Storms Lyrik

 

Die Erfahrungen und Empfindungen, die sich beim Lesen poetischer Gedichte einstellen, haben für Storm dieselbe Qualität wie jene Gefühle, die ihn zu eigenen Dichtungen anregen. Der junge Storm orientiert sich am Konzept solcher Texte, die man als „Erlebnisgedichte“ der Goethezeit bezeichnet hat. Und da Storm nicht nur in seiner Lyrik von der unmittelbaren oder erinnerten Erfahrung ausgeht, sondern weil auch seine Novellistik, die nach einem Selbstzeugnis aus seiner Lyrik erwachsen ist, mit der Darstellung von stimmungsgeladenen Situationen beginnt, bleibt für ihn dieses Konzept ein Leben lang verbindlich. Storm erwarb seine lyrische Meisterschaft dadurch, dass er in seinen Gedichten solche Erfahrungen poetisch gestaltet hat. Er vermag es, in seinem Gedicht das Individuelle der Empfindung so verallgemeinert darzustellen, dass beim sensiblen Leser das Gefühl entstehen kann, er habe diese Empfindung selbst erlebt; zumindest kann er sie in der Vorstellung nachempfinden. Das aber macht die Wirkung vieler seiner Gedichte aus, die bis heute nichts an Unmittelbarkeit der Aussage eingebüßt haben.

Theodor Storm (1817-1888) begann im Juli 1833, Gedichte in ein Buch einzutragen, in dem er seine weiteren lyrischen Erträge sammelte. Bereits ein Jahr später, im Juli 1834, veröffentlichte der damals sechzehnjährige Schüler sein erstes Gedicht mit dem Titel „Sängers Abendlied“ [1] im „Husumer Wochenblatt“. Dieses Gedicht steht in der Tradition des späten 18. Jahrhunderts; Storm ahmt eine Gefühlswelt nach, die der seiner Großeltern entspricht und die in den 1830er Jahren von der literarischen Entwicklung bereits längst überholt war. Der Text wirkt nicht nur äußerst konventionell, sondern ist in Form und Inhalt auch extrem verspätet; er belegt, dass Storm zu diesem Zeitpunkt noch kaum mit der Lyrik des Sturm und Drang, der Klassik und der Romantik in Berührung gekommen sein kann.

Dieser frühesten Veröffentlichung folgten im nächsten Jahr weitere Gedichte.[2] Ein Teil der in den 1830er Jahren entstandenen Texte wurde von der populären Poesie angeregt, die Storm im „Husumer Wochenblatt“ fand, einem jener Vorläufer unserer Tageszeitungen, in denen neben offiziellen und privaten Anzeigen auch Nachrichten und feuilletonistische Texte gedruckt wurden. In fast jeder Nummer sind ein oder zwei Gedichte enthalten, die dem Zeitgeschmack der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entsprechen und von denen die meisten dem Ton einer seit fünfzig Jahren vergangenen Rokokolyrik verpflichtet sind.

Es gibt aus diesem Zeitraum auch einige Gedichte, in denen Storm Themen aus dem Unterricht aufgegriffen hat, wie in folgendem Text, den er als Antwort auf einen Brief eines seiner Schulfreunde dichtete[3]:

 

An Klander

 Gott grüß dich Freund Klander, wie hab ich gestaunt,

Als mir der Herr Schwager den Brief herposaunt;

Doch wußt ich nun vollends nicht, wie mir's geschah,

Als ich dich im Kampf mit Homerus ersah;

Denn, daß diese Zuschrift an mich nur geschehen,

Damit ich ein Beispiel von Promptheit könnt sehen,

Fürwahr, lieber Klander, das ist kaum zu glauben,

Du willst dem Homerus die Krone wohl rauben.

Nun, tanze nur los im homerischen Schuh,

Spring' dich mit sechs Füßen um Schlaf und um Ruh!

Ich versle nur wenig, und kommts mir zu Sinn,

Schleppt sich mein Gesang doch am Boden nur hin;

Doch ist ja nicht allen ein Gleiches gegeben.

Dir muß sich im Hochsprung das Flügelroß heben,

Ich zähme durch Streicheln sein mutiges Toben,

So werd ich nicht leicht aus dem Sattel gehoben.

Doch weiter! – Wie hast du gekeift und geklagt,

Und drüber vergessen warum ich gefragt;

Denn was ich am meisten zu wissen begehrt,

Das hast du dem Liebenden Freunde verwehrt.

So sprich denn, wann wirst du die Heimat begrüßen,

Wann schüttelst du endlich den Staub von den Füßen!?

O eile, dem Freund in die Arme zu sinken,

Und mit ihm zu plaudern und mit ihm zu trinken. –

 

Klander[4] hatte zuvor einen Brief in Form einer Versepistel geschickt, also ein Briefgedicht, wie sie auch von Storm gelegentlich geschrieben wurden.[5] Der Text enthält eine Reihe von Anspielungen auf die Homer-Lektüre an der Gelehrtenschule in den 1830er Jahren.[6] Homer verwendet den Hexameter, einen aus sechs Metren bestehenden Vers, der vor allem in Heldenepen in Gebrauch war; er wird deshalb auch epischer oder heroischer Vers genannt und wurde im Deutschen durch Klopstock, Voss, Goethe u. a. nachgeahmt. Storms Gedicht ist im Kontrast zu den Hexametern Klanders in vierfüßigen Daktylen abgefasst und zeugt von einer großen Sicherheit im Umgang mit dem Metrum.

In Storm Sammelhandschrift „Meine Gedichte“ sind eine ganze Reihe solcher Texte erhalten, die von Übersetzungs- und Schreibübungen der Schulzeit angeregt wurden. Die Stoffe und Motive entstammen antiken Mythen oder der Geschichte und wurden von Storm mit denselben traditionellen sprachlichen Mitteln gestaltet, die im Unterricht an den antiken Vorbildern erarbeitet worden waren. Sie belegen darüber hinaus die private Lektüre solcher Autoren wie Klopstock und Lessing, die der Regelpoesie Gottscheds verpflichtet waren und die ihre Prinzipien in sprachlich-poetischer Hinsicht regelmäßig und vernünftig anzuwenden wussten, aber auch die Vertrautheit mit Johann Heinrich Voss und den Mitgliedern des „Göttinger Hainbundes“, deren Orientierung an klassischen Gedichtformen Storms frühe Lyrik intensiv prägte. Mehrfach finden sich daher Texte, in denen Storm den Abschied oder den Tod der Freunde in wehmütigem Selbstgenuss inszeniert hat.

Storm besuchte von 1826 bis zum Herbst 1835 die Husumer Gelehrtenschule und danach bis Ostern 1837 das Katharineum in Lübeck. Beide Schulen vermittelten durch das Studium der Alten Sprachen eine gymnasiale Grundbildung, die in der Lektüre eines umfangreichen Kanons der klassischen griechischen und römischen Literatur gründete. Von den ca. 100 Gedichten, die Storm zwischen Sommer 1833 und 1837 geschrieben hat, sind ein Drittel in der Nachfolge der Anakreontik des 18. Jahrhunderts gestaltet, darunter befinden sich 10 Scherzgedichte und 5 Rätsel.[7] 15 Texte stehen in der Tradition der Nachahmung antiker Klassiker und lassen sich auf den Unterricht zurückführen.[8] Der Dominanz des Altsprachlichen Unterrichts verdankte Storm eine umfassende Belesenheit in der Literatur des Altertums sowie eine differenzierte Fertigkeit im Umgang mit klassischen Dichtungsformen, die von den Schülern in der Originalsprache nachgeahmt und in die Muttersprache übertragen werden mussten. Bereits in Husum, dann aber vor allem in Lübeck orientierte sich der junge Dichter auch an Vorbildern wie Claudius, Wieland, Goethe, Schiller, Bürger, Hölty, Ramler, Uhland, Eichendorff, Platen, Heine und Geibel. Die formalen Voraussetzungen für das Schreiben erwarben Storm und seine Klassenkameraden auch im Deutschunterricht, der ihnen Kenntnisse der Aufsatzlehre vermittelte und in dem die Studien durch Übungen zur klassischen Rhetorik, Poetik und Verslehre ergänzt wurden.

Storms frühe Schreibversuche weisen ein deutlich höheres Niveau auf, als man es selbst von einem sehr guten Schüler erwarten kann; er hat später an die eigene Dichtung so hohe Ansprüche gestellt, dass ihm seine frühen Texte nicht geeignet erschienen, in die „Gesammelten Werke“ aufgenommen zu werden. Dabei hat er aber vergessen, wie wichtig die schulischen Erfahrungen für seine ersten Schreibversuche gewesen sind, und glaubte wohl selbst, dass er die Fähigkeit, Weltliteratur zu schreiben, erst in späteren Jahren erworben habe. Dies ist insofern richtig, als er sowohl für seine Lyrik als auch für seine Novellistik eine lange Lehrzeit benötigt hat. Daher unterscheiden sich die frühen Texte erheblich von den späteren Meisterwerken.

Storm hat erst zwanzig Jahre später (seit 1854) eine eigene Lyriktheorie entwickelt, in der er die für ihn bedeutsamen Gedichte explizit von der „Phrase“ abgrenzte und damit das während seiner Schulzeit eingeübte Regelsystem der Rhetorik überwand.[9] Damals hatte er gelernt, dass bei jedem gesprochenen oder geschriebenen Text zwischen „res“ und „verba“ unterschieden werden muss, also zwischen der sachlichen Grundlage z.B. einer Rede und deren gedanklicher Aufarbeitung sowie ihrer sprachlichen Ausgestaltung. Der erste Schritt bedeute eine „inventio“, nämlich das Finden eines Motivs, der zweite die „persuasio“, also die effektive Darlegung des Themas. Der Kunst wurde immer eine besondere Funktion zugeordnet; im Dichter sah man noch in der Goethezeit eine Mittlerinstanz zwischen dem Ideal, das die Kunst als etwas Göttliches darzustellen hatte, und dem Leben, das sich dagegen als profan erweist. Storm war sich aber bereits in Husum darüber klar, dass die hohe Form der Dichtung, wie sie aus der Antike bis in die Zeit des späten 18. Jahrhunderts hinein etwa bei Klopstock und Voss, aber auch in seinen eigenen Versuchen der „imitatio“ antiker Formen noch einmal aufgegriffen wurde, nun nicht mehr trug. Dieser Teil seiner Jugendlyrik muss als epigonal bezeichnet werden, besteht nur aus der Nachahmung von vorgegebenen Mustern und lässt jede individuelle Eigenständigkeit vermissen.

Im Jahre 1837 versuchte der neunzehnjährige Schüler des Katharineums in Lübeck erneut, Gedichte zu veröffentlichen; diesmal wurden fünf Texte des jungen Poeten in der in Hamburg erscheinenden Zeitschrift „Neue Pariser Modeblätter“ gedruckt. Ein weiteres Publikationsorgan war das „Album der Boudoirs“, ein Musenalmanach der Wochenzeitschrift „Europa“, in dem 1840 drei Gedichte von Storm erschienen. Die erste Buchveröffentlichung entstand in der letzten Phase von Storms Jurastudium in Kiel, als er gemeinsam mit Theodor und Tycho Mommsen das „Liederbuch dreier Freunde“ (Kiel 1843) zusammenstellte, in dem der zur Zeit der Veröffentlichung wieder in Husum lebende Dichter mit mehr als vierzig Gedichten vertreten ist.

Nachdem Storm sich intensiv mit Heinrich Heine auseinander gesetzt hatte, löste sich seine Lyrik von solchen Themen und Formen und folgte einem eigenen Konzept, dem Idealtypus des rein lyrischen Gedichts, das phrasenhaft-rhetorische Reflexionen vermeidet und ohne didaktischen Anspruch auf die Unmittelbarkeit sensueller Präsenz setzt.[10] In einigen der kurzen Naturgedichte, so in den „Ritornellen“, die Anfang 1843 in einem poetischen Dialog mit Theodor Mommsen entstanden sind, vollzieht sich ein grundlegender Wandel in der Darstellung der Naturwahrnehmung, und Storm findet zu einer eigenständigen neuen lyrischen Ausdrucksform. Er entfaltet zum erstenmal seine „spezifische Konstellation von Subjekt und Welt“[11], die auch seine weitere Lyrik bestimmen wird. Dabei knüpft er am „Erlebnisgedicht“ der Goethezeit nur an und macht sichtbar, wie sich das Erleben selber gewandelt hat. Die Gleichstimmung von Außen- und Innenwelt, wie sie für die Lyrik Eichendorffs noch bestimmend war, erscheint bei Storm nicht mehr als harmonische Einheit von Welt und Ich. Das lyrische Ich erfährt die Welt als ein fremdes Gegenüber, das nicht zu ihm spricht und ihm nicht mehr in einem unmittelbaren Erleben einen „Sinn“ offenbart. Dennoch verstummt der Dichter nicht, wird das lyrische Ich nicht sprachlos; allerdings kann es die Naturerfahrung nur als Seelenzustand darstellen, das Erlebte also bloß mit den Mitteln der Poesie nachbilden, immer aber mit einem deutlichen Zeichen der Distanz, die gelegentlich auch den Ansatz einer Reflexion beinhaltet und dann – vor allem in Storms Todesgedichten – verstummt.

Die lyrische Entwicklung Storms ist untrennbar mit den drei Frauengestalten verbunden, die er tief geliebt hat, Bertha von Buchan, Constanze Esmarch und Dorothea Jensen. Bertha (1826-1903) lernte er Weihnachten 1836 bei Verwandten in Altona kennen, sie war damals erst knapp zehn Jahre alt. Der Schüler und spätere Student verliebte sich in das aufblühende Mädchen, aber seine werbenden Bemühungen scheiterten, und Bertha wies im Oktober 1842 Storms Heiratsantrag zurück. Trotzdem war die Zeit mit Bertha eine wichtige Phase, in der die Gedichte das jungen Autors erstmals einen eigenständigen Ton aufweisen. Storm erprobte in Liebes- und Naturgedichten seine Ausdrucksmöglichkeiten und befreite sich immer mehr von den literarischen Vorbildern, nach denen er seine ersten lyrischen Versuche geformt hatte. Eine bittere Komponente enthalten die Gedichte aus den Jahren 1842 bis 1843, in denen der Student sich allmählich von Bertha löste und im Übergang zum Berufsleben auch in seinem Gefühlsleben immer selbständiger wurde. Einige der Gedichte, die im Zusammenhang mit Bertha entstanden waren, hat Storm auf seine zweite große Liebe übertragen. Weihnachten 1843 nämlich entdeckte er seine Zuneigung zu Constanze Esmarch (1825-1865), seiner Cousine, mit der er sich im Januar des folgenden Jahres verlobte. Nach zweieinhalbjähriger Brautzeit heirateten die beiden im September 1846. Die Brautbriefe, die Storm in dieser Zeit nach Segeberg schickte, enthalten eine Reihe von Gedichten, die von der großen Meisterschaft des Dichters künden. Der Ton der Texte wird sinnlicher, die Darstellung von Empfindungen unmittelbarer. Es entstehen meisterhaft durchgeformt Verse, in denen die einförmige Konventionalität des Versbaus durch vielfältige klangliche Modifikationen der Akzentuierung variiert wird. Bereits kurze Zeit nach der Eheschließung, im Sommer 1847, verliebte sich Storm in Dorothea Jensen (1828-1903), die in seinem Gesangverein mitwirkte. Es folgten Monate der heftigen Leidenschaft, die nach Storms eigenem Zeugnis viel Unglück über die junge Familie brachte. Wir verdanken dieser Beziehung einige der unmittelbarsten erotischen Gedichte des 19. Jahrhunderts, von denen Storm nur wenige veröffentlicht hat.

Mitte der vierziger Jahre wurden die vom Friedrichstädter Rektor Karl Leonhard Biernatzki herausgegebenen „Volksbücher für die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg“ (1844 bis 1851) wichtigstes Publikationsorgan Storms; die Kalender und Textteile enthalten neben den ersten Erzählungen – darunter die erste Fassung der Erfolgsnovelle „Immensee“ – fast 30 seiner Gedichte. Mittlerweile hatte Storm einen selbständigen lyrischen Stil gefunden und bemühte sich, ein breiteres Publikum anzusprechen. In dem Buch „Sommergeschichten und Lieder“ (Berlin 1851) finden wir aus dieser Zeit eine Auswahl von ca. 40 Gedichten, darunter nur fünf aus dem „Liederbuch dreier Freunde“.

Sein erster selbständiger Gedichtband erschien 1852 in Kiel; diese Zusammenstellung erlebte bis 1885 sieben Auflagen, die jeweils um neue Gedichte vermehrt wurden. Storm hat während der vielfältigen Umarbeitung seiner Gedichtausgaben nicht alle Texte aufgenommen, die er bereits an anderer Stelle veröffentlicht hatte. Auch wurden einige Gedichte aus den Sammlungen wieder ausgeschieden. So entstand nach und nach das, was Storm für den wesentlichen Kern seines literarischen Schaffens bezeichnete.

Storms bevorzugte bei seinen Gedichten die liedhafte Form; Natur, Liebe und Tod blieben die beherrschenden Themen; den Höhepunkt seiner lyrischen Produktion erreichte er um 1850, danach entstanden nur noch wenige bedeutende Gedichte. Später rückte die Novellistik in den Mittelpunkt seines Schaffens, denn in der Erzählkunst entwickelte er in den Potsdamer Jahren zwischen 1853 und 1856 seine große Meisterschaft. Und nach seiner Rückkehr aus dem preußischen Exil fand er die Kraft, mehr als zwanzig Jahre auf gleichbleibendem Niveau Jahr für Jahr ein bis zwei Novellen zu schreiben. Auf diese Erzählkunst gründet sein Ruhm; dennoch fühlte Storm sich zeitlebens vor allem als Lyriker. Am Konzept des autonomen Kunstwerks hielt er fest; neben seinen späten Novellen, die von einem resignativen Grundzug der Vergänglichkeit geprägt sind, schrieb er einige Todesgedichte von ergreifender Intensität und von lakonischer Schlichtheit. Die Natur wird zu einem von allem Menschlichen losgelösten Bedeutungsraum, dem der Dichter bewegungslos aber angerührt gegenübersteht.[12] Storm ordnete seine besten Gedichte in die Tradition von Claudius, Goethe, Heine, Uhland und Eichendorff ein und hielt sich für den letzten bedeutenden Lyriker nach Mörike. Seine Zeitgenossen sind ihm in dieser Wertung nicht gefolgt, was ihn bis ins hohe Alter verdrossen hat; bitter beklagte sich der alternde Dichter in seiner Tischrede zum 70. Geburtstag, dass ihm die zustehende Anerkennung zu Lebzeiten versagt worden sei, und er empfand es als tiefe persönliche Kränkung, dass in seinen Augen geringere Dichter von der Literaturkritik über ihn gestellt worden waren, obwohl sein Freund Theodor Fontane ihn unter die „drei, vier Besten, die nach Goethe kommen“ einordnete.

Einige der folgenden Interpretationen wurden bereits veröffentlicht, zumeist unter der Überschrift „Gedichte und Gedanken“ in der Zeitschrift „Schleswig Holstein“. Sie wurden für diese Ausgabe noch einmal überarbeitet und zum Teil mit ausführlichen Anmerkungen versehen.

 

Literaturhinweise

Arthur Tilo Alt: Einige Bemerkungen zur Interpretation des Gedichtes „Über die Heide“. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 20(1971), S. 71-72.

Andreas Ammer: Das lyrische Werk von Theodor Storm. In: Lexikon der deutschen Literatur. Systema-Media, München 2001.

Heinrich Detering: „Der letzte Lyriker“. Erlebnis und Gedicht – zum Wandel einer poetologischen Kategorie bei Storm. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 53 (2004), S. 25-41.

Gerd Eversberg: Storms erste Gedichtveröffentlichungen. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 41(1992), S. 45-49.

Gerd Eversberg: Storms erste große Liebe. Theodor Storm und Bertha von Buchan in Gedichten und Dokumenten. Heide 1995. (Editionen aus dem Storm-Haus Bd. 8.)

Gerd Eversberg: Rätsel und Wortspiele von Theodor Storm. Mit bisher ungedruckten Versen. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 44(1995), S. 41-49.

Gerd Eversberg: Theodor Storm als Schüler. Mit vier Prosatexten und den Gedichten von 1833-1837 sowie sechs Briefen. Heide 2006.

Hiltrud Häntzschel: Das quälende Rätsel des Todes. Zu Theodor Storms Gedichtreihe „Tiefe Schatten“. In: Gedichte und Interpretationen, Bd. 4: Vom Biedermeier zum Bürgerlichen Realismus, hg. von Günter Häntzschel, Stuttgart 1983, S. 360-371.

Boy Hinrichs: Zur Lyrik-Konzeption Theodor Storms. Emanzipation von der rhetorischen Phrase und intertextueller Dialog. In: Stormlektüren. Festschrift für Karl Ernst Laage zum 80. Geburtstag. Hg. von Gerd Eversberg, David Jackson und Eckart Pastor. Würzburg 2000, S. 281-299.

David Jackson: Storms Lyrik. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 42(1993), S. 39-41.

Karl Ernst Laage: „Schlimmes Lieben“. Die Verarbeitung eines polnischen Sagenstoffes bei Kugler und Storm. In: K.E.L: Theodor Storm. Studien zu seinem Leben und Werk mit einem Handschriftenkatalog. Berlin 1985, S. 56-73; 187-191.

Karl Ernst Laage: Theodor Storm. Studien zu seinem Leben und Werk mit einem Handschriftenkatalog. Berlin, 2., erw. u. verb. Auflage 1988. (Nachweis sämtlicher erhaltener Gedicht-Handschriften sowie Einzeluntersuchungen zu Gedichten)

Theodor Storms Sämtliche Werke in 4 Bänden, hg. von Karl Ernst Laage und Dieter Lohmeier, Bd. 1 Gedichte, Novellen 1848-1867. Frankfurt am Main 1987. (Darstellung der Überlieferungs- und Druckgeschichte sämtlicher Gedichte Storms sowie ausführliche Einzelkommentare)

Dieter Lohmeier: Theodor Storms Gedichte. In: LL 1, S. 744-752.

Dieter Lohmeier: Das Erlebnisgedicht bei Storm. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 30(1981), S. 9-26.

Fritz Martini: Ein Gedicht Theodor Storms: „Geh nicht hinein“ – Existenz, Geschichte und Stilkritik. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 6(1957), S. 9-37.

Fritz Martini: Theodor Storms Lyrik. Tradition – Produktion – Rezeption. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 23(1974), S. 9-27.

Hanno Müller und Norbert Mecklenburg: Theodor Storms Gedicht „Über die Heide“. Versuch einer kritischen Interpretation. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 19(1970), S. 35-42.

Lothar Müller: Neues zu den frühen Gedichtveröffentlichungen Theodor Storms. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 41(1992), S. 31-44.

Heinz Nicolai: Theodor Storms Verhältnis zu Goethe. Zu Storms Auffassung vom Wesen der Lyrik. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 19(1970), S. 9-24.

Hartmut Pätzold: „Ein Stück andre Welt“. Von der Unbrauchbarkeit des Paradigmas der „Erlebnislyrik“ für die Gedichte Theodor Storms. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 43(1994), S. 43-63.

Rolf Selbmann: Vergoldeter Herbst. Storms „Oktoberlied“, Emanuel Geibel und der Realismus in der Lyrik. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 45(1996), S. 117-126.

Friedrich Sengle: Storms lyrische Eigenleistung. Abgrenzung von anderen großen Lyrikern des 19. Jahrhunderts. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 28(1979), S. 9-33.

Tamara Silman: Theodor Storms Gedicht „Meeresstrand“. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 25(1976), S. 48-52.

Peter Spycher: Geheimnisvolles in Theodor Storms Lyrik. In: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 24(1975), S. 9-35.


Anmerkungen


[1] Nach der Handschrift: „Meine Gedichte“ (Storm-Archiv Husum), S. 16 als Nr. 28 1834 eingetragen. Erstdruck: Husumer Königlich privilegirtes Wochenblatt, 19. Jg. vom 27.7.1834, S. 245 mit dem Namenskürzel „St –“.

[2] Gerd Eversberg: Storms erste Gedichtveröffentlichungen; (die vollständigen bibliographischen Angaben enthält das Literaturverzeichnis).

[3] Nach der Handschrift in: „Meine Gedichte“ (Storm-Archiv Husum), S. 18f. als Nr. 33 1834 eingetragen.

[4] Christian Albrecht Klander (1817-1874) stammt aus Husum; sein Vater war Gerber; die Husumer Gelehrtenschule besuchte er von Michaelis 1826 bis Ostern 1834, dann das Christianeum in Altona, seit Herbst 1835 studierte er in Kiel, gehörte dort zur „Clique“ um Storm und Mommsen und wurde anschließend Lehrer an der Gelehrtenschule in Plön (1841-1874).

[5] Vergl. den Kommentar zu „Epistel an Freund Koopmann“.

[6] In Storms Bibliothek hat sich eine Ausgabe der „Odyssee“ erhalten, die sein Freund Klander bis 1834 benutzt hat: „Homeri Odyssea. Nova Editio Stereotypa”. Leipzig 1828 (Storm-Archiv Husum).

[7] Gerd Eversberg: Rätsel und Wortspiele von Theodor Storm. Mit bisher ungedruckten Versen.

[8] Gerd Eversberg: Theodor Storm als Schüler. Mit vier Prosatexten und den Gedichten von 1833-1837 sowie sechs Briefen.

[9] Vergl. Boy Hinrichs: Zur Lyrik-Konzeption Theodor Storms. Emanzipation von der rhetorischen Phrase und intertextueller Dialog.

[10] Vergl. zum Folgenden Heinrich Detering: „Der letzte Lyriker“. Erlebnis und Gedicht – zum Wandel einer poetologischen Kategorie bei Storm.

[11] Ebenda, S. 27.

[12] Vergl. die prägnante Darstellung von Andreas Ammer: Das lyrische Werk von Theodor Storm.

 

 

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