Kolonialismus oder Die Schönheit exotischer Menschen

Das Stadtmuseum Münster zeigt vom 22. September 2018 bis 13. Januar 2019 die Ausstellung „Aus Westfalen in die Südsee. Katholische Mission in den deutschen Kolonien.“ Dokumentiert wird neben dem deutschen Kolonialismus und der kirchlichen Mission auch das wissenschaftliche Interesse der Missionare, deren Sammeltätigkeit das Wissen von der exotischen Tier- und Pflanzenwelt erweiterte und der Kultur indigener Völker in den Fokus der Öffentlichkeit des Deutschen Kaiserreichs stellte. Dazu heißt es in der Ausstellung: „Der Kontakt mit den Menschen aus den Kolonien, etwa in so genannten Völkerschauen, beeinflusste Fremd- und Selbstwahrnehmung sowohl der Deutschen als auch der Indigenen aus den Kolonien.“

Die Missionsarbeit war Teil des deutschen Kolonialismus mit seiner „staatlich geförderte Inbesitznahme auswärtiger Territorien und die Unterwerfung, Vertreibung oder Ermordung der ansässigen Bevölkerung“, wie es in einem Beitrag von Wikipedia heißt. „Kolonisten und Kolonialisierte stehen einander dabei kulturell in der Regel fremd gegenüber, was bei den Kolonialherren im neuzeitlichen Kolonialismus mit dem Glauben an eine kulturelle Überlegenheit über die so genannten „Naturvölker“ und teils an die eigene rassische Höherwertigkeit verbunden war.“

Dass der europäische Blick auf diese Menschen im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht nur rassistisch geprägt war, kann durch einen Blick in das Brockhaus Konversations-Lexikon, 14. Auflage in 17 Bänden von 1894 belegt werden.

  

Unter dem Stickwort „Menschenrassen“ könne wir dort lesen: „Seit langem streiten zwei verschiedene wissenschaftliche Richtungen darüber, ob die Menschen als eine Art mit verschiedenen Rassen aufgefasst oder in mehrere Arten abgeteilt werden müssen.“ Die Redaktion entscheidet sich gegen die Rassentheorie und verzichtet in dieser Auflage auf den Abdruck einer den früheren Auflagen beigegebene Bildtafel, auf der die weiße Rasse im Mittelpunkt stand.

Brockhaus Conversations-Lexikon 13. Auflage (1882-1887)

Stattdessen werden vier Farbtafeln eingeschaltet, die in aufwändiger Chromolithographie-Technik gedruckt wurden. Sie zeigen die „Völkertypen“ der vier Kontinente Afrika, Amerika, Asien und Australien.
Was unter „Volk“ verstanden wurde, belegt das entsprechend Stichwort im Lexikon.

 

Die Zeichnungen stammen von Gustav Ludwig Heinrich Mützel (1839-1893), der für seine Tierbilder bekannt war, insbesondere für seine Illustrationen in der zweiten Auflage von Brehms Tierleben.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg erreichte Mützel seinen künstlerischen Durchbruch als Illustrator der wichtigsten Konversationslexika seiner Zeit. Daneben schuf er aber auch eine Vielzahl an Zeichnungen und Illustrationen; u. a. für die Deutsche Ornithologische Gesellschaft, deren Mitglied Mützel seit 1874 war. Mützels vielfältige Interessen führten u. a. auch zu Mitgliedschaften bei der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte und beim Verein Berliner Künstler. (Wikipedia)

Bei genauer Betrachtung der Bildtafeln wird deutlich, dass Mützel auch die Schönheit der exotischen Menschen darstellen wollte.

 

 

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