Der Tolle Bomberg

 

In seinem Roman „Der tolle Bomberg, ein westfälischer Schelmenroman“ (1923), verewigte der westfälische Schriftsteller Alfred Joseph Werner Winckler (1881-1966) den Gründer des Zoologischen Garten, Professor Hermann Landois. Er wird als Freund des ebenfalls schrulligen Gisbert Freiherr von Romberg auf Schloss Buldern bei Münster dargestellt.

An seinem Wohnsitz, der Tuckesburg, fungierte der ausgestopfte Affe Lehmann als sein ständiger Begleiter. Der Überlieferung zufolge soll der Affe an einer Säuferleber gestorben sein. Auch soll Landois sein Pferd mit Bier getränkt haben. Bereits zu Lebzeiten setzte er sich selbst ein Denkmal. Es steht noch heute auf seinem neuen Standort im Allwetterzoo. Den Zylinder des lebensgroßen Standbilds ließ er als Nistkasten ausführen. Sein Grab kann man auf dem Zentralfriedhof besuchen.

„Der tolle Bomberg“ wurde 1957 mit Hans Albers in der Hauptrolle verfilmt.

Neben Landois gab es in Münster weitere Sonderlinge, darunter Frans Essink (1801-1871), um den sich zahlreiche Legenden ranken. Über den historischen Essing ist bekannt, dass er an der Rothenburg gewohnt hat, dass er Junggeselle war und sich auf Grund verschiedener Charaktereigenschaften, so etwa seines sprichwörtliche Geizes, ganz besonders für das Charakterbild eines münsterschen Spießbürgers eignete.

Er wäre heute längst vergessen, hätten ihn nicht Hermann Landois und Franz Giese zu einer Romanfigur gemacht: „Frans Esink, sin Liäwen un Driwen äs aolt Mönstersk Kind“ (Münster 1875). Essings wird als Typus des norddeutschen Kleinstädters um 1860 beschrieben

In seinem Testament vermachte er sein gesamtes Vermögen seiner Heimatstadt, aus der er nie heraus gekommen war: „Nach meinem gottgefälligen Absterben soll die Stadt Münster meine Erbin sein mit der Verpflichtung, tausend Taler zum Besten des städtischen Clemenshospitals zu verwenden und das übrige Geld dem General-Armenfonds der Stadt zukommen zu lassen.“ Ob sein Absterben seinem Gott gefallen hat, wissen wir nicht; die Stadtoberen aber haben sich gefreut und ließen auf seinen Grabstein „in dankbarer Erinnerung die Stadt Münster“ schreiben. Später wurde eine kleine Seitenstraße des Niedersachsenrings nach ihm benannt.

Als der Kirchhof von St. Aegidii und St. Ludgeri 1914 Straßenbau-Maßnahmen weichen musste, um den Bau der Antoniuskirche zu ermöglichen, beließ die Stadt Essinks Grab an seinem Platz, so dass es heute unter dem Bürgersteig der Moltkestraße nahe der Antoniuskirche liegt. Ein Steinmosaik zeigt neben seinem Namen seinen typischen Zylinder, Spaten und Regenschirm. Damit hatte sich auch die Grabpflege erledigt.

 

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