Fromme Sprüche

 

Am Prinzipalmarkt in Münster steht seit beinahe 400 Jahren ein Haus mit einer prächtigen Fassade. Heute beherbergt es das Café Kleimann, das die Münsteraner und ihre Besucher mit folgenden Worten zum Verweilen einlädt: „Seit nunmehr über 70 Jahren werden im Hause Kleimann aus erlesenen Zutaten in Handarbeit Köstlichkeiten höchster Güte hergestellt. In Backstube, Confiserie und Küche werden die Produkte samt Unterrezepturen noch per Hand verwogen, vermengt und endveredelt. Das ist zwar aufwendig aber dafür auch flexibler und sozial verträglicher, denn wir geben vielen Mitarbeitern eine Lebensgrundlage. Handwerk, Erfahrung und gute Zutaten sind die Garanten für den Geschmack und die Güte unserer Produkte.“

Ob dieses Selbstlob stimmt, können die Gäste im Sommer auch unter den Arkaden der Schauseite des alten Bürgerhauses testen. Die Fassade jedenfalls zeugt von alter Handwerkskunst und überdauerte den Zweiten Weltkrieg fast unversehrt. Das Haus Prinzipalmarkt 48 ist jedenfalls das einzige Gebäude der „Guten Stube“ Münsters, das damals nicht durch Bomben zerstört worden war. Am Hausvorsprung zum Drubbel hin sehen wir einen alten Spruch, der in einen Stein über einem Fenster eingelassen ist. Mit solchen Aufschriften an Gebäuden legten die Alten in knapper Form den Zweck des Baues oder Betrachtungen und Wünsche des Bauherrn dar.

Eine Stadtführerin erzählte uns zu diesem Stein eine gut erfundene Anekdote: Da der vorige Besitzer während des Wiederaufbaus der Häuser am Prinzipalmarkt immer wieder den Neid seiner Nachbarn spüren musste, weil er nicht im gleichen Maße wie sie von den Kriegszerstörungen betroffen war, habe er sich gerächt, indem er bei der Instandsetzung seines Hauses diesen Stein einmauern ließ.

 

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