Seminar für Deutsche Philologie 

 

Prof. Dr. Gerd Eversberg

 

Sommersemester 2013

Netzliteratur, digitale Literatur, Hyperfiction

Im Internet haben sich neue literarische Phänomene herausgebildet, die einer schöpferischen Verbindung von Literatur und Computertechnik entspringen und mit denen ihre Verfasser nach neuen Ausdrucksformen suchen. Im Gegensatz zur „Literatur im Netz“ handelt es sich um solche literarischen Erscheinungen, die vom Ort ihres Auftauchens im Cyberspace, den technischen Bedingungen ihrer Möglichkeit (digitales Medium und World Wide Web) und ihrer Struktur (Hypertext) sowohl im Produktions- wie im Distributionsprozess unmittelbar auf dem digitalen Medium beruhen. Sie zeichnen sich durch Interaktivität, Intermedialität und Inszenierung aus.

Bei der Behandlung des Phänomens geht es zunächst um eine Bestandsaufnahme deutschsprachiger Hyperfiction, Hypermedia und Interactive Fiction; dann um ihre Strukturen (Rhizom- und Baumstruktur, Text-Bild-Ton-Kombinationen, Multimedialität) als spezifische Differenzen zur herkömmlichen Literatur; schließlich wird die historische Entwicklung betrachtet (Vorläufer digitaler Literatur, Hypertext-Gedichte, Mitschreibprojekte, Wettbewerbe, Hypermedia), und es werden veröffentlichte Beiträge exemplarisch analysiert.

Der analytische Teil widmet sich vor dem Hintergrund bisheriger deskriptiver Untersuchungen und theoretischer Ansätze drei zentralen Fragen: Werden durch die Beiträge neue narrative Interaktionsräume eröffnet? – Lassen diese sich im Anschluss an moderne Perspektiven der Literaturtheorie und Narratologie analysieren und systematisch beschreiben? – Kann von einer neuen Literaturgattung gesprochen werden?

In Hinblick auf die Literaturvermittlung wird nach neuen, dem Medium angemessenen Schreib- bzw. Lesekompetenzen gefragt, die Voraussetzung für eine Deutung sein können, und die Rolle beleuchtet, die dabei die Schule (Deutschunterricht) spielen kann.

Basisliteratur:

Roberto Simanowski: Interfictions. Vom Schreiben im Netz. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2002.

Christiane Heibach: Literatur im elektronischen Raum. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003.

Webseiten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Digitale_Poesie

http://www.netzliteratur.net/

http://www.dichtung-digital.de/

http://www.litart.ch/

http://cyberfiction.ch/

 

Master-Seminar auch für Lehramtsstudenten