Theodor Heinrich Ludwig Schnorr: Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande Bodenwerder 1800 |
Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande und letzte Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen. Viertes und letztes Bändchen. Ein Opus posthumum, verfasset von Hennige Küper, Küster in Bodenwerder. ––– Auf des Herrn von Münchhausen höchst eigenen Befehl. Mit Kupfern. Bodenwerder 1800. |
Schnorr 1800, Frontispiz Opus posthumum: Werk aus dem Nachlass eines Komponisten. |
Geschwind den Hippogryphen gesattelt, gezügelt, Ihn dazu gehörig mit Witze beflügelt, Hussa mit dem Klepper über Stock, über Stein, Berg auf und Berg ab, Feld aus und Feld ein. Versucht’s auch das Tier, uns aus dem Sattel zu heben. Wie das oft der Fall ist im menschlichen Leben, und wirft es uns auch dazu in den Sand; Genug, wenn wir behalten den Zaum in der Hand. Übt dann das Schicksal an uns keine Tücke, Und wahrt uns vor Lachern: dann ist es ein Glücke; So sitzen wir auf, und machen’s, wie’s geht. Wohl dem, der sich aufs Narrieren versteht. Der kommt doch in dieser Welt hundertmal weiter, und tut auch gewiss und wahrhaftig gescheiter, Als der, welcher aussieht, wie die Litanei, Oder treibt Emanuel Kants Philosophie. Freund Hein ohne Wang, ohne Zahn , ohne Lippe, Kommt doch am Ende mit gewaltiger Hippe3, Und mähet uns alle ohn Unterschied. Drum sei dies mein beständiges Lied: Fein lustig gelebt und selig gestorben, Das heiß dem ††† das Konzept verdorben.
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Hyppogryphen: Der Hippogryph ist ein Fabelwesen,
das zur einen Hälfte Greif und zur anderen Hälfte Pferd ist. Der Begriff ist aus
dem Griechischen gebildet und eine Erfindung von Ariost. Das Fabelwesen basiert
auf der Redewendung, dass eine Kreuzung zwischen einem Greif und einem Pferd ein
Ding der Unmöglichkeit sei. Vermutlich wurde Ariost von einer Stelle in den
Eclogae des Vergil inspiriert, in der eine solche Paarung als Metapher für eine
absurde Ehe verwendet wird. Das Fabelwesen taucht im Epos „Der rasende Roland“
(Orlando Furioso) auf. Dort dient er verschiedenen Helden als schnelles Reit-
bzw. Flugtier. Roland (Ruggiero) rettet mit seiner Hilfe die schöne Prinzessin
Angelica vor einem Meeresungeheuer und der englische Prinz Astolfo fliegt auf
dem Hippogryphen sogar zum Mond, um dort Rolands verlorenen Verstand
wiederzufinden. In späteren Erzählungen, z. B. bei dem deutschen Dichter
Christoph Martin Wieland (Oberon), taucht der Hippogryph oft als Synonym für
Pegasus auf.
Martin Schongauer, Greif; Holzschnitt 1485
Litanei: eine Form des gemeinschaftlichen
Gebets, bei der von einem Vorbeter, Diakon oder Kantor Anliegen oder Anrufungen
vorgetragen und von der Gemeinde mit einem gleichbleibenden Ruf beantwortet
werden. Hippe: die Sense als Attribut des Todes. verdorben: Nach dem Sprichwort: Lustig gelebt und selig gestorben, Heißt dem Teufel die Rechnung verdorben. |