Theodor Heinrich Ludwig Schnorr

Nachtrag zu den wunderbare Reisen zu Wasser und Lande

Kopenhagen 1789

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*) Elegie

auf den Tod

des

Freiherrn von Münchhausen,

als ein Denkmal

von

seinen Freunden und Verehrern.

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*) Vor 2 Jahren hatte der Herr von Münchhausen eine sehr gefährliche Krankheit, und, wie es oft zu geschehen pflegt in dergleichen Fällen, er wurde tot gesagt. Diesem Gerücht hat die Elegie ihre Entstehung zu verdanken. Sie kam zufälliger Weise in meine Hände. Man sieht daraus die Gesinnung seiner Freunde. Ich wollte sie zurücknehmen. Allein – was tuts? Mags immer zu seiner Ehre da stehen, und er – sich freuen, daß er noch lebt.|

 

Da liegt sie nun,

Die Hülle seiner biedern Seele –

Er ist dahin,

Er unser allerbeste Freund!

 

O klagt mit uns

Und weint in seine Todesurne,

O weint mit uns,

Ihr alle, die ihr ihn verliert!

 

Gesegnet sei

Er noch in seiner stillen Asche,

Gesegnet sei,

Was er um uns – um uns getan.|[92]

 

Sprecht, Menschen, nur:

Er war der Gott der frechen Lügen,

Ihr kanntet ihn,

Ihr kanntet seine Seele nicht.

 

Bei ihm, bei ihm,

Wenn er in seiner frohen Laune

Sein Gläschen trank –

Bei ihm war Seligkeit und Glück.

 

Ach! wie geschwind

Floh unter seinen guten Scherzen

Die Zeit dahin,

Und wer ging freudenleer von ihm?

 

Heißt das, ein Glück

Hier in der besten Welt empfinden,

Wenn man am Tisch

Beim Kartenspiel die Zeit verträumt?|[93]

 

Wenn man da sitzt

Die langen, freudenleeren Stunden –

Um nur die Zeit

Zu töten – die doch kostbar ist?

 

Heißt Das ein Glück,

Wenn man zum bloßen Zeitvertreibe

Den besten Freund

Mit allen seinen Fehlern malt?

 

Und bessert dies

Den aufgeblasnen, stolzen Menschen,

Der sich alsdann

Von allen Fehlern ferne glaubt?

 

Auf! Moralist,

Auf – sag es uns im freien Ton,

Auf sag es uns:

Dass unsre Art weit besser war.|[94]

 

Und wenn du auch

Nichts sagst, und beide Achseln zuckest;

So sagt es uns

Ein frei Gewissen – unser Geist.

 

Was wir an ihm,

An unserm allerbesten Freunde

Verloren, das

Ersetzt uns nichts in dieser Welt.

 

Drum klag mit uns,

O wein in seine Todesurne;

Beweine ihn,

Ihn unsern allerbesten Freund.

 

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