Sperrmüll

Am Abend haben sie alles, was sie nicht mehr brauchen, an den Straßenrand gestellt: Tische, Stühle, Betten, Regale und andere ausgediente Sachen, die für die Tonne zu sperrig sind. Autos fahren langsam vorbei und die Fahrer mustern das aussortierte Zeug. Einer steigt aus und prüft den alten Holzstuhl. Kleinmöbel sind begehrt, elektrische Geräte werden kritisch gemustert.

Eine Schar von zehn oder zwölf Kindern tobt heran, Jungen und Mädchen aus der nahen Zigeunersiedlung. Sie werden von zwei halbwüchsigen Mädchen angeführt, die kleine Geschwister in Kinderkarren mitführen. Sie bestimmen auch über die vier Jungen im Alter von vielleicht 5 bis 8 Jahren. Einige wühlen in den Plastikbeuteln und ziehen silbrig glänzende Vasen heraus. Andere sind unschlüssig, ob sie etwas mitnehmen sollen. Schließlich gibt eines der Mädchen den Befehl zum Rückzug. Aber eine kleine exotische Schönheit mit schwarzem Haar und blitzenden Augen bricht aus und läuft in weitem Bogen zurück. Sie schnappt sich eine der Vasen; andere Mädchen folgen und bald durchwühlt der ganze Schwarm den abgestellten Müll. Sie ziehen weitere silbrige Vasen aus Tüten und Kisten, halten sie hoch und zeigen sie den anderen. Das entscheidet darüber, was sie mitnehmen und was nicht. Schon haben fast alle etwas Blitzendes in den Händen und machen sich laut wie Elstern davon.

Bald darauf streicht eine rote Katze durch die Hecke und duckt sich unter ein Regalbrett; dann inspiziert sie sorgfältig den Sperrmüll. Sie findet nichts Interessantes und spurt davon. Es wird still und die Abenddämmerung senkt sich herab.

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