiedene fast zertrümmerte Wirtschaftsgebäude, nur selten sah man Rauch dort aufsteigen, noch seltner wurde man Menschen gewahr; jezuweilen hatten Neugierige, die sich etwas näher gewagt, auf der Bank vor der Hütte einige abscheuliche Weiber in zerlumptem Anzuge wahrgenommen, auf deren Schoß ebenso hässliche und schmutzige Kinder sich wälzten; schwarze Hunde liefen vor dem Reviere, in Abendstunden ging wohl ein ungeheurer Mann, den Niemand kannte, über den Steg des Baches und verlor sich in die Hütte hinein; dann sah man in der Finsternis sich verschiedene Gestalten, wie Schatten um ein ländliches Feuer bewegen. Dieser Grund, die Tannen und die verfallene Hütte machten wirklich in der heitern grünen Landschaft, gegen die weißen Häuser des Dorfes und gegen das prächtige neue Schloss, den sonderbarsten Abstich. |
Pachter: der etwas in pacht hat, besonders ein pachtgut (DWB) Zigeunervolk: eine bande, schar, rotte, ein haufe zigeuner (DWB) Bei dem Wort Zigeuner handelt es sich um eine Fremdbezeichnung, die in ähnlicher Form in vielen europäischen Sprachen vorkommt. „Zigeuner“ und „zigeunerische Lebensform“
Obwohl die überwiegende Mehrheit der Roma seit vielen Generationen, in
Südosteuropa seit Jahrhunderten und in Mitteleuropa spätestens seit dem letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts ortsfest lebt, gilt Nomadismus weiterhin
mehrheitlich als „zigeunerische Lebensform“. Die Zigeuner in Ungarn und Siebenbürgen.
Der Lappe und Samojede; und alle Völker Sibiriens sind braungelb, weil sie im
Rauch und Schmutz aufwachsen, und so auch der Zigeuner. Längst würde er
aufgehört haben, negerartig zu seyn, wenn er aufgehört hätte, zigeunerisch zu
leben. Man darf ihn nur von seiner Geburt an bis zum männlichen Alter
beobachten, so wird man hinlänglich überzeugt, daß seine Farbe nicht sowohl eine
Folge seiner Abstammung, als der unsaubern Pflege seines Leibes sey. Des Sommers
liegt das Kind nackt anbrennender Sonne, im Winter wohnt es in einer Hütte voll
Rauch einige Mütter bestreichen wohl gar ihre Kinder mit schwärzender Salbe und
lassen sie an der Sonne, oder am Feuer beißen. Waschen, und andere Arten von
Reinigungen sind bey ihnen gleichfalls ungewöhnliche Dinge. Daß der Zigeuner
seine schwarze Farbe mehr durch Erziehung und Lebensart, als durch Geburt von
Geschlecht zu Geschlecht fortpflanze, beweist auch die Erfahrung. Unter
denjenigen, die Musik in Ungern treiben, oder in kaiserlichen Armeen als
Soldaten dienen und mehr Sorge für Ordnung und Reinlichkeit tragen, als ihre
roheren Brüder in der Wildniß, findet man viele, deren Herkunft aus ihrer Farbe
auf keine Weise kennbar ist. Und gleichwohl waren sie doch gewiß 12 bis 14 Jahre
in den Händen ihrer unsaubern Eltern gewesen, und mußten nothwendig die
Kennzeichen dieser 14jährigen Verwilderung an sich tragen, als sie anfiengen,
sich einer bessern Lebensart zu widmen. Wie viel weniger würde man einen
Zigeuner erkennen, wenn er als Kind in den ersten Tagen seines Lebens, seiner
schmutzigen Mutter genommen, und von reineren Händen erzogen würde. Wie sich das Bild der Zigeuner im 19. Jahrhundert wandelte, zeigt folgende Zeichnung des Hamburger Malers Hans Speckter (1848-1888):
Hans Speckter, Farbstiftzeichnung 1873, Privatbesitz
Abstich: abstich vom torf, abstich des flüssigen erzes, abstich des bildes, abstich der nath. hauptsächlich aber gilt es heute, wie früher abstechung, für den contrast und gegensatz: der abstich ist zu stark, den dieser neue ton mit deinem ersten macht. (DWB)
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Die beiden Kinder hatten jetzt die Früchte verzehrt; sie verfielen darauf, in die Wette zu laufen, und die kleine behende Marie gewann dem langsameren Andres immer den Vorsprung ab. So ist es keine Kunst! rief endlich dieser aus, aber lass es uns einmal in die Weite versuchen, dann wollen wir sehen, wer gewinnt! Wie du willst, sagte die Kleine, nur nach dem Strome dürfen wir nicht laufen. Nein, erwiderte Andres, aber dort auf jenem Hügel steht der große Birnbaum, eine Viertelstunde von hier, ich laufe hier links um den Tannengrund vorbei, du kannst rechts in das Feld hinein rennen, dass wir nicht eher als oben wieder zusammen kommen, so sehen wir dann, wer der Beste ist. Gut, sagte Marie, und fing schon an zu laufen, so hindern wir uns auch nicht auf demselben Wege, und der Vater sagt ja, es sei zum Hügel hinauf gleich weit, ob man diesseits, ob man jenseits der Zigeunerwohnung geht. Andres war schon vorangesprungen und Marie, die sich rechts wandte, sah ihn nicht mehr. Er ist eigentlich dumm, sagte sie zu sich selbst, denn ich dürfte nur den Mut fassen, über den Steg, bei der Hütte vorbei, und drüben wieder über den Hof hinaus zu laufen, so käme ich gewiss viel früher an. Schon stand sie vor dem Bache und dem Tannenhügel. Soll ich? Nein, es ist doch zu schrecklich, sagte sie. Ein kleines weißes Hündchen stand jenseit und bellte aus Leibeskräften. Im Erschrecken kam das Tier ihr wie ein Ungeheuer vor, und sie sprang zurück. O weh! sagte sie, nun ist der Bengel weit voraus, weil ich hier steh und überlege. Das Hündchen bellte immer fort, und da sie es genauer betrachtete, kam es ihr nicht mehr fürchterlich, sondern im Gegenteil ganz allerliebst vor: es hatte ein rotes Halsband um, mit einer glänzenden Schelle, und sowie es den Kopf hob und sich im Bellen schüttelte, erklang die Schelle äußerst lieblich. Ei! es will nur gewagt sein! rief die kleine Marie, ich renne was ich kann, und bin schnell, schnell jenseit wieder hinaus, sie können mich doch eben nicht gleich von der Erde weg auffressen! Somit sprang das muntere mutige Kind auf den Steg, rasch an den kleinen Hund vorüber, der still ward und sich an ihr schmeichelte, und nun stand sie im Grunde, und rund umher verdeckten die schwarzen Tannen die Aussicht nach ihrem elterlichen Hause und der übrigen Landschaft. |
Die beiden Kinder: Marie ist 9 Jahre alt; Andres wird gleichaltrig oder 10 Jahre alt sein.
Die Kinder des Malers Heinrich Christoph Kolbe (1771-1836). Öl auf Leinwand, um 1820. Wuppertal, Von der Heydt-Museum.
Tannenhügel: Marie steht vor dem Tannengrund, der mit hohen Bäumen umgeben ist, die ihr nun wie Hügel erscheinen. Später wird sie von innen der Elfenwelt sehen, dass die Tannen auf einer „Erhöhung, welche das Gebiet begrenzte“ wachsen. kleines weißes Hündchen: Marie reagiert auf das Bellen mit Erschrecken; ihr kommt das Tier wie ein Ungeheuer vor. Das entspricht der Sichtweise auf den Tannengrund ihrer Eltern und aller Dorfbewohner, die in jener Gegend schwarze Hunde herumlaufen sehen. Mit dem Übergang aus der realen Welt in die phantastische Welt der Elfen ändert sich ihre Wahrnehmung: und da sie es genauer betrachtete, kam es ihr nicht mehr fürchterlich, sondern im Gegenteil ganz allerliebst vor; abscheuliche Weiber in zerlumptem Anzuge werden zu schönen Frauen in glänzendem Kleide und die hässlichen und schmutzige Kinder wälzen sich nicht im Schmutz, sondern sie sieht Kinder in weißen kurzen Röckchen, mit gelockten gelben Haaren und hellen Augen, die umher springen.
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Kolorierte Kupferstiche aus Herrn von Buffons Naturgeschichte der Vögel. Berlin 1787.
Aber wie war sie verwundert. Der bunteste, fröhlichste Blumengarten umgab sie, in welchem Tulpen, Rosen und Lilien mit den herrlichsten Farben leuchteten, blaue und goldrote Schmetterlinge wiegten sich in den Blüten, in Käfigen aus glänzendem Draht hingen an den Spalieren vielfarbige Vögel, die herrliche Lieder sangen, und Kinder in weißen kurzen Röckchen, mit gelockten gelben Haaren und hellen Augen, sprangen umher, einige spielten mit kleinen Lämmern, andere fütterten die Vögel, oder sammelten Blumen und schenkten sie einander, andere wieder aßen Kirschen, Weintrauben und rötliche Aprikosen. Keine Hütte war zu sehn, aber wohl stand ein großes schönes Haus mit eherner Tür und erhabenem Bildwerk leuchtend in der Mitte des Raumes. Marie war vor Erstaunen außer sich und wusste sich nicht zu finden; da sie aber nicht blöde war, ging sie gleich zum ersten Kinde, reichte ihm die Hand und bot ihm guten Tag. Kommst du uns auch einmal zu besuchen? sagte das glänzende Kind; ich habe dich draußen rennen und springen sehn, aber vor unserm Hündchen hast du dich gefürchtet. – So seid ihr wohl keine Zigeuner und Spitzbuben, sagte Marie, wie Andres immer spricht? O freilich ist der nur dumm, und redet viel in den Tag hinein. – Bleib nur bei uns, sagte die wunderbare Kleine, es soll dir schon gefallen – Aber wir laufen ja in die Wette. – Zu ihm kommst du noch früh genug zurück. Da nimm, und iss! – Marie aß, und fand die Früchte so süß, wie sie noch keine geschmeckt hatte, und Andres, der Wettlauf, und das Verbot ihrer Eltern waren gänzlich vergessen. Eine große Frau in glänzendem Kleide trat herzu, und fragte nach dem fremden Kinde. Schönste Dame, sagte Marie, von ohngefähr bin ich herein gelaufen, und da wollen sie mich hier behalten. Du weißt, Zerina, sagte die Schöne, dass es ihr nur kurze Zeit erlaubt ist, auch hättest du mich erst fragen sollen. Ich dachte, sagte das glänzende Kind, weil sie doch schon über die Brücke gelassen war, könnt ich es tun; auch haben wir sie ja oft im Felde laufen sehn, und du hast dich selber über ihr muntres Wesen gefreut; wird sie uns doch früh genug verlassen müssen. Nein, ich will hierbleiben, sagte die Fremde, denn hier ist es schön, auch finde ich hier das beste Spielzeug und dazu Erdbeeren und Kirschen, draußen ist es nicht so herrlich. Die goldbekleidete Frau entfernte sich lächelnd, und viele von den Kindern sprangen jetzt um die fröhliche Marie mit Lachen her, neckten sie und ermunterten sie zu Tänzen, andre brachten ihr Lämmer oder wunderbares Spielgerät, andre machten auf Instrumenten Musik und sangen dazu. Am liebsten aber hielt sie sich zu der Gespielin, die ihr zuerst entgegen gegangen war, denn sie war die freundlichste und holdseligste von allen. Die kleine Marie rief ein Mal über das andre: ich will immer bei euch bleiben und ihr sollt meine Schwestern sein, worüber alle Kinder lachten und sie umarmten. Jetzt wollen wir ein schönes Spiel machen, sagte Zerina. Sie lief eilig in den Palast und kam mit einem goldenen Schächtelchen zurück, in welchem sich glänzender Samenstaub befand. Sie fasste mit den kleinen Fingern, und streute einige Körner auf den grünen Boden. Alsbald sah man das Gras wie in Wogen rauschen, und nach wenigen Augenblicken schlugen glänzende Rosengebüsche aus der Erde, wuchsen schnell empor und entfalteten sich plötzlich, indem der süßeste Wohlgeruch den Raum erfüllte. Auch Maria fasste von dem Staube, und als sie ihn ausgestreut hatte, tauchten weiße Lilien und die buntesten Nelken hervor. Auf einen Wink Zerinas verschwanden die Blumen wieder und andre erschienen an ihrer Stelle. Jetzt, sagte Zerina, mache dich auf etwas Größeres gefasst. Sie legte zwei Pinienkörner in den Boden und stampfte sie heftig mit dem Fuße ein. Zwei grüne Sträucher standen vor ihnen. Fasse dich fest mit mir, sagte sie, und Maria schlang die Arme um den zarten Leib. Da fühlte sie sich emporgehoben, denn die Bäume wuchsen unter ihnen mit der größten Schnelligkeit; die hohen Pinien bewegten sich und die beiden Kinder hielten sich hin und wider schwebend in den roten Abendwolken umarmt und küssten sich; die andern Kleinen kletterten mit behender Geschicklichkeit an den Stämmen der Bäume auf und nieder, und stießen und neckten sich, wenn sie sich begegneten, unter lautem Gelächter. Stürzte eins der Kinder im Gedränge hinunter, so flog es durch die Luft und senkte sich langsam und sicher zur Erde hinab. Endlich fürchtete sich Marie; die andre Kleine sang einige laute Töne, und die Bäume versenkten sich wieder ebenso allgemach in den Boden, und setzten sie nieder, als sie sich erst in die Wolken gehoben hatten. |
Blumengarten: Die Blumen und Früchte bei den Elfen stammen aus den drei Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst.
Harmen Loeding (um 1637- nach 1673): Früchtestillleben mit Römer und Flötglas. Öl auf Leinwand, Museumslandschaft Hessen Kassel. Der Künstler arrangiert eine Fülle verschiedener reifer Früchte auf einer steinernen Tischplatte, die von einem dunkelgrün schimmernden Tuch größtenteils bedeckt ist. Dunkle und helle Trauben, Erdbeeren, Kirschen, Pflaumen und Pfirsiche werden dabei ergänzt von einem silbernen Teller, einer Porzellanschüssel und verschiedenen Gläsern.
vielfarbige Vögel:
Herrn von Buffons Naturgeschichte der Vögel. Berlin 1787. nicht blöde: nicht schüchtern und verlegen Die Welt des
Wunders ist vor allem durch das Element des Spiels gekennzeichnet.
Zwecklosigkeit ist das Wesen des Spiels und damit empfiehlt es sich
als Gegenmodell zur Welt des Nutzens und der Arbeit: Die Elfenkinder spielen mit
den Lämmern, statt sie zu scheren, verschenken die gesammelten Blumen statt sie
zu verkaufen. Wir sehen die Welt der Elfen
nicht einmal mit Maries Augen, denn um diesen Effekt zu erlangen, sollte man zur
homodiegetischen Ich-Erzählform oder wenigstens zur personalen Erzählperspektive
greifen. Bei Tieck verhält sich die Erzählinstanz eher neutral. Maries
Erlebnisse und Erfahrungen werden dem Leser so berichtet, als wenn der
Erzählende ein unbeteiligter Dritter wäre, der ein Gespräch mit Marie geführt
und die wichtigsten Informationen aufgeschrieben hat. von ohngefähr: die ursprüngliche bedeutung 'ohne böse absicht, ohne arg, ohne hinterhalt' klingt noch öfter im 16. jahrh. hindurch, aber meistens ist der begriff schon in mannigfacher färbung auf den des blos absichtslosen, zufälligen eingeschrumpft. (DWB) Palast: schlossähnliches, prunkvolles Gebäude; weiter werden im Text genannt: Schloss, Gutshof, Hütte und Laube. Ein Schloss ist ein Gebäude oder Gebäudekomplex, das bzw. der im Auftrag des Landesherrn oder anderer Mitglieder des Adels errichtet wurde und dem Gebrauch durch Adelige diente, etwa als Residenz. Es bezieht diese Bezeichnung unabhängig von der Größe oder der künstlerischen Gestaltung seiner Fassade.
Ein Gutshof ist ein größeres landwirtschaftliches Anwesen, eine Hütte ist ein
vergleichsweise kleines und bautechnisch einfaches Gebäude, das häufig von den
späteren Nutzern in Eigenarbeit aus lokal verfügbaren, vergänglichen oder lose
zusammengefügten Materialien errichtet wird. Maries Tändelei
mit den Elfen ist
unschwer als Erfüllung des Traums vom immerwährenden Spiel zu begreifen – die
„allegorische Gestaltung des Kindheitsparadieses“, in dem die Zeit nicht
vergeht. Im biologischen Reifungsprozeß des Menschen wiederholt sich für die
Elfin Zerina das Drama der
Zivilisation. mit eherner Tür: Mit einer Tür aus Bronze.
Philipp Otto Runge: Die Zeiten. Der Morgen, der Tag, Kupferstich und Radierung 1807; Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. |
ein schönes Spiel:
Spiel (von althochdeutsch: spil für „Tanzbewegung“) ist eine Tätigkeitsform.
Spielen ist eine Tätigkeit, die zum Vergnügen, zur Entspannung, allein aus
Freude an ihrer Ausübung, aber auch als Beruf ausgeführt werden kann
(Sportspiel, Schauspiel, Glücksspiel etc.). Es ist eine Beschäftigung, die oft
als spielerische Auseinandersetzung in Gemeinschaft mit anderen vorgenommen
wird. Ein Großteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von
motorischen Fertigkeiten sowie sozialer Kompetenz findet durch Spielen statt,
beim Menschen ebenso wie bei zahlreichen Tierarten. In der Pädagogik wird das
Spiel auch gezielt als Lernmethode eingesetzt. Einem Spiel liegen oft ganz
bestimmte Handlungsabläufe zugrunde, aus denen, besonders in Gemeinschaft,
verbindliche Regeln hervorgehen können. Die konkreten Handlungsabläufe können
sich sowohl aus der Art des Spiels selbst, den Spielregeln (Völkerball, Mensch
ärgere Dich nicht), als auch aus dem Wunsch verschiedener Individuen ergeben,
gemeinschaftlich zu handeln (Bau einer Sandburg, Kooperatives
Spiel).
Wikipedia
Peter Brueghel d. Ä.: Kinderspiele. Öl auf Holz 1560. Kunsthistorisches Museum, Wien.
Die
Konsequenzlosigkeit des Spiels, seine absichtslose Subjektivität, das
phantasierende Weiterspinnen nutzloser Arabesken werden der Mühsal und dem
Verzicht kontrastiert, die der Alltag dem bürgerlichen Subjekt abverlangt. Im
Elfengarten sind die Grenzen von Zeit und Raum unbekannt.
Das Zauberreich der
Regression, der „egozentrische Aktionsraum“ der Tagtraumphantasie ist ein Reich
ewigen Frühlings und Sommers. Das Spiel erlaubt die
Erfahrung von zeitlichem Stillstand bei größter Intensität des
Erlebens, von Dauer ohne Vergänglichkeit, von Dynamik ohne Wechsel, […].
Brittnacher 2002, S. 146f.
Sie gingen durch die erzene Tür des Palastes. Da saßen viele schöne Frauen umher, ältere und junge, im runden Saal, sie genossen die lieblichsten Früchte, und eine herrliche unsichtbare Musik erklang. In der Wölbung der Decke waren Palmen, Blumen und Laubwerk gemalt, zwischen denen Kinderfiguren in den anmutigsten Stellungen kletterten und schaukelten; nach den Tönen der Musik verwandelten sich die Bildnisse und glühten in den brennendsten Farben; bald war das Grüne und Blaue wie helles Licht funkelnd, dann sank die Farbe erblassend zurück, der Purpur flammte auf und das Gold entzündete sich; dann schienen die nackten Kinder in den Blumengewinden zu leben, und mit den rubinroten Lippen den Atem einzuziehn und auszuhauchen, so dass man wechselnd den Glanz der weißen Zähnchen wahrnahm, so wie das Aufleuchten der himmelblauen Augen. Aus dem Saale führten eherne Stufen in ein großes unterirdisches Gemach. Hier lag viel Gold und Silber, und Edelsteine von allen Farben funkelten dazwischen. Wundersame Gefäße standen an den Wänden umher, alle schienen mit Kostbarkeiten angefüllt. Das Gold war in mannigfaltigen Gestalten gearbeitet und schimmerte mit der freundlichsten Röte. Viele kleine Zwerge waren beschäftigt, die Stücke auseinander zu suchen und sie in die Gefäße zu legen; andre, höckricht und krummbeinicht, mit langen roten Nasen, trugen schwer und vorn über gebückt Säcke herein, so wie die Müller Getreide, und schütteten die Goldkörner keuchend auf dem Boden aus. Dann sprangen sie ungeschickt rechts und links, und griffen die rollenden Kugeln, die sich verlaufen wollten, und es geschah nicht selten, dass einer den andern im Eifer umstieß, so dass sie schwer und tölpisch zur Erde fielen. Sie machten verdrüßliche Gesichter und sahen scheel, als Marie über ihre Gebärden und Hässlichkeit lachte. Hinten saß ein alter eingeschrumpfter kleiner Mann, welchen Zerina ehrerbietig grüßte, und der nur mit ernstem Kopfnicken dankte. Er hielt ein Zepter in der Hand und trug eine Krone auf dem Haupte, alle übrigen Zwerge schienen ihn für ihren Herren anzuerkennen und seinen Winken zu gehorchen. Was gibt's wieder? fragte er mürrisch, als die Kinder ihm etwas näher kamen. Marie schwieg furchtsam, aber ihre Gespielin antwortete, dass sie nur gekommen seien, sich in den Kammern umzuschauen. Immer die alten Kindereien! sagte der Alte; wird der Müßiggang nie aufhören? Darauf wandte er sich wieder an sein Geschäft und ließ die Goldstücke wägen und aussuchen; andre Zwerge schickte er fort, manchen schalt er zornig. Wer ist der Herr? fragte Marie; unser Metallfürst, sagte die Kleine, indem sie weiter gingen. |
Neben den Elfenkindern gibt es auch junge und ältere Frauen. Sie werden als prächtig gekleidete Damen beschrieben, die der unsichtbaren Musik lauschen.
Rose Adélaïde Ducreux: Selbstbildnis, Paris um 1791; Öl auf Leinwand, Metropolitan Museum of Art.
scheel: schielend
Die gesamte Artenvielfalt aus der Elementenlehre des
Paracelsus scheint hier zuhause: Die Elfen aus den Blüten, die Undinen aus dem
Wasser, die Sylphen aus der Luft, anmutige Seejungfrauen, erdige Gnomen,
sylvestrische Luft- und salamandrische Feuerwesen. Alle sind sie allerliebst,
alles tändelt und spielt, singt und jubiliert, küßt und neckt, umhalst und
liebkost sich – kurz: man glaubt sich in die Bilderwelt von Philipp Otto Runge
versetzt. Spätestens wenn Zerina aus goldenem Samenstaub Pflanzen sät, die
sofort Blüten treiben, und sich von den im Handumdrehn wachsenden Zedern in die
Höhe heben läßt, während gleichzeitig andere Elfen und kindliche Genien sich am
Stamm heraufhangeln und schwerelos wieder herabgleiten, ist der Bezug zu Runges
Zyklus Die Zeiten offensichtlich. Die theosophische Zuversicht frei lieh, die
sich in Runges Bildern artikuliert – selbst dort, wo in ihnen die
Gottverlassenheit der Welt zum Thema wird, illustriert das Bildervokabular auf
dem Rahmen die Wiedervereinigung im Zeichen des Erlösergottes – kann Tiecks
Erzählung nicht mehr teilen. Als schließlich der Vogel Phönix den König des
Elfenreichs ankündigt, den kein Menschenkind sehen darf, muß Marie unter Tränen
vom Elfenvolk scheiden und versprechen, keiner Menschenseele ein Wort von ihrem
nächtlichen Abenteuer zu verraten.
Philipp Otto Runge: Die Zeiten. Der Abend, die Nacht, Kupferstich und Radierung 1807; Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. |
Zwerge: Zwerge
ist eine Sammelbezeichnung für menschengestaltige, kleinwüchsige Fabelwesen des
Volksglaubens, die meist unterirdisch in Höhlen oder im Gebirge leben. Ihren
Ursprung haben sie in der nordischen Mythologie. Häufig wird den Zwergen
übermenschliche Kraft und Macht nachgesagt. Sie gelten als schlau und
zauberkundig, bisweilen listig, geizig und tückisch, meist aber als hilfreich,
und werden vor allem in späterer Zeit, in Märchen und Sage, als bärtige Männchen
mit Zipfelmütze dargestellt. Sie treten vor allem als kunstreiche Schmiede auf,
wobei der Begriff „Schmied“ (altnordisch: smiðr, isländisch: smiður)
ursprünglich einen Handwerker bezeichnete, der sowohl mit Holz als auch mit
Metallen umzugehen verstand, allgemein einen Kunsthandwerker (vgl. auch
Geschmeide), im übertragenen Sinn einen Künstler, Schöpfer (vgl. z. B. den
„Reimschmied“). In Zeiten geringer Arbeitsteilung bauten die Schmiede die
benötigten Erze oft selbst ab und verhütteten sie auch. Somit galten die Zwerge
auch als tüchtige Bergleute und Metallurgen. Später übten sie darüber hinaus
alle möglichen land- und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten aus und arbeiteten
auch in „bürgerlichen“ Handwerksberufen, wie Schneider, Bäcker und Schuster. Im
Gegensatz zu Kobolden, die als einzelnes Individuum an ein bestimmtes Haus,
einen Ort oder eine Familie gebunden sind, leben Zwerge in der Gesellschaft
ihresgleichen, ganz ähnlich wie Menschen: In archaischen Zeiten lebten sie in
Sippen unter Anführern (z. B. Dvalins Schar), im Mittelalter hatten sie Könige
(z. B. Laurin), später lebten sie auch in Städten (z. B. die Heinzelmännchen in
Köln). Zwerge spielen auch in den Novellen und Belletristiken der deutschen
Romantik eine Rolle. Bis heute sind die Sammlung von Volksmärchen durch die
Brüder Grimm und die darin dargestellten Zwergenmotive weltweit prägend.
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Zwergenstatuen aus dem Zwergerlgarten im Bastionsgarten Salzburg gegenüber vom Schloss Mirabell
Sie schienen sich wieder im Freien zu befinden, denn sie standen an einem großen Teiche, aber doch schien keine Sonne, und sie sahen keinen Himmel über sich. Ein kleiner Nachen empfing sie, und Zerina ruderte sehr emsig. Die Fahrt ging schnell. Als sie in die Mitte des Teiches gekommen waren, sah Marie, dass tausend Röhren, Kanäle und Bäche sich aus dem kleinen See nach allen Richtungen verbreiteten. Diese Wasser rechts, sagte das glänzende Kind, fließen unter euren Garten hinab, davon blüht dort alles so frisch; von hier kömmt man in den großen Strom hinunter. Plötzlich kamen aus allen Kanälen und aus dem See unendlich viele Kinder auftauchend angeschwommen, viele trugen Kränze von Schilf und Wasserlilien, andre hielten rote Korallenzacken, und wieder andre bliesen auf krummen Muscheln; ein verworrenes Getöse schallte lustig von den dunkeln Ufern wider; zwischen den Kleinen bewegten sich schwimmend die schönsten Frauen, und oft sprangen viele Kinder zu der einen oder der andern, und hingen ihnen mit Küssen um Hals und Nacken. Alle begrüßten die Fremde; zwischen diesem Getümmel hindurch fuhren sie aus dem See in einen kleinen Fluss hinein, der immer enger und enger ward. Endlich stand der Nachen. Man nahm Abschied und Zerina klopfte an den Felsen. Wie eine Tür tat sich dieser voneinander, und eine ganz rote weibliche Gestalt half ihnen aussteigen. Geht es recht lustig zu? fragte Zerina. Sie sind eben in Tätigkeit, antwortete jene, und so freudig, wie man sie nur sehn kann, aber die Wärme ist auch äußerst angenehm. |
Nachen: In den Fluss- und Auenlandschaften
Süddeutschlands wird der traditionell aus Eiche gefertigte Fischer- und Fährkahn
auch als Nachen oder Nache bezeichnet. Es ist ein kleiner Kahn ohne Aufbauten,
der durch Muskelkraft (Rudern oder Stochern) angetrieben wird. das glänzende Kind: Kinder wiederholen in der Perspektive der Romantiker in ihrer Ontogenese die frühen Stadien der menschlichen Phylogenese; deshalb sind mythisches Denken und eine magisch-animistische Wirklichkeitsauffassung, die dem zur Zivilisation dressierten Erwachsenen abhanden gekommen sind, in der Phantasie der Kinder noch lebendig. Die kindliche Lebenswelt erscheint als Residuum all jener Kräfte und Begabungen, deren Überwindung oder gar Zerstörung die Existenzvoraussetzung des eigenen Zeitalters ist. Das romantische Credo, das der kindlichen, unverdorbenen Schönheit den Vorzug gibt vor dem Nutzen, der verhaßten Ökonomie, hat Tiecks Erzählung der kleinen Elfriede in den Mund gelegt. […]
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Tiecks Landschaftsgefühl bestimmen neben den persönlichen Naturerlebnissen die
Geist-Natur-Lehre Böhmes und Novalis’ und des romantischen Landschaftsmalers
Runge von der Natur als einem „vom Geist beseelten lebendigen Organismus, der
aus Stadien des Unbewussten zum Bewusstsein seiner selbst im Menschen
emporwächst“. 1802 schreibt Runge in einem Brief an Tieck, dass „[…] die
Menschen in allen Blumen und Gewächsen und in allen Naturerscheinungen sich und
ihre Eigenschaften und Leidenschaften sähen; es wird mir […] immer gewisser, wie
in jedem ein gewisser menschlicher Geist und Begriff oder Empfindung steckt und
wird es mir so klar, daß das noch vom Paradiese her sein muß.“
Judit Kováts: Grenzübergänge des Wirklichen in Ludwig Tiecks Märchen Die
Elfen (Kováts 2010), S. 455f.
Joos van Craesbeeck, Die Versuchung des Heiligen Antonius, um 1650, Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.
Naturalismus und Fantastisches sind hier eng miteinander verwoben. Aber geht es
hier wirklich um die Versuchung des Antonius? Der Titel des Bildes ist
irreführend. Der arme Eremit agiert hier ja sozusagen auf der Nebenbühne.
Spielen also nicht viel mehr die Versuchungen, denen sich der Mensch Craesbeeck
offenbar ausgesetzt sieht, die Hauptrolle? [...] Denn während Hieronymus Bosch,
an dessen Werke man hier unweigerlich denken muss, im 15. Jahrhundert noch ganz
ernsthaft grauenhafte Teufelchen malte und zu seiner Zeit die Neugier als Sünde
galt, verführt der Malermeister Craesbeeck aus dem 17. Jahrhundert mit einem
ironischen Augenzwinkern. Bei näherer Betrachtung sind die meisten Dämonen
nämlich gar nicht so schrecklich, sondern eher süß und trottelig – wie etwa das
Schweinchen, dem der niedliche Bär am Schwanz zieht.
Lukas Meyer-Blankenburg
Sie stiegen eine Wendeltreppe hinauf, und plötzlich sah sich Marie in dem glänzendsten Saal, so dass beim Eintreten ihre Augen vom hellen Lichte geblendet waren. Feuerrote Tapeten bedeckten mit Purpurglut die Wände, und als sich das Auge etwas gewöhnt hatte, sah sie zu ihrem Erstaunen, wie im Teppich sich Figuren tanzend auf und nieder in der größten Freude bewegten, die so lieblich gebaut und von so schönen Verhältnissen waren, dass man nichts Anmutigeres sehn konnte; ihr Körper war wie von rötlichem Kristall, so dass es schien, als flösse und spielte in ihnen sichtbar das bewegte Blut. Sie lachten das fremde Kind an, und begrüßten es mit verschiedenen Beugungen; aber als Marie näher gehen wollte, hielt sie Zerina plötzlich mit Gewalt zurück, und rief: Du verbrennst dich, Mariechen, denn alles ist Feuer! Marie fühlte die Hitze. Warum kommen nur, sagte sie, die allerliebsten Kreaturen nicht zu uns heraus, und spielen mit uns? Wie du in der Luft lebst, sagte jene, so müssen sie immer im Feuer bleiben, und würden hier draußen verschmachten. Sieh nur, wie ihnen wohl ist, wie sie lachen und kreischen; jene dort unten verbreiten die Feuerflüsse von allen Seiten unter der Erde hin, davon wachsen nun die Blumen, die Früchte und der Wein; die roten Ströme gehn neben den Wasserbächen, und so sind die flammigen Wesen immer tätig und freudig. Aber dir ist es hier zu heiß, wir wollen wieder hinaus in den Garten gehn. |
Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim (er nannte sich Paracelsus, vermutlich nach dem römischen Arzt Celsus) gab den Elementarwesen ihren Namen gab: Gnome (Erde), Sylphen (Luft), Undinen und Nixen (Wasser) und Salamander (Feuer). Er wurde 1493 in der Schweiz geboren und starb am 24. September 1541 in Salzburg.
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Neundter Theil || Der Bücher vnd Schrifften/ des || Edlen/ Hochgelehrten || vnd Bewehrten PHILOSOPHI || vnd MEDICI.|| PHILIPPI THEO-||PHRASTI Bombast von Ho-||henheim/ PARACELSI || genannt:|| Jetzt auffs new auß den Originalien/ vnd || Theophrasti eigner Handschrifft [...] || an tag geben:|| Durch || IOHANNEM HVSERVM BRISGOIVM || Churfürstlichen Cölnischen Rhat vnnd || MEDICVM.|| Diser TOMVS <welcher der Ander vnter den Philosophischen> || begreifft solche Bücher/ darinnen allerley Natürlicher vnd Vberna=||türlicher Heymligkeiten Vrsprung [...] zu finden.|| Basel 1590.
Paracelsus zufolge seien die Elementargeister den Menschen sehr ähnlich
beschaffen: Wie die Menschen besitzen sie einen körperlichen Leib und einen
Astralleib. Ihr Körper bestehe allerdings aus einem „subtilen Fleisch“, das es
ihnen ermöglicht sowohl in ihrem Element, als auch in der Menschenwelt zu
existieren. Anders als etwa bei Agrippa von Nettesheim besteht der Körper von
Elementargeistern nach Paracelsus also nicht aus dem jeweiligem Element, sondern
ist feinstofflicher, damit die Geister sich durch das Element hindurch bewegen
können. Die Elementargeister seien den Menschen zudem nicht nur in Aussehen und
Ernährungsweise ähnlich, sondern lebten auch in einer geordneten Gesellschaft
und gingen Arbeiten nach. Der Hauptunterschied zwischen Menschen und
Elementargeistern besteht nach Paracelsus darin, dass letztere keine Seele
besitzen und damit trotz ihrer Langlebigkeit keinen Anteil am Ewigen Leben
haben. Sie können allerdings eine Seele erhalten, wenn sie mit Menschen die, von
Paracelsus als Sakrament verstandene, Ehe eingehen und Kinder zeugen. Daher
seien die Elementargeister begierig danach, Menschen zu verführen. Insbesondere
in seiner Beschreibung der weiblichen Wassergeister schließt er hier an das
Erzählmotiv der Mahrtenehe an. Paracelsus bespricht ausschließlich die
Situation, in der eine Geisterfrau durch einen Menschenmann eine Seele erhält.
Die umgekehrte Konstellation wird von ihm zwar nicht ausdrücklich abgelehnt,
scheint ihm aber als unmöglich gegolten zu haben. Paracelsus folgte hier wohl
einer verbreiteten theologischen Lehre, der zufolge Frauen weniger Ebenbild
Gottes seien als Männer und daher Männer als Vermittler zu Gott bräuchten. Über
die Ehe mit einer Menschenfrau könne ein Geistermann also keine Seele gewinnen.
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Hier hatte sich die Szene verwandelt. Der Mondschein lag auf allen Blumen, die Vögel waren still und die Kinder schliefen in mannigfaltigen Gruppen in den grünen Lauben. Marie und ihre Freundin fühlten aber keine Müdigkeit, sondern lustwandelten in der warmen Sommernacht unter vielerlei Gesprächen bis zum Morgen. Als der Tag anbrach, erquickten sie sich an Früchten und Milch, und Marie sagte: Lass uns doch zur Abwechselung einmal nach den Tannen hinaus gehn, wie es dort aussehen mag. Gern, sagte Zerina, so kannst du auch zugleich dorten unsre Schildwachen besuchen, die dir gewiss gefallen werden, sie stehn oben auf dem Walle zwischen den Bäumen. Sie gingen durch die Blumengärten, durch anmutige Haine voller Nachtigallen, dann stiegen sie über Rebenhügel, und kamen endlich, nachdem sie lange den Windungen eines klaren Baches nachgefolgt waren, zu den Tannen und der Erhöhung, welche das Gebiet begrenzte. Wie kommt es nur, fragte Marie, dass wir hier innerhalb so weit zu gehn haben, da doch draußen der Umkreis nur so klein ist? Ich weiß nicht, antwortete die Freundin, wie es zugeht, aber es ist so. Sie stiegen zu den finstern Tannen hinauf, und ein kalter Wind wehte ihnen von draußen entgegen; ein Nebel schien weit umher auf der Landschaft zu liegen. Oben standen wunderliche Gestalten, mit mehligen bestäubten Angesichtern, den widerlichen Häuptern der weißen Eulen nicht unähnlich; sie waren in faltigen Mänteln von zottiger Wolle gekleidet, und hielten Regenschirme von seltsamen Häuten ausgespannt über sich; mit Fledermausflügeln, die abenteuerlich neben dem Rockelor hervor starrten, wehten und fächelten sie unablässig. Ich möchte lachen und mir graut, sagte Marie. Diese sind unsre guten fleißigen Wächter, sagte die kleine Gespielin, sie stehen hier und wehen, damit jeden kalte Angst und wundersames Fürchten befällt, der sich uns nähern will; sie sind aber so bedeckt, weil es jetzt draußen regnet und friert, was sie nicht vertragen können. Hier unten kommt niemals Schnee und Wind, noch kalte Luft her, hier ist ein ewiger Sommer und Frühling, doch wenn die da oben nicht oft abgelöst würden, so vergingen sie gar. |
Schildwachen: sind Soldaten, die
Wachtdienst leisten. Ursprünglich hieß so der vor jeder Wache stehende Posten,
der die dort aufgehängten Schilde und Waffen zu bewachen hatte. Der Begriff
bezeichnete später im weiteren Sinn jeden Einzelposten im Garnison- und
Lagerdienst. wunderliche Gestalten: Bei der Beschreibung der Schildwachen konnte sich Tieck an der Darstellung von geflügelten Fabelwesen orientieren, die bis ins 17. Jahrhundert auch in biologischen Werken abgebildet wurden. Ein Beispiel ist das zoologische Standardwerk der frühen Neuzeit Monstrorum historia cum Paralipomenis historiae omnium animalium (1642) des italienischen Arztes und Biologen Ulisse Aldrovandi oder Ulysses Aldrovandi (latinisiert auch Ulysses Aldrovandus) (1522-1605).
Eulen: vultus horridus, mit glotzaugen (DWB)
Rockelor: Roquelor (oder frz. Roquelaure)
ist die Bezeichnung für einen schweren Wollmantel, der von den Infanteristen der
preußischen Armee des 18. Jahrhunderts getragen wurde, zu deren Ausrüstung
ansonsten kein Mantel gehörte. Roquelors wurden von den Schildwachen bei kaltem
und stürmischem Wetter im Freien getragen und bei der Wachablösung dem
jeweiligen Nachfolger übergeben. Jede Kompanie hatte nur wenige Exemplare. Über
das Aussehen des Roquelor sind Einzelheiten nicht bekannt. Wahrscheinlich war
er ein Radmantel ohne Ärmel mit einer oder mehreren Pelerinen, denn er sollte
auch das Gewehr vor Nässe und Frost schützen. Nach anderen Angaben hatte er
Ärmel oder eine Kapuze. Der Roquelor gehörte nicht zur Uniform und trug keine
Abzeichen. |
Bilderbuch für Kinder von F. J. Bertuch. Erster Band. Zweyte Auflage. Weimar 1801.
hier ist ein ewiger Sommer und Frühling: Im Elfenreich sind die Jahreszeiten außer Kraft gesetzt; der Winter wird von den Wächtern abgehalten. Als Marie in der Nacht erlebt, wie draußen außerhalb des Tannengrunds der Winter herrscht, zeigt das dem Leser, dass während ihres siebenjährigen Aufenthalts die vier Jahrszeiten in ihrer realen Welt weiter den Ablauf der Zeit bestimmen.
Giuseppe Arcimboldo: Der Frühling, Der Sommer, Der Herbst und Der Winter 1572. Bergamo, Privatsammlung.
Aber wer seid ihr denn, fragte Marie, indem sie wieder in die Blumendüfte hinunter stiegen, oder habt ihr keinen Namen, woran man euch erkennt? Wir heißen Elfen, sagte das freundliche Kind, man spricht auch wohl in der Welt von uns, wie ich gehört habe. Sie hörten auf der Wiese ein großes Getümmel. Der schöne Vogel ist angekommen! riefen ihnen die Kinder entgegen; alles eilte in den Saal. Sie sahen indem schon, wie jung und alt sich über die Schwelle drängte, alle jauchzten und von innen scholl eine jubilierende Musik heraus. Als sie hinein getreten waren, sahen sie die große Rundung von den mannigfaltigsten Gestalten angefüllt, und alle schauten nach einem großen Vogel hinauf, der in der Kuppel mit glänzendem Gefieder langsam fliegend vielfache Kreise beschrieb. Die Musik klang fröhlicher als sonst, die Farben und Lichter wechselten schneller. Endlich schwieg die Musik, und der Vogel schwang sich rauschend auf eine glänzende Krone, die unter dem hohen Fenster schwebte, welches von oben die Wölbung erleuchtete. Sein Gefieder war purpurn und grün, durch welches sich die glänzendsten goldenen Streifen zogen, auf seinem Haupte bewegte sich ein Diadem von so helleuchtenden kleinen Federn, dass sie wie Edelgesteine blitzten. Der Schnabel war rot und die Beine glänzend blau. Wie er sich regte, schimmerten alle Farben durcheinander, und das Auge war entzückt. Seine Größe war die eines Adlers. Aber jetzt eröffnete er den leuchtenden Schnabel, und so süße Melodie quoll aus seiner bewegten Brust, in schönern Tönen, als die der liebesbrünstigen Nachtigall; mächtiger zog der Gesang und goss sich wie Lichtstrahlen aus, so dass alle, bis auf die kleinsten Kinder selbst, vor Freuden und Entzückungen weinen mussten. Als er geendigt hatte, neigten sich alle vor ihm, er umflog wieder in Kreisen die Wölbung, schoss dann durch die Tür und schwang sich in den lichten Himmel, wo er oben bald nur noch wie ein roter Punkt erglänzte und sich den Augen dann schnell verlor. |
Elfen: Elfen (auch Albe, Elben) sind eine
sehr heterogene Gruppe von Fabelwesen in Mythologie und Literatur. Elfen sind
Naturgeister, die ursprünglich aus der nordischen Mythologie stammen. Auch in
der keltischen Mythologie spielen sie eine zentrale Rolle, ebenso im
mittelalterlichen Aberglauben. Als winzige, geflügelte Wesen, die Blumen
bewohnen, sind die Elfen in Europa im 19. Jahrhundert populär.
Im Elfenreich sorgt eine feudale Hierarchie mit Königen und Fürsten für Zucht
und Ordnung. Den König darf niemand sehen, Verbotsübertretungen werden nicht
geduldet, und für den Geheimnisverrat von Marie muß Zerina „die größten und
schmerzhaftesten Strafen aushalten“ – keine Spur also von archaischem
Gemeinschaftsfrieden. Die Flucht vor Mediokrität und Philistertum endet bei der
Wiederkehr vorbürgerlicher Verhältnisse – die romantische laudatio temporis acti
formuliert eben auch, entsetzt von den bodenlosen Konsequenzen autonomen
Denkens, die Sehnsucht nach einer autoritären Welt, die dem einzelnen die Last
der Selbstverantwortung wieder abnimmt. Andererseits hat selbst das Reich des
Wunders sich bereits an die geschmähte Ökonomie der Moderne prostituiert. Der
Metallfürst, „ein eingeschrumpfter Mann“, ist schlecht auf den Müßiggang zu
sprechen und kommandiert eine Schar „verdrüßlicher“ Zwerge, die „höckricht und
krummbeinicht, mit langen roten Nasen, schwer und vornübergebeugt“, Säcke mit
Goldstücken schleppen müssen.
Die Elfenkönigin Titania findet am Strand den Zauberring, Gemälde von Johann Heinrich Füssli, 1804/1805. Kunsthaus Zürich.
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Warum seid ihr alle so in Freude? fragte Marie und neigte sich zum schönen Kinde, das ihr kleiner als gestern vorkam. Der König kommt! sagte die Kleine, den haben viele von uns noch gar nicht gesehn, und wo er sich hinwendet ist Glück und Fröhlichkeit; wir haben schon lange auf ihn gehofft, sehnlicher, als ihr nach langem Winter auf den Frühling wartet, und nun hat er durch diesen schönen Botschafter seine Ankunft melden lassen. Dieser herrliche und verständige Vogel, der im Dienst des Königes gesandt wird, heißt Phönix, er wohnt fern in Arabien auf einem Baum, der nur einmal in der Welt ist, so wie es auch keinen zweiten Phönix gibt. Wenn er sich alt fühlt, trägt er aus Balsam und Weihrauch ein Nest zusammen, zündet es an und verbrennt sich selbst, so stirbt er singend, und aus der duftenden Asche schwingt sich dann der verjüngte Phönix mit neuer Schönheit wieder auf. Selten nur nimmt er seinen Flug so, dass ihn die Menschen sehn, und geschieht es einmal in Jahrhunderten, so zeichnen sie es in ihre Denkbücher auf, und erwarten wundervolle Begebenheiten. Aber nun, meine Freundin, wirst du auch scheiden müssen, denn der Anblick des Königes ist dir nicht vergönnt. Da wandelte die goldbekleidete schöne Frau durch das Gedränge, winkte Marien zu sich und ging mit ihr unter einen einsamen Laubengang; du musst uns verlassen, mein geliebtes Kind, sagte sie; der König will auf zwanzig Jahr, und vielleicht auf länger, sein Hoflager hier halten, nun wird sich Fruchtbarkeit und Segen weit in die Landschaft verbreiten, am meisten hier in der Nähe; alle Brunnen und Bäche werden ergiebiger, alle Äcker und Gärten reicher, der Wein edler, die Wiese fetter und der Wald frischer und grüner; mildere Luft weht, kein Hagel schadet, keine Überschwemmung droht. Nimm diesen Ring und gedenke unser, doch hüte dich, irgendwem von uns zu erzählen, sonst müssen wir diese Gegend fliehen, und alle umher, so wie du selbst, entbehren dann das Glück und die Segnung unsrer Nähe: noch einmal küsse deine Gespielin und lebe wohl. Sie traten heraus, Zerina weinte, Marie bückte sich, sie zu umarmen, sie trennten sich. Schon stand sie auf der schmalen Brücke, die kalte Luft wehte hinter ihr aus den Tannen, das Hündchen bellte auf das herzhafteste und ließ sein Glöckchen ertönen; sie sah zurück und eilte in das Freie, weil die Dunkelheit der Tannen, die Schwärze der verfallenen Hütten, die dämmernden Schatten sie mit ängstlicher Furcht befielen. |
zum schönen Kinde, das ihr kleiner als gestern vorkam: Marie wächst während ihres siebenjährigen Aufenthalts im Elfenreich zu einer sechzehnjährigen jungen Frau heran.
Phönix: Der Phönix (griechisch Φοῖνιξ
Phoînix, von altägyptisch Benu: ‚Der Wiedergeborene/Der neugeborene Sohn‘;
lateinisch Phoenix) ist ein mythischer Vogel, der am Ende seines Lebenszyklus
verbrennt oder stirbt, um aus dem verwesenden Leib oder aus seiner Asche wieder
neu zu erstehen.
Dieser herrliche und verständige Vogel, der im Dienst des Königes gesandt wird,
heißt Phönix, er wohnt fern in Arabien auf einem Baum, der nur einmal in der
Welt ist, so wie es auch keinen zweiten Phönix gibt. Wenn er sich alt fühlt,
trägt er aus Balsam und Weihrauch ein Nest zusammen, zündet es an und verbrennt
sich selbst, so stirbt er singend, und aus der duftenden Asche schwingt sich
dann der verjüngte Phönix mit neuer Schönheit wieder auf. Selten nur nimmt er
seinen Flug so, dass ihn die Menschen sehn, und geschieht es einmal in
Jahrhunderten, so zeichnen sie es in ihre Denkbücher auf, und erwarten
wundervolle Begebenheiten.
Man sagt, er habe die Größe eines Adlers, den Glanz von Gold um seinen Hals, er
sei ansonsten purpurn, er habe rosige Federn, die einen bläulichen Schwanz
durchsetzten, Kammauswüchse, einen flaumigen Scheitel, der die Kehlen und den
Kopf auszeichne.
Phoenix heißt eine Vogelgestalt in Arabien, so genannt, weil sie Purpurfarbe
hat, oder weil sie im gesamten Erdenrund einzigartig und einmalig ist. Denn die
Araber sagen für „einzigartig“ „phoenix“. Diese nun, über 500 Jahre lebend, wenn
sie bemerkt, daß sie alt geworden ist, baut sich aus den gesammelten frischen
Trieben von Duftkräutern einen Scheiterhaufen, und zu den Strahlen der Sonne
gewandt, unter Klatschen der Flügel, nährt se freiwillig das für sich selbst
entzündete Feuer und ersteht auf diese Weise aus ihrer Asche wieder auf.
Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl: Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.), S. 175, 176. Ein besonderes
Wissen haben die Elfen auch
Marie anvertraut – es ist offensichtlich das gleiche Geheimnis, in das
auch die Neophyten bei den eleusinischen Mysterien der Antike eingeweiht wurden:
Das Wissen um die Unzerstörbarkeit des Lebens. Was in Eleusis wohl im schlichten
Symbol einer Ähre vermittelt
wurde, erscheint in der farbensüchtigen romantischen Prosa Tiecks im
mythischen Bild des Vogels Phönix und seiner zyklischen Wiederkehr.
Anmerkung: Die Mysterien von Eleusis waren Initiations- und Weiheriten,
die die Gottheiten Demeter und Kore betrafen und nach dem Demeterheiligtum in
Eleusis (heute Elefsis) bei Athen benannt waren. Sie gehörten zum Staatskult der
Athener; es wurden aber auch Teilnehmer aus der gesamten Oikumene in die
Mysterien eingeführt. Grundlage der Mysterien bildet der Mythos von Demeter, der
Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit, und des Raubes ihrer Tochter
Kore/Persephone durch den Unterweltsgott Hades. Während Demeter nach ihr suchte,
vernachlässigte sie ihre Pflichten; die Erde gefror und die Menschen hungerten –
der erste Winter. Während dieser Zeit lehrte Demeter Triptolemos die Geheimnisse
der Landwirtschaft. Am Ende gelang es ihr, Persephone zurückzuholen, und die
Erde begann wieder zu leben – der erste Frühling ereignete sich. Während ihrer
Entführung gab Hades Persephone einen Granatapfel, von dem sie ein paar Samen
aß, weshalb sie nun nicht mehr ständig im Land der Lebenden weilen konnte. Ein
Drittel des Jahres zog es sie in die Unterwelt, den Rest des Jahres verbrachte
sie mit ihrer Mutter – so entstanden die Jahreszeiten (die Griechen kannten
allerdings nur drei Jahreszeiten, den Herbst gab es nicht). sie sah zurück: nach Überschreiten der magischen Grenze des Elfenreichs erscheint Marie der Tannengrund wieder so, wie sie ihn vor ihrem Eintritt vor sieben Jahren wahrgenommen hat. |
Wie werden sich meine Eltern meinethalb in dieser Nacht geängstigt haben! sagte sie zu sich selbst, als sie auf dem Felde stand, und ich darf ihnen doch nicht erzählen, wo ich gewesen bin und was ich gesehn habe, auch würden sie mir nimmermehr glauben. Zwei Männer gingen an ihr vorüber, die sie grüßten, und sie hörte hinter sich sagen: Das ist ein schönes Mädchen! Wo mag sie nur her sein? Mit eiligeren Schritten näherte sie sich dem elterlichen Hause, aber die Bäume, die gestern voller Früchte hingen, standen heute dürr und ohne Laub, das Haus war anders angestrichen, und eine neue Scheune daneben erbaut. Marie war in Verwunderung, und dachte, sie sei im Traum; in dieser Verwirrung öffnete sie die Tür des Hauses, und hinter dem Tische saß ihr Vater zwischen einer unbekannten Frau und einem fremden Jüngling. Mein Gott, Vater! rief sie aus, wo ist denn die Mutter? – Die Mutter? sprach die Frau ahndend, und stürzte hervor; ei, du bist doch wohl nicht – ja freilich, freilich bist du die verlorene, die tot geglaubte, die liebe einzige Marie! Sie hatte sie gleich an einem kleinen braunen Male unter dem Kinn, an den Augen und der Gestalt erkannt. Alle umarmten sie, alle waren freudig bewegt, und die Eltern vergossen Tränen. Marie verwundene sich, dass sie fast zum Vater hinaufreichte, sie begriff nicht, wie die Mutter so verändert und geältert sein konnte, sie fragte nach dem Namen des jungen Menschen. Es ist ja unsers Nachbars Andres, sagte Martin, wie kommst du nur nach sieben langen Jahren so unvermutet wieder? wo bist du gewesen? Warum hast du denn gar nichts von dir hören lassen? – Sieben Jahr? sagte Marie, und konnte sich in ihren Vorstellungen und Erinnerungen nicht wieder zurecht finden; sieben ganzer Jahre? Ja, ja, sagte Andres lachend, und schüttelte ihr treuherzig die Hand; ich habe gewonnen, Mariechen, ich bin schon vor sieben Jahren an dem Birnbaum und wieder hieher zurück gewesen, und du Langsame, kommst nun heut erst an! Man fragte von neuem, man drang in sie, doch sie, des Verbotes eingedenk, konnte keine Antwort geben. Man legte ihr fast die Erzählung in den Mund, dass sie sich verirrt habe, auf einen vorbeifahrenden Wagen genommen, und an einen fremden Ort geführt sei, wo sie den Leuten den Wohnsitz ihrer Eltern nicht habe bezeichnen können; wie man sie nachher nach einer weit entlegenen Stadt gebracht habe, wo gute Menschen sie erzogen und geliebt; wie diese nun gestorben, und sie sich endlich wieder auf ihre Geburtsgegend besonnen, eine Gelegenheit zur Reise ergriffen habe und so zurückgekehrt sei. Lasst alles gut sein, rief die Mutter; genug, dass wir dich nur wieder haben, mein Töchterchen, du meine Einzige, mein Alles! Andres blieb zum Abendbrot, und Marie konnte sich noch in nichts finden. Das Haus dünkte ihr klein und finster, sie verwunderte sich über ihre Tracht, die reinlich und einfach, aber ganz fremd erschien; sie betrachtete den Ring am Finger, dessen Gold wundersam glänzte und einen rot brennenden Stein künstlich einfasste. Auf die Frage des Vaters antwortete sie, dass der Ring ebenfalls ein Geschenk ihrer Wohltäter sei. Sie freute sich auf die Schlafenszeit, und eilte zur Ruhe. Am andern Morgen fühlte sie sich besonnener, sie hatte ihre Vorstellungen mehr geordnet, und konnte den Leuten aus dem Dorfe, die alle sie zu begrüßen kamen, besser Red und Antwort geben. Andres war schon mit dem frühesten wieder da, und zeigte sich äußerst geschäftig, erfreut und dienstfertig. Das funfzehnjährige aufgeblühte Mädchen hatte ihm einen tiefen Eindruck gemacht, und die Nacht war ihm ohne Schlaf vergangen. Die Herrschaft ließ Marien auf das Schloss fordern, sie musste hier wieder ihre Geschichte erzählen, die ihr nun schon geläufig geworden war; der alte Herr und die gnädige Frau bewunderten ihre gute Erziehung, denn sie war bescheiden, ohne verlegen zu sein, sie antwortete höflich und in guten Redensarten auf alle vorgelegten Fragen; die Furcht vor den vornehmen Menschen und ihrer Umgebung hatte sich bei ihr verloren, denn wenn sie diese Säle und Gestalten mit den Wundern und der hohen Schönheit maß, die sie bei den Elfen im heimlichen Aufenthalt gesehen hatte, so erschien ihr dieser irdische Glanz nur dunkel, die Gegenwart der Menschen fast geringe. Die jungen Herren waren vorzüglich über ihre Schönheit entzückt. Es war im Februar. Die Bäume belaubten sich früher als je, so zeitig hatte sich die Nachtigall noch niemals eingestellt, der Frühling kam schöner in das Land, als ihn sich die ältesten Greise erinnern konnten. Allerorten taten sich Bächlein hervor und tränkten die Wiesen und Auen; die Hügel schienen zu wachsen, die Rebengeländer erhuben sich höher, die Obstbäume blühten wie niemals, und ein schwellender duftender Segen hing schwer in Blütenwolken über der Landschaft. Alles gedieh über Erwarten, kein rauer Tag, kein Sturm beschädigte die Frucht; der Wein quoll errötend in ungeheuern Trauben, und die Einwohner des Ortes staunten sich an, und waren wie in einem süßen Traum befangen. Das folgende Jahr war ebenso, aber man war schon an das Wundersame mehr gewöhnt. Im Herbst gab Marie den dringenden Bitten des Andres und ihrer Eltern nach: sie ward seine Braut und im Winter mit ihm verheiratet. |
John Constable: Landweg, Öl auf Leinwand, um 1829. Die Zauberwelt der Romantik kennt keine Beschränkungen, keine Schatten, keine Müdigkeit, kein Altern – in ihr ist die Herrschaft der Zeit abgesetzt, oder, um es in den Worten des von der Romantik hochgeschätzten Mystikers Jacob Böhme zu sagen: „Was ewig ist, in dem ist keine Zeit.“ Andererseits lassen sich die Erlebnisse Maries […] auch als Sozialisationsgeschichte(n) begreifen, die dem Modell einer Initiation nachgebildet sind. Der Aufenthalt im Zauberreich stellt so gesehen nicht nur eine Flucht aus einer rigiden sozialen Ordnung in das Reich verantwortungslosen Spiels dar, sondern dient als rite de passage dazu, die adoleszenten Protagonisten auf den Ernst des Lebens vorzubereiten. Initiationen verlaufen in den meisten Kulturen nach einem ähnlichen Schema: nach einer Vorbereitung durch Riten wie Fasten oder Waschungen begibt sich der Proband an einem abgegrenzten Ort, verbleibt dort in einem Intervall der Ort-und-Zeitlosigkeit, muß Mutproben überstehen, sich Prüfungen unterziehen, und wird, wenn er diese bestanden hat, mit einem geheimen Wissen vertraut gemacht und in die Gemeinschaft der Erwachsenen aufgenommen. Die auffallende
Gliederung beider Erzählungen in drei Abschnitte entspricht also nicht nur
dem triadischen Modell der christlichen Eschatologie, sondern
wiederholt auch den charakteristischen dreistufigen Verlauf von Initiationen:
die Trennung vom Alltag, den Eintritt in einen sakralen Raum als Simulation
eines sozialen Todes bzw. des Abschieds von einer Lebensphase
und die Rückkehr des veränderten, gereiften Probanden in die Alltagswelt.
Journal des Luxus und der Moden. Herausgegeben von Carl Bertuch. Sechs und zwanzigster Band. Jahrgang 1811. Mit ausgemalten und schwarzen Kupfertafeln. Weimar, 1811.
Die jungen Herren: Die Söhne der Grafenfamilie.
John Constable: Frühjahr, Öl auf Holz, um 1810.
im Winter mit ihm verheiratet:
Marie bleibt ihrem Kinderstatus noch als junge Ehefrau und
Mutter im
Hause der Eltern treu. An Elfriede, dem im Beischlaf von
Anpassung
und Regression gezeugten Kind, geht die Prophezeiung
Brigittes,
der Großmutter, in Erfüllung: „So kluge Kinder (...) werden
nicht alt,
sie sind zu gut für diese Welt.“ Es ist bemerkenswert, dass die Hochzeit im Winter stattfindet, in der Jahreszeit, die es im Elfenreich, in dem Marie sich zu einem „funfzehnjährige(n) aufgeblühte(n) Mädchen“ entwickelt hat, gar nicht gibt. |
Oft dachte sie mit inniger Sehnsucht an ihren Aufenthalt hinter den Tannenbäumen zurück; sie blieb still und ernst. So schön auch alles war, was sie umgab, so kannte sie doch etwas noch Schöneres, wodurch eine leise Trauer ihr Wesen zu einer sanften Schwermut stimmte. Schmerzhaft traf es sie, wenn der Vater oder ihr Mann von den Zigeunern und Schelmen sprachen, die im finstern Grunde wohnten; oft wollte sie sie verteidigen, die sie als Wohltäter der Gegend kannte, vorzüglich gegen Andres, der eine Lust im eifrigen Schelten zu finden schien, aber sie zwang das Wort jedesmal in ihre Brust zurück. So verlebte sie das Jahr, und im folgenden ward sie durch eine junge Tochter erfreut, welche sie Elfriede nannte, indem sie dabei an den Namen der Elfen dachte. Die jungen Leute wohnten mit Martin und Brigitte in demselben Hause, welches geräumig genug war, und halfen den Eltern die ausgebreitete Wirtschaft führen. Die kleine Elfriede zeigte bald besondere Fähigkeiten und Anlagen, denn sie lief sehr früh, und konnte alles sprechen, als sie noch kein Jahr alt war; nach einigen Jahren aber war sie so klug und sinnig, und von so wunderbarer Schönheit, dass alle Menschen sie mit Erstaunen betrachteten, und ihre Mutter sich nicht der Meinung erwehren konnte, sie sehe jenen glänzenden Kindern im Tannengrunde ähnlich. Elfriede hielt sich nicht gern zu andern Kindern, sondern vermied bis zur Ängstlichkeit ihre geräuschvollen Spiele, und war am liebsten allein. Dann zog sie sich in eine Ecke des Gartens zurück, und las oder arbeitete eifrig am kleinen Nähzeuge; oft sah man sie auch wie tief in sich versunken sitzen, oder dass sie in Gängen heftig auf und nieder ging und mit sich selber sprach. Die beiden Eltern ließen sie gern gewähren, weil sie gesund war und gedieh, nur machten sie die seltsamen verständigen Antworten und Bemerkungen oft besorgt. So kluge Kinder, sagte die Großmutter Brigitte vielmals, werden nicht alt, sie sind zu gut für diese Welt, auch ist das Kind über die Natur schön, und wird sich auf Erden nicht zurecht finden können. Die Kleine hatte die Eigenheit, dass sie sich höchst ungern bedienen ließ, alles wollte sie selber machen. Sie war fast die früheste auf im Hause, und wusch sich sorgfältig und kleidete sich selber an; ebenso sorgsam war sie am Abend, sie achtete sehr darauf, Kleider und Wäsche selbst einzupacken, und durchaus Niemand, auch die Mutter nicht, über ihre Sachen kommen zu lassen. Die Mutter sah ihr in diesem Eigensinne nach, weil sie sich nichts weiter dabei dachte, aber wie erstaunte sie, als sie sie an einem Feiertage, zu einem Besuch auf dem Schlosse, mit Gewalt umkleidete, so sehr sich auch die Kleine mit Geschrei und Tränen dagegen wehrte, und auf ihrer Brust an einem Faden hängend, ein Goldstück von seltsamer Form antraf, welches sie sogleich für eines von jenen erkannte, deren sie so viele in dem unterirdischen Gewölbe gesehn hatte. Die Kleine war sehr erschrocken, und gestand endlich, sie habe es im Garten gefunden, und da es ihr sehr wohlgefallen, habe sie es so emsig aufbewahrt; sie bat auch so dringend und herzlich, es ihr zu lassen, dass Marie es wieder auf derselben Stelle befestigte und voller Gedanken mit ihr stillschweigend zum Schlosse hinaufging. |
sie blieb still und ernst: Die Melancholie (lateinisch melancholia, melancolia, von altgriechisch μελαγχολία melancholía „Schwarzgalligkeit“, aus μέλας melas „schwarz“ und χολή cholḗ „Galle“; „Schwarze Galle“: entsprechend der bis in das 19. Jahrhundert in der europäischen Medizin vorherrschenden Humoralpathologie der kalt-trockene Leibessaft) bezeichnet eine durch Schwermut bzw. Schwermütigkeit, Schmerz, Traurigkeit oder Nachdenklichkeit geprägte Gemütsstimmung, die in der Regel auf keinen bestimmten Auslöser oder Anlass zurückgeht.
Journal des Luxus und der Moden. Herausgegeben von Carl Bertuch. Sechs und zwanzigster Band. Jahrgang 1811.
war sie so klug und sinnig: Die zauberhafte Pädagogik der Elfen zeitigt offenbar die gleichen Ergebnisse wie ein konventioneller Schulunterricht auch. Ihre einst muntere, kindliche Art hat Marie jetzt durch eine Stimmung ersetzt, die den romantischen Zeitgenossen fast unweigerlich im Angesicht der Verfallszeit ergreift: Melancholie. Von ihrer
Kindlichkeit ist Marie gründlich
kuriert. Die Deutung der
beiden romantischen Erzählungen als Initiationsgeschichten entrückt sie der
plakativen und schematischen Entgegensetzung zur Aufklärung. So besehen,
bestreiten sie nicht länger die Notwendigkeit von
Anpassung und Integration; sie erzählen vielmehr davon, wie sich
die Protagonisten in resignierter Anerkennung der Verhältnisse von
ihrer Kindheit verabschieden – freilich beschreiben sie diesen
Abschied als unersetzlichen Verlust.
Elfriede: ein weiblicher Vorname; er ist
die deutsche Form des englischen Vornamens Elfreda. Elfreda setzt sich aus den
altenglischen Worten ælf (Elf, Naturgeist) und þryð (Kraft, Stärke) zusammen.
In Tiecks
Erzählung schließt sich an das triadische Schema noch eine
zusätzliche Koda an. Die Übergänge von einem Erzählabschnitt
zum nächsten werden jeweils durch ein Wunder in Gang gesetzt: am
Übergang vom ersten zum zweiten Teil ist es das Wunder der
Epiphanie, die Erscheinung der Elfen bzw. der holländischen Geister, am Übergang
vom zweiten zum dritten Teil ist es das Wunder der
fatalen Zeitbeschleunigung: die skeptischen Figuren der Erzählung werden
konfrontiert mit dem Wunder einer außer Kraft gesetzten Zeit.
Jedes dieser beiden Wunder ist metaphorisch mit dem Mythos des
Paradieses verbunden: die Epiphanie scheint Einlaß ins Paradies zu
gewähren, das Wunder der Zeitbeschleunigung ist gleichbedeutend mit der
Vertreibung aus dem Paradies. Allerdings wird in offensichtlicher
Revision des Genesis-Bericht der Einlaß ins Paradies aufgrund einer
Verbotsübertretung gewährt, während die Vertreibung aus dem Paradies
die Protagonisten unverschuldet trifft. Und schließlich sind den drei
Abschnitten jeweils unterschiedliche Vorstellungen von Zeit
zugeordnet: Der erste ist gekennzeichnet vom trägen Fluß der Zeit, der zweite
spricht vom Aussetzen der Zeit, einem Zustand phantastischer Zeitlosigkeit, der
dritte schließlich beschreibt Geschichte als Erfahrung einer
Beschleunigung der Zeit, die zum Zeitverfall wird und bei Tieck eine
fast apokalyptische Dimension erreicht.
Jan Brueghel d. J.: Das Paradies auf Erden. Öl auf Holz, 1650. Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin. |
Seitwärts vom Hause der Pachterfamilie lagen einige Wirtschaftsgebäude zur Aufbewahrung der Früchte und des Feldgerätes, und hinter diesen befand sich ein Grasplatz mit einer alten Laube, die aber kein Mensch jetzt besuchte, weil sie nach der neuen Einrichtung der Gebäude zu entfernt vom Garten war. In dieser Einsamkeit hielt sich Elfriede am liebsten auf, und es fiel Niemanden ein, sie hier zu stören, so dass die Eltern oft in halben Tagen ihrer nicht ansichtig wurden. An einem Nachmittage befand sich die Mutter in den Gebäuden, um aufzuräumen und eine verlorene Sache wieder zu finden, als sie wahrnahm, dass durch eine Ritze der Mauer ein Lichtstrahl in das Gemach falle. Es kam ihr der Gedanke, hindurch zu sehn, um ihr Kind zu beobachten, und es fand sich, dass ein locker gewordener Stein sich von der Seite schieben ließ, wodurch sie den Blick gerade hinein in die Laube gewann. Elfriede saß drinnen auf einem Bänkchen, und neben ihr die wohlbekannte Zerina, und beide Kinder spielten und ergötzten sich in holdseliger Eintracht. Die Elfe umarmte das schöne Kind und sagte traurig: Ach, du liebes Wesen, so wie mit dir habe ich schon mit deiner Mutter gespielt, als sie klein war und uns besuchte, aber ihr Menschen wachst zu bald auf und werdet so schnell groß und vernünftig; das ist recht betrübt: bliebest du doch so lange ein Kind, wie ich! Gern tät ich dir den Gefallen, sagte Elfriede, aber sie meinen ja alle, ich würde bald zu Verstande kommen, und gar nicht mehr spielen, denn ich hätte rechte Anlagen, altklug zu werden. Ach! und dann seh ich dich auch nicht wieder, du liebes Zerinchen! Ja, es geht wie mit den Baumblüten: wie herrlich der blühende Apfelbaum mit seinen rötlichen aufgequollenen Knospen! der Baum tut so groß und breit, und jedermann, der drunter weg geht, meint auch, es müsse recht was Besonderes werden; dann kommt die Sonne, die Blüte geht so leutselig auf, und da steckt schon der böse Kern drunter, der nachher den bunten Putz verdrängt und hinunter wirft; nun kann er sich geängstigt und aufwachsend nicht mehr helfen, er muss im Herbst zur Frucht werden. Wohl ist ein Apfel auch lieb und erfreulich, aber doch nichts gegen die Frühlingsblüte: so geht es mit uns Menschen auch; ich kann mich nicht darauf freuen, ein großes Mädchen zu werden. Ach, könnt ich euch doch nur einmal besuchen! Seit der König bei uns wohnt, sagte Zerina, ist es ganz unmöglich, aber ich komme ja so oft zu dir, Liebchen, und keiner sieht mich, keiner weiß es, weder hier noch dort; ungesehn geh ich durch die Luft, oder fliege als Vogel herüber; o wir wollen noch recht viel beisammen sein, solange du klein bist. Was kann ich dir nur zu Gefallen tun? Recht lieb sollst du mich haben, sagte Elfriede, so lieb, wie ich dich in meinem Herzen trage; doch lass uns auch einmal wieder eine Rose machen. Zerina nahm das bekannte Schächtelchen aus dem Busen, warf zwei Körner hin, und plötzlich stand ein grünender Busch mit zweien hochroten Rosen vor ihnen, welche sich zu einander neigten, und sich zu küssen schienen. Die Kinder brachen die Rosen lächelnd ab, und das Gebüsch war wieder verschwunden. O müsste es nur nicht wieder so schnell sterben, sagte Elfriede, das rote Kind, das Wunder der Erde. Gib! sagte die kleine Elfe, hauchte dreimal die aufknospende Rose an, und küsste sie dreimal; nun, sprach sie, indem sie die Blume zurückgab, bleibt sie frisch und blühend bis zum Winter. Ich will sie wie ein Bild von dir aufheben, sagte Elfriede, sie in meinem Kämmerchen wohl bewahren, und sie morgens und abends küssen, als wenn du es wärst. Die Sonne geht schon unter, sagte jene, ich muss jetzt nach Hause. Sie umarmten sich noch einmal, dann war Zerina verschwunden. Am Abend nahm Marie ihr Kind mit einem Gefühl von Beängstigung und Ehrfurcht in die Arme; sie ließ dem holden Mädchen nun noch mehr Freiheit als sonst, und beruhigte oft ihren Gatten, wenn er, um das Kind aufzusuchen, kam, was er seit einiger Zeit wohl tat, weil ihm ihre Zurückgezogenheit nicht gefiel, und er fürchtete, sie könne darüber einfältig, oder gar unklug werden. Die Mutter schlich öfter nach der Spalte der Mauer, und fast immer fand sie die kleine glänzende Elfe neben ihrem Kinde sitzen, mit Spielen beschäftigt, oder in ernsthaften Gesprächen. Möchtest du fliegen können? fragte Zerina einmal ihre Freundin. Wie gerne! rief Elfriede aus. Sogleich umfasste die Fee die Sterbliche, und schwebte mit ihr vom Boden empor, so dass sie zur Höhe der Laube stiegen. Die besorgte Mutter vergaß ihre Vorsicht, und lehnte sich erschreckend mit dem Kopfe hinaus, um ihnen nachzusehn; da erhob aus der Luft Zerina den Finger und drohte lächelnd, ließ sich mit dem Kinde wieder nieder, herzte sie, und war verschwunden. Es geschah nachher noch öfter, dass Marie von dem wunderbaren Kinde gesehen wurde, welches jedesmal mit dem Kopfe schüttelte oder drohte, aber mit freundlicher Gebärde. |
Laube: In der etwas abgelegenen Ecke des Gartens entsteht durch die Anwesenheit von Zerina eine Enklave der Elfenwelt des Tannengrundes. Hier trifft sie sich regelmäßig mit Elfriede und spielt mit dem Kind, und hier wiederholt sich die Sozialisation ihrer Mutter Marie. Eine psycholgische Deutung nimmt Judit Kováts vor: Im Grunde geht es in der Märchennovelle Die Elfen um die Geschichte einer Mutter und ihrer Tochter, deren trauriges Schicksal mit ihrem lebensfernen Charakter zusammenzuhängen scheint, und deren Seelenzustand als eine Krankheitsdiagnose mit psychologischer Genauigkeit beschrieben wird. Das Wunderbare wird in der Geschichte auf das knappe Handlungsgerüst projiziert in der Form der Vision. Das Kind Marie erlebt die Zeit bei den Zigeunern als einen Aufenthalt in der Elfenwelt. Der wüste Garten des Zigeunervolkes verwandelt sich im Bewusstsein des Mädchens in einen bunten paradiesischen und wird mit allen möglichen Requisiten einer Märchenwelt ausgestattet: spielende Elfen in Kindergestalt, ein prächtiger Palais, die Unterwelt mit Zwergen, ihrem Metallfürsten und ihrem Gold (als Anspielung auf den Schatz der Nibelungen), vielerlei Zaubereien und ein die Ankunft des Elfenkönigs ankündigender Phönixvogel erscheinen in einer bunten Kavalkade. Maries Tochter Elfriede begegnet dem Wunderbaren nur durch eine einzige Elfe aus der von ihrer Mutter vertrauten Feenwelt. Offensichtlich geht es in den beiden Fällen und bei den beiden Figuren um eine Analogie: die Wiederholung derselben Vision. Den Bindepunkt zwischen ihnen bildet Maries ehemalige Gespielin Zerina. Die Gestalt dieser Kinderfee ist funktionell in der Struktur des Textes mehrfach begründet. Durch sie werden Marie und ihre Tochter mit dem Zauber der Feenwelt vertraut. Zum anderen zeigt Zerinas Erscheinen für Elfriede die kontinuierliche Anwesenheit und Wirksamkeit des Wunders in der gewöhnlichen Welt und bezeugt zugleich die Ähnlichkeit beider Situationen. Das Wunderbare erscheint aber nicht nur für die Kinder. Marie bleibt mit ihm auch als Erwachsene vertraut, sogar ihr Mann kommt mit dem Wunder in Berührung. S. 455. […] Zum Schluss lässt sich sagen, dass Tieck in den Elfen in der imitierten Form eines Märchens eine vieldiskutierte Frage seiner Zeit, die der problematisch gewordene Subjektivität thematisiert. Näher stellt er die Frage nach den Möglichkeiten der Selbstvergewisserung des Subjekts, wenn die Wirklichkeit bloß als ein Produkt des Geistes erscheint. Trotz den zahlreichen Elementen eines Kindermärchens und ihrer beabsichtigten Naivität versteht sich das Werk als eine literarische Diagnose der allgemeinen Bewusstseinskrise der Epoche und des Autors selber. Die Spiegelung der komplexen Innerlichkeit erfolgt im Text metaphorisch als eine Abwendung des Ich von der Realität und seine Hinwendung zum Phantastischen. Die Darstellung des Wunderbaren gründet bei Tieck auf den Grenzübergängen des Wirklichen in der Form des Traums. Der Traum/Wachtraum ist der Zustand der Abwesenheit, und die Flucht in ihn hinein zeigt den Versuch des Subjekts, sich von dem Zwang der gesellschaftlichen Realität zu entlasten. Das Phantasieren führt aber zugleich zur Ichhaftigkeit und Isolation. Nimmt man an, dass die narrativen Texte (vorbildliche) bürgerliche Sozialisationsformen modellieren, so zeigt die Hingabe dem poetischen Traum die Destruktion der bestehenden Lebensordnung an. Für die Darstellung des Phantasierens/des Traumzustandes setzt Tieck das Mittel des raschen Wechsels der Wirklichkeitsebenen und des Erzählstandpunktes ein. Die veränderte Bewusstseinslage durch die Radikalisierung der Phantasie erzeugt im Werk eine zeitliche Doppelstruktur, wobei Traum, Erinnerung und Ahnung den verschiedenen Dimensionen der Zeit entsprechen. Die einer „realisierten Utopie“ gegenüber getauschten Natur erscheint als ein beseelter Wundergarten (Feenwelt), deren Darstellung für Tieck nur in der Form eines Gemütsreflexes vorstellbar ist, wobei nicht nur die Landschaft das Analogon des Gemüts wird, sondern es weitet sich umgekehrt auch das Gemüt zur Landschaft aus. Zugleich ist die Natur die Personifikation jener Einheit von Mensch und Natur, die endgültig verlorenzugehen scheint. Das Erleben der Natur schreibt Tieck dem Kind zu. In ihm entdeckt er eine neue Möglichkeit der poetischen Wirklichkeitswahrnehmung und ein neues Medium der Selbstreflexion des Subjekts. Die Darstellung des Gemüts heißt bei Tieck die Spiegelung „einer augenblicklichen Gestimmtheit des Menschen“. Das Werk durchzieht das Motiv der eigenen Selbstverwirklichung und des Selbstverlusts. In beiden Prozessen hat die Erinnerung eine bestimmende Funktion: im ersten bildet sie als ein selbststiftender Faktor die Kontinuität zwischen dem früheren und dem gegenwärtigen Ich der Hauptfigur. Im letzteren beginnt der Verlust der Identität mit dem Entzug der Erinnerung. Beide Vorgänge werden mit tiefenpsychologischer Methode und aus der Perspektive Maries dargestellt. Bezüglich des behandelten Problems lässt sich Tiecks Konsequenz wie folgt resümieren: Das Subjekt als ein ideeller Weltschöpfer könne eine fiktive Welt zurückerobern, aber es müsse die vorgegebene objektive Welt dabei verlieren. Kováts 2010, S. 465 Apfelbaum: Die Frucht ist Symbol der Reife, der abgeschlossenen Entwicklung. Elfriedes Vergleich – aus dem Munde eines Kindes – bestätigt freilich ihre Aussage, sie habe „rechte Anlagen, altklug zu werden.“
Äpfel, Kolorierte Lithographie, 1854 Rosen: Verschiedene Volkskulturen und Traditionen weisen der Rose eine symbolische Bedeutung zu , obwohl diese selten im Detail verstanden wird. Beispiele für tiefere Bedeutungen liegen in der Sprache der Blumen und wie eine Rose in Arrangements eine andere Bedeutung haben kann. Beispiele für gemeinsame Bedeutungen verschiedenfarbiger Rosen sind: wahre Liebe (rot), Mysterium (blau), Unschuld oder Reinheit (weiß), Tod (schwarz), Freundschaft (gelb) und Leidenschaft (orange). Im antiken Griechenland war die Rose eng mit der Göttin Aphrodite verbunden. In der Ilias schützt Aphrodite den Körper von Hector mit dem „unsterblichen Öl der Rose“ und der archaische griechische Lyriker Ibycus preist einen schönen Jüngling und sagt, Aphrodite habe ihn „unter Rosen gepflegt“.
Nach der Christianisierung des Römischen Reiches wurde die Rose mit der Jungfrau
Maria gleichgesetzt .
Hans Simon Holtzbecker: Rosa gallica, Gouache, ca. 1650; Statens Museum für Kunst, Kopenhagen. Die leuchtend rote, halbgefüllte Rosa gallica war der Vorfahre aller Rosen des mittelalterlichen Europas. |
Oftmals schon hatte bei vorgefallenem Streite Marie im Eifer zu ihrem Manne gesagt: Du tust den armen Leuten in der Hütte Unrecht! Wenn Andres dann in sie drang, ihm zu erklären, warum sie der Meinung aller Leute im Dorfe, ja der Herrschaft selber entgegen sei und es besser wissen wolle, brach sie ab, und schwieg verlegen. Heftiger als je ward Andres eines Tages nach Tische und behauptete, das Gesindel müsse als landesverderblich durchaus fortgeschafft werden; da rief sie im Unwillen aus: Schweig, denn sie sind deine und unser aller Wohltäter! Wohltäter? fragte Andres erstaunt; die Landstreicher? In ihrem Zorne ließ sie sich verleiten, ihm unter dem Versprechen der tiefsten Verschwiegenheit die Geschichte ihrer Jugend zu erzählen, und da er bei jedem ihrer Worte ungläubiger wurde und verhöhnend den Kopf schüttelte, nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn in das Gemach, von wo er zu seinem Erstaunen die leuchtende Elfe mit seinem Kinde in der Laube spielen, und es liebkosen sah. Er wusste kein Wort zu sagen; ein Ausruf der Verwunderung entfuhr ihm, und Zerina erhob den Blick. Sie wurde plötzlich bleich und zitterte heftig, nicht freundlich, sondern mit zorniger Miene machte sie die drohende Gebärde, und sagte dann zu Elfrieden: Du kannst nichts dafür, geliebtes Herz, aber sie werden niemals klug, so verständig sie sich auch dünken. Sie umarmte die Kleine mit stürmender Eil, und flog dann als Rabe mit heiserem Geschrei über den Garten hinweg, den Tannenbäumen zu. |
im Eifer zu ihrem Manne gesagt: Während die
weiblichen Protagonisten sich eine besondere Sensibilität für das Wunderbare
bewahrt haben, überkommt die Männer,
kaum daß sie des
Wunderbaren ansichtig werden, der Impuls zur
Gewalt. Den
Männern in ihrer aggressiven Unempfindlichkeit bleibt die Erfahrung des
Wunderbaren versagt, aber dafür bleiben
sie am Leben, was
der letzte Satz der Erzählung ausdrücklich mitteilt:
„Der alte Martin
zog mit seinem Schwiegersohn nach der Gegend, in
der er vormals
gelebt hatte.“ Die Risiken des romantischen
Denkens hingegen,
das zeigt die hohe Mortalitätsrate des weiblichen
Personals, werden
auf das schöne Geschlecht übertragen.
Weil sie
empfänglich sind
für die Poesie, werden die Frauen von ihr infiziert und sterben an ihr. Seine
Legitimation findet dieses Verfahren in der
exklusiven
Anwendung naturzyklischer Vorstellungen auf das Leben
der weiblichen
Protagonisten.
Landstreicher: Fahrendes Volk (auch
fahrende Leute) bezeichnet eine Vielfalt von Bevölkerungsgruppen der unteren und
untersten Ränge vor allem der vormodernen ständischen Gesellschaft. Gemeinsam
waren diesen sehr unterschiedlichen vagierenden Individuen und Gruppen
verschiedener Herkunft und Tätigkeit: ihre Ausgrenzung aus der ansässigen
Gesellschaft, ihre Armut und fehlende Schulbildung, eine damit einhergehende
zeitweise oder dauerhafte Erwerbsmigration in ökonomischen Nischen und der auf
den Menschen liegende mehrheitsgesellschaftliche Verdacht der Delinquenz. In der
Regel waren die Angehörigen dieses Bevölkerungsteils unter stigmatisierenden
Bezeichnungen wie „herrenloses Gesindel“ aus der Untertanenschaft
ausgeschlossen. Fahrendes Volk reproduzierte sich zum einen aus sich selbst. Zum
anderen erhielt es Zuzug von Absteigern aus dem sesshaften Unterschichtenmilieu.
Hieronymus Bosch,: Der Landstreicher; Öl auf Holz um 1510. Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam.
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Am Abend war die Kleine sehr still und küsste weinend die Rose, Marien war ängstlich zu Sinne, Andres sprach wenig. Es wurde Nacht. Plötzlich rauschten die Bäume, Vögel flogen mit ängstlichem Geschrei umher, man hörte den Donner rollen, die Erde zitterte und Klagetöne winselten in der Luft. Marie und Andres hatten nicht den Mut aufzustehn; sie hüllten sich in die Decken und erwarteten mit Furcht und Zittern den Tag. Gegen Morgen ward es ruhiger, und alles war still, als die Sonne mit ihrem Lichte über den Wald hervor drang. Andres kleidete sich an, und Marie bemerkte, dass der Stein des Ringes an ihrem Finger verblasst war. Als sie die Tür öffneten, schien ihnen die Sonne klar entgegen, aber die Landschaft umher kannten sie kaum wieder. Die Frische des Waldes war verschwunden, die Hügel hatten sich gesenkt, die Bäche flossen matt mit wenigem Wasser, der Himmel schien grau, und als man den Blick nach den Tannen hinüber wandte, standen sie nicht finstrer oder trauriger da, als die übrigen Bäume; die Hütten hinter ihnen hatten nichts Abschreckendes, und mehrere Einwohner des Dorfes kamen und erzählten von der seltsamen Nacht, und dass sie über den Hof gegangen seien, wo die Zigeuner gewohnt, die wohl fortgegangen sein müssten, weil die Hütten leer ständen, und im Innern ganz gewöhnlich wie die Wohnungen andrer armen Leute aussähen; einiges vom Hausrat wäre zurückgeblieben. Elfriede sagte zu ihrer Mutter heimlich: Als ich in der Nacht nicht schlafen konnte, und in der Angst bei dem Getümmel von Herzen betete, da öffnete sich plötzlich meine Tür, und herein trat meine Gespielin, um Abschied von mir zu nehmen. Sie hatte eine Reisetasche um, einen Hut auf ihren Kopf, und einen großen Wanderstab in der Hand. Sie war sehr böse auf dich, weil sie deinetwegen nun die größten und schmerzhaftesten Strafen aushalten müsse, da sie dich doch immer so geliebt habe; denn alle, so wie sie sagte, verließen nur sehr ungern diese Gegend. |
Donner: Naturerscheinungen wie Donner,
Sturmwind und Regen haben bei den frühen Völkern den Gedanken an eine
Himmelsgottheit hervorgerufen, die als deren Urheber eine Erklärung dafür
abgeben sollte, was anderweitig nicht erklärbar war. In den kosmogonischen
Mythen werden alltägliche Erfahrungen als Modelle für die kosmische Ordnung
herangenommen. Typisch ist die Personifizierung des unheilvoll und bedrohlich
wirkenden Donners als Teilaspekt des Himmelsgottes, als untergeordnete Gottheit
in einer polytheistischen Religion oder als mächtiges Wesen in einer von
Naturkräften bestimmten Glaubenswelt.
Aelbert Cuyp, Gewitter über Dordrecht, um 1645, Öl auf Eichenholz; Stiftung Sammlung E.G. Bührle, Zürich.
Elfriedes kurzes Leben ist die biologische Konsequenz der Zukunftsverweigerung ihrer Mutter. Elfriede ist zur Reife vor der Zeit verdammt, sie muß in einer der Sage entlehnten Konstruktion, die mit Tiecks notorischem Faible für das Motiv der stellvertretenden Schuld konvergiert, für den Geheimnisverrat der Mutter mit einer tödlichen Beschleunigung ihrer Lebenszeit büßen. Nach dem mythischen Vorbild natürlichen Vergehens - wie eine welkende Rose - stirbt das Kind, doch offenbar ohne die triumphale Wiederkehr, die der Mythos vom Vogel Phoenix noch verheißen hatte. Die Weisheit von
der Unzerstörbarkeit des Lebens gilt offenbar nicht mehr unter
den irreversiblen Bedingungen einer zur Geschichte verwandelten
Zeit. Es verleiht der Erzählung von Tieck ihren besonderen Wert, daß sie die
Kritik an Mediokrität und Philistertum nicht zurücknimmt, aber
die romantische Empfehlung einer Rückkehr zu den Lebensweisen,
Anschauungsformen und Denkmustern eines vorbürgerlichen Zeitalters nachdrücklich
mit Fragezeichen versieht. Das Paradies ist
verloren. Wer dem Lockruf der Regression folgt, büßt auf der
Suche nach einer besseren Zeit unweigerlich die eigene ein. [...]
Marie, Protagonistin des romantischen Eskapismus, flieht vor der Realität und
verliert dabei sich selbst. Während sie sich der Geschichte
verweigerte, wurde sie ihr gemacht. Sie bleibt, trotz ihrer
wunderbaren Erfahrungen, als verarmte Gestalt zurück, von der eigenen
Phantasie um ihre Zeit betrogen. […] Es gehört zur Tragik
der Protagonistinnen Tiecks, daß sie nur lieben können, solange sie Kinder
bleiben, daß ihnen ihr Menschsein aber abverlangt, ihrer
Kindlichkeit zu entsagen. Wenn aber die Elfen auf der Kindlichkeit
ihrer Spielgefährten bestehen, machen auch sie sich der Lieblosigkeit
eines gedankenlosen Hedonismus schuldig. Marie und Elfriede,
Mutter und Tochter, lieben die gleiche Elfin und werden gleichermaßen,
wenn ihre Zeit gekommen ist, von ihr verlassen. Zerina ist eben nicht nur die
liebreizende Spielgefährtin, sondern auch die treulose Geliebte
– wenn sie am Ende der Erzählung mit Stock und Hut erscheint, um
Abschied zu nehmen, trägt sie die „Attribute des romantischen
Wanderers, den keine Liebe festhält.“ |
Marie verbot ihr, davon zu sprechen, und indem kam auch der Fährmann vom Strome herüber, welcher Wunderdinge erzählte. Mit einbrechender Nacht war ein großer fremder Mann zu ihm gekommen, welcher ihm bis zu Sonnenaufgang die Fähre abgemietet habe, doch mit dem Bedingnis, dass er sich still zu Hause halten und schlafen, wenigstens nicht aus der Tür treten solle. Ich fürchtete mich, fuhr der Alte fort, aber der seltsame Handel ließ mich nicht schlafen. Sacht schlich ich mich ans Fenster und schaute nach dem Strome. Große Wolken trieben unruhig durch den Himmel und die fernen Wälder rauschten bange; es war als wenn meine Hütte bebte und Klagen und Winseln um das Haus schlich. Da sah ich plötzlich ein weißströmendes Licht, das breiter und immer breiter wurde, wie viele tausend nieder gefallene Sterne, funkelnd und wogend bewegte es sich von dem finstern Tannengrunde her, zog über das Feld, und verbreitete sich nach dem Flusse hin. Da hörte ich ein Trappeln, ein Klirren, ein Flüstern und Säuseln näher und näher; es ging nach meiner Fähre hin, hinein stiegen alle, große und kleine leuchtende Gestalten, Männer und Frauen, wie es schien, und Kinder, und der große fremde Mann fuhr sie alle hinüber; im Strome schwammen neben dem Fahrzeuge viel tausend helle Gebilde, in der Luft flatterten Lichter und weiße Nebel, und alles klagte und jammerte, dass sie so weit, weit reisen müssten, aus der geliebten angewöhnten Gegend fort. Der Ruderschlag und das Wasser rauschten dazwischen, und dann war wieder plötzlich eine Stille. Oft stieß die Fähre an, und kam zurück und ward von neuem beladen, auch viele schwere Gefäße nahmen sie mit, die grässliche kleine Gesellen trugen und rollten; waren es Teufel, waren es Kobolde, ich weiß es nicht. Dann kam im wogenden Glanz ein stattlicher Zug. Ein Greis schien es, auf einem weißen kleinen Rosse, um den sich alles drängte; ich sah aber nur den Kopf des Pferdes, denn es war über und über mit kostbaren glänzenden Decken verhangen; auf dem Haupt trug der Alte eine Krone, so dass ich dachte, als er hinüber gefahren, die Sonne wolle von dorten aufgehn, und das Morgenrot funkle mir entgegen. So währte es die ganze Nacht; ich schlief endlich in dem Gewirre ein, zum Teil in Freude, zum Teil in Schauder. Am Morgen war alles ruhig, aber der Fluss ist wie weg gelaufen, so dass ich Not haben werde mein Fahrzeug zu regieren. |
Tiecks Diagnose
hingegen fällt desolat aus: Wenn die Elfen das Land verlassen,
sind Verkümmerung und Mißwachs unvermeidlich. Der Auszug der
Elfen aber, unschwer als Metapher für den Verlust der Phantasie und für
drohende intellektuelle Verödung zu erkennen, ist historisch
beschlossene Sache, er läßt sich nicht länger aufhalten - Maries
Geheimnisverrat kam nur dem Pogrom zuvor. Aber Tieck prophezeit nicht
nur seinem Zeitalter den Verfall, er beschreibt auch die Kosten der
romantischen Verweigerung. Der Apfel, den Zerina die Menschenkinder
kosten ließ, war vergiftet. Die Protagonisten bezahlen für ihre fatale
Orientierung an der Phantasie mit Jahren ihres Lebens und dem
Verlust ihrer Lebenskraft. Diese Skepsis angesichts der Konsequenzen
romantischer Loyalität erlaubt es, von einer Selbstkritik der Romantik zu
sprechen. Aber diese kritische Selbstwahrnehmung der Romantik ist
geschlechtsspezifisch einseitig. Die Last des Alters haben vor
allem Frauen zu tragen: Die sieben Jahren von Maries
Abwesenheit sind am Vater offenbar spurlos vorübergegangen, während die
Mutter sich bis zur Unkenntlichkeit verändert hat. Kobolde: Kobold ist ein Begriff für Haus- und Naturgeister. Bei dem mittelhochdeutschen kóbolt oder kobólt handelt es sich wahrscheinlich um eine verdunkelte Zusammensetzung, deren erster Teil sich etymologisch von kobe (= Hütte, Stall, Verschlag) ableitet, während der zweite Bestandteil zu hold (= erhaben, gut, wie in „Unhold“ oder „Frau Holle“) oder zu walten (= herrschen, besitzen) gehören kann. Im letzteren Fall bedeutet der Name also eigentlich „Hauswalter, Haushüter“. Der Kobold ist ein Hausgeist, der das Haus schützt, aber seine Bewohner gerne neckt, allerdings ohne Schaden anzurichten. Er kann zum Beispiel in Form einer Feder erscheinen, die einem im Schlaf auf die Nase fällt und so ein Niesen verursacht. Im Gegensatz zu Kobolden, die als einzelnes Individuum an ein bestimmtes Haus, einen Ort oder eine Familie gebunden sind, leben z. B. Zwerge in der Gesellschaft ihresgleichen. In altenglischen Glossen erscheint der Kobold unter dem Begriff cofgod, Plural cofgodas, „die Götter des Raumes“. Der Begriff Raum umfasst alle Teile des Hauses, Vorratskammer, Hauptraum usw. Diese Etymologie rückt den Kobold also in die Nähe des slawischen Domowoi oder der römischen Laren. Starke Ähnlichkeiten gibt es ebenfalls mit dem Hausgeist Cofgod (Plural: Cofgodas; engl. cove gods) aus der angelsächsischen Religion. Der germanische Kobold hat sein französisches Pendant, den Goblin. Eng mit der mythologischen Vorstellung des Kobolds verwandt sind die irischen Leprechauns. Im Erzgebirge erscheint er tagsüber als zurückgezogen im Haus lebende schwarze Katze, während er nachts als drachenähnliches Wesen aus dem Schornstein fährt, um seinem Besitzer Geld zuzutragen. Nutznießer von Kobolden werden daher oft wohlhabend, können jedoch nicht sterben, bevor sie den Kobold an eine andere Person abgegeben haben.
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Noch in demselben Jahre war ein Misswachs, die Wälder starben ab, die Quellen vertrockneten, und dieselbe Gegend, die sonst die Freude jedes Durchreisenden gewesen war, stand im Herbst verödet, nackt und kahl, und zeigte kaum hie und da noch im Meere von Sand ein Plätzchen, wo Gras mit fahlem Grün empor wuchs. Die Obstbäume gingen alle aus, die Weinberge verdarben, und der Anblick der Landschaft war so traurig, dass der Graf im folgenden Jahre mit seiner Familie das Schloss verließ, welches nachher verfiel und zur Ruine wurde. Elfriede betrachtete Tag und Nacht mit der größten Sehnsucht ihre Rose und gedachte ihrer Gespielin, und so wie die Blume sich neigte und welkte, so senkte sie auch das Köpfchen, und war schon vor dem Frühlinge verschmachtet. Marie stand oft auf dem Platze vor der Hütte und beweinte das entschwundene Glück. Sie verzehrte sich, wie ihr Kind, und folgte ihm in einigen Jahren. Der alte Martin zog mit seinem Schwiegersohne nach der Gegend, in der er vormals gelebt hatte. |
Misswachs: Gegenteil von Wachstum
John Constable: Hadleight Castle, Öl auf Leinwand 1829. |
Zu Eduard Steinbrücks berühmtesten Bildfindungen gehört das nach Ludwig Tiecks Märchen »Die Elfen« (1811) entstandene Gemälde »Marie bei den Elfen«, von dem die Nationalgalerie die Erstfassung besitzt. Dargestellt ist die Szene, in der das Mädchen Marie in der wundersamen Elfenwelt mit Zerina eine Bootsfahrt unternimmt. Steinbrück zeigt Marie in einem muschelförmigen Boot, das von nackten Elfen an das mit großblättrigen Pflanzen bewachsene Ufer gezogen wird. Marie werden eine Halskette und eine große Schneckenmuschel zum Geschenk angeboten.
Aufgrund ihres lieblichen, märchenhaften Charakters war die Komposition überaus
erfolgreich. Sie wurde vom Künstler mindestens sechsmal wiederholt und durch
graphische Reproduktionen verbreitet. Das Werk entstand im Auftrag des Sammlers
Wagener, der dazu mehrfach mit dem Künstler korrespondierte. Eine vorbereitende
Ölstudie von 1838/39 wird im Kupferstichkabinett, Berlin, bewahrt.
Birgit Verwiebe
Eduard Steinbrück: Marie bei den Elfen. Öl auf Leinwand 1840; Nationalgalerie, Staatliche Museen Berlin; abgerufen unter https://smb.museum-digital.de/object/144353
Literatur
Hans Richard Brittnacher: Die Zeit des Zauberschlafs. Ein Motiv romantischer Erzählkunst bei Ludwig Tieck und Washington Irving. In: Athenäum. Jahrbuch für Romantik 12 (2002), S. 133-154. |
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Kotin 2018 |
Andriej Kotin: Dies- und jenseits des Flusses – Die Struktur als sinntragendes Element von Ludwig Tiecks Die Elfen. GERMANICA WRATISLAVIENSIA 143, Acta Universitatis Wratislaviensis No 3835. Wroclaw 2018, S. 29-41. |
Kováts 2010 |
Judit Kováts: Grenzübergänge des Wirklichen in Ludwig Tiecks Märchen Die Elfen. In: Beiträge der II. Germanistischen Konferenz INTERDISZIPLINARITÄT IN DER GERMANISTIK ANNÄHERUNGEN IN DER LITERATUR-, SPRACH UND KULTURWISSENSCHAFT. PUBLICATIONES UNIVERSITATIS MISKOLCINENSIS SECTIO PHILOSOPHICA TOMUS XV. – FASCICULUS 3. MISKOLC 2010, S. 447-468. |
Kremer 2011 |
Kremer, Detlef: Frühes Erzählen. In: Stockinger/Scherer 2011, S. 496–514. |
Lotman, 1993 |
Jurij Lotmann: Die Struktur künstlerischer Texte. Stuttgart 1993. |
Schmitz-Emans 2004 |
Monika Schmitz-Emanns: Seetiefen und Selentiefen. Literarische Spiegelungen innerer und äußerer Fremde. Würzburg 2003. |
Stemmann 2020 |
Anna Stemmann: Tannengrund und Wald. Brüchige Kindheit in Ludwig Tiecks Die Elfen und E.T.A. Hoffmanns Das fremde Kind. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung 2020, S. 122-133. |
Stockinger/Scherer 2011 |
Stockinger, Claudia; Scherer, Stefan (Hrsg.): Ludwig Tieck. Leben – Werk – Wirkung. Berlin/Boston 2011. |