Erotische Symbole bei Storm

 

Manchmal gibt ein Text immer mehr Rätsel auf, je öfter man ihn liest und je genauer man ihn studiert. So auch Storms Märchen „Hinzelmeier“, jene Erzählung, die Storm 1850 geschrieben hat, zu einer Zeit, als der junge Familienvater sich gerade anschickte, seine Existenz als Anwalt in Husum aufzubauen, als die Anfangsschwierigkeiten in der Ehe mit Constanze überwunden, der Sohn Hans gerade geboren war und sich weiterer Nachwuchs ankündigte; das war aber auch die Zeit der Unsicherheit und Enttäuschungen, als die Hoffnung auf politische Veränderungen in Schleswig-Holsteins nach dem Scheitern der bürgerlichen Revolution von 1848/49 aussichtslos schien.1

Der Titel der ersten Fassung von 1851, „Stein und Rosen“, gibt einen Hinweis auf die möglichen symbolischen Gehalt der Erzählung; während der Stein der Weisen für das Streben nach Erkenntnis steht, symbolisiert die Rose die Liebe zwischen Mann und Frau.

Storm bezeichnet seine Erzählung „Hinzelmeier“ in dem Brief an Emil Kuh vom 22.12.1872 als phantastisch-allegorische Dichtung2; eine Allegorie ist ein poetisches Sinnbild, in dem der Dichter das Besondere zum Allgemeinen sucht, also das Anschauliche, Konkrete, am dem sich das Abstrakt-Allgemeine erfahren lässt. Die Allegorie ist mit dem Symbol verwandt; im Gegensatz zu diesem bedeutet die Allegorie nicht das Gemeinte, sie ist es selbst, sinnlich sichtbar in die Körperwelt versetzt, oft personifiziert.

Friedrich Eggers, Storms Freund in Berlin, hat die Fabel der Erzählung in einer Besprechung im Januar-Heft des „Deutschen Literaturblatts“ auf folgende Begriffe gebracht3:

 

Der junge Hinzelmeier [...] würde die für ihn im Rosengarten blühende und seiner harrende Rosenjungfrau gar bald und gar lustig erlöst und erobert haben, hätte ihn nicht der (sogenannte) weise Meister, zu dem er in die Lehre kam, die primitive Kraft der naiven Jugend mit dem verborgenen, aber gelegentlich immer wieder dazwischen kommenden Gelüste, den Stein der Weisen zu suchen, verdorben [...].

 

Damit ist die Richtung bestimmt, in die alle Deutungen zielen: Hinzelmeiers Lebensführung (Suche nach dem Stein der Weisen) wird dem verfehlten Lebensglück (Erringen der Rosenjungfrau) gegenübergestellt. Soweit kann man den vielfach entfalteten Interpretationen zustimmen; „Hinzelmeier“ läßt sich als Allegorie von Leben und Tod im Sinne der extremen Gegensätze von lebensfremdem Wissen und Liebe deuten.

Doch schon bei der Bestimmung dessen, was mit „Rose“ symbolisiert werden soll, scheiden sich die Geister. Die verschiedenen Interpretationsansätze reichen von „Poesie“, „geglückte Partnerschaft“ bis zu einer Deutung der Rose als „Symbol des Leidens“. Die Beantwortung dieser Frage ist aber nicht von geringer Bedeutung, da das Rosensymbol auch in vielen Liebesgedichten Storms auftaucht, die im weiteren Verlauf genauer betrachtete werden sollen.

 

Von Herrn Hinzelmeier und seiner schönen Frau Abel wird erzählt, daß sie - seit zwölf Jahren verheiratet - nicht altern. Handelt es sich dabei aber um das Motiv der „ewigen Jugend“?“Die „Stadtskaffeetanten“„glauben es und“munkeln von „Jungbrunnen im Hofe“ und von einer „Junfernmühle“. Doch der Leser wird bald eines Besseren belehrt. Der junge Hinzelmeier entdeckt nämlich das Geheimnis seiner Eltern, als er auf dem Dachboden spielt, durch eine geheimnisvolle weiße Wand geht und dann durch ein Schlüsselloch in einen ihm unbekannten Raum blickt. Dann heißt es:

 

In der Mitte desselben gewahrte er einen pyramidenförmigen Schrein, der von zwei goldschimmernden Thüren verschlossen und mit wunderlicher Schnitzarbeit verziert war. Hinzelmeier wußte nicht recht, ob das enge Schlüsselloch seinen Blick verwirrte, aber es war ihm fast, als wenn die Gestalten der Schlangen und Eidechsen in der braunen Laubguirlande, welche sich an den Kanten hinunterzog, auf und ab raschelten, ja mitunter sogar die geschmeidigen Köpfe auf den Goldgrund der Thüre hinüberreckten. Dieß alles beschäftigte den Knaben so, daß er nun erst die schöne Frau Abel und ihren Eheherrn bemerkte, welche mit geneigtem Haupte vor dem Schreine niedergekniet waren. Unwillkührlich hielt er den Athem an, um nicht bemerkt zu werden, und nun hörte er die Stimme seiner Eltern in leisem Gesange

 

Rinke, ranke Rosenschein

Thu' dich auf du goldner Schrein!

Thu' dich auf und schließ uns ein,

Rinke, ranke Rosenschein!

 

Während des Gesanges erstarrte in dem Laubwerk das Leben des Gewürmes; die goldenen Thüren gingen langsam auf und zeigten in dem Innern des Schrankes einen krystallenen Becher, in welchem eine halberschlossene rothe Rose auf schlankem Schafte stand. Allmählig öffnete sich der Kelch, weiter und weiter, bis eins der schimmernden Blätter sich ablöste und zwischen die Knieenden hinabfiel. Ehe es aber den Boden erreichte, zerstob es klingend in der Luft und füllte das Gemach mit rosenrothem Nebel.

 

In dieser Szenerie wird dem jungen Hinzelmeier das Geheimnis seiner Eltern sichtbar, das ihm gleich darauf die Mutter erklärt. Auch sie spricht von ewiger Jugend und ewiger Schönheit und davon, dass derjenige, der die Gnade seiner Geburt verscherze, „wie die gewöhnliche Menschheit kümmerlich altern und vergehen“ müsse. Wenn die Rose und alles, was mit ihrem Begriffsfeld im Bild auf anschaulicher Weise verknüpft ist, ein Symbol darstellt, so muss auch das Geheimnis der Eltern ein Teil der Symbolik sein, und es geht nicht an, die ewige Jugend und ewige Schönheit der Eltern unabhängig von der symbolischen Bedeutung verstehen zu wollen.

Um diesen Gedanken weiter zu entfalten, müssen wir fragen, was mit dem Rosengarten überhaupt gemeint ist. Er symbolisiert etwas, so legt es der Text nahe, auf das ein jeder Anrecht hat, der auch ein Verständnis dafür besitzt.

Hinzelmeier hatte kurz zuvor das Geheimnis seiner Eltern entdeckt, danach wurde ihm der Sinn des Rosengartens offenbart. Vorher aber hatte die Mutter gesprochen: „Du hast zuviel erlauscht, um nicht noch mehr erfahren zu müssen.“

Was er nun erlauscht hat, war ihm ein paar Jahre vorher noch verborgen geblieben. Bei seiner ersten Begegnung mit der „Weißen Wand“ war er gerade 11 Jahre alt; zwar wunderte er sich, warum seine Mutter durch die seltsame Wand gegangen ist, zwar konnte er den Rosenduft bereits wahrnehmen, doch auf seine Frage an die Mutter „[...] warum gehst du denn immer durch die Wand?“ reagieren die Eltern seltsam ausweichend:

 

Und als Frau Abel hierauf verstummte, sagte der Vater: 'Ei nun, mein Sohn, weil die andern Leute immer durch die Thür gehen.

 

Hinzelmeier lässt sich noch mit solchen Antworten abspeisen und setzt sein Spiel fort. Ein paar Jahre später gibt er sich nicht mehr so leicht zufrieden. Nun heißt es von Hinzelmeier, es war ihm, „als müsste um einige Jahre der Bart zu wachsen anfangen“. Hinzelmeier ist nun alt genug, um ein Verständnis für den Rosengarten zu gewinnen. Bevor wir sehen, was mit diesem Verständnis genauer gemeint ist, muss geklärt werden, was Storm mit dem Garten und mit der Rose meint, die aus dem verborgenen Schrein an verborgener Stelle im Hause hervorwächst.

Rosen werden in der Erzählung recht häufig erwähnt, so in den Komposita Rosenduft, Rosengarten und Rosenjungfrau. Die Rose selber kommt als „rothe Rose“ vor, so im Schrein der Eltern und auch zum Schluss, als nach Hinzelmeiers Tod die Rosenjungfrau eine rote Rose neben seinen Grabstein pflanzt.

Die Rose taucht in gleicher symbolischer Funktion in einem anderen Text auf, der zu einer Sammlung von sechs Gedichten gehört, die Storm unter dem Titel „Ein Buch der roten Rose“ im Februar 1848 der Redaktion der Zeitschrift „Europa“ anbot4; dort wurden sie aber nicht gedruckt, wohl weil dem Redakteur in einigen dieser Gedichte die erotische Bedeutung zu wenig verschlüsselt erschien.

 

Noch einmal!

 

Noch einmal fällt in meinen Schoß

Die rote Rose Leidenschaft;

Noch einmal hab ich schwärmerisch

In Mädchenaugen mich vergafft;

Noch einmal legt ein junges Herz

An meines seinen starken Schlag;

Noch einmal weht an meine Stirn

Ein juniheißer Sommertag.

 

 

Hier ist die Bedeutung der Rose kaum mehr verschlüsselt; Storm spricht von der „Leidenschaft“ und meint damit den sexuellen Aspekt der Liebe. Das Gedicht ist mit den anderen der Handschrift um“1847/48 entstanden, als Storm kurz nach seiner Eheschließung mit Constanze Esmarch eine heftige Liebesbeziehung zur damals 19jährigen Dorothea Jensen erlebte. In einem „Bekenntnisbrief“ an seine Freunde Hartmuth und Laura Brinkmann schrieb Storm am 21. April 18665:

 

Ich heiratete und jenes Mädchen, damals eben aufgeblüht kam oft in unser Haus. In meiner jungen Ehe fehlte Eins, die Leidenschaft; meine und Constanzens Hände waren mehr aus stillem Gefühl der Sympathie in einander liegen geblieben. Die leidenschaftliche Anbetung des Weibes, die ich zuletzt für sie gehabt, gehört ihrer Entstehung nach einer späteren Zeit an. Aber bei jenem Kinde, die wie ich glaube mit der Leidenschaft für mich geboren ist, da war jene berauschende Athmospäre, der ich nicht widerstehen konnte. Vielleicht mag ich auf sie eine gleiche Wirkung gehabt haben. Gewiß ist, daß ein Verhältniß der erschütterndsten Leidenschaft zwischen uns entstand, das mit seiner Hingebung, seinem Kampf und seinen Rückfällen jahrelang dauerte und viel Leid um sich verbreitete, Constanze und uns.

          

In allen Lebensphasen hat Storm Erlebnisse und Erfahrungen, die für ihn bedeutsam waren, literarisch verarbeitet; die erschütternde Liebesbeziehung, die die junge Ehe sehr belastet hat, mußte beendet werden, da Storm auf Constanze nicht verzichten wollte und eine von Constanze vorgeschlagene ménage á trois in Husum gesellschaftlich nicht akzeptiert worden wäre. Do verließ Husum. Doch die bloße räumliche Entfernung der Geliebten lösten das seelische Problem für Storm nicht, und in dieser Situation vermochte er seine Gefühlsverwirrung durch eine entsprechende literarische Produktivität abzuarbeiten. Ganz ähnlich hat er später Lebensprobleme bewältigt, so den Tod seiner ersten Frau in dem Gedichtzyklus „Tiefe Schatten“, die Anfangsschwierigkeiten der neuen Verbindung mit Dorothea Jensen in der Novelle „Viola tricolor“ und die Sorgen um den alkoholkranken Sohn Hans in der Novelle „Carsten Curator.

Zur weiteren Klärung der Bedeutung des Rosenmotivs kann es daher sinnvoll sein, das Rosensymbol in Gedichten aus der gleichen Schaffensperiode zu untersuchen, um von da aus dem Kontext der literarischen Chiffrierung auf die spezielle Bedeutung in der Erzählung „Hinzelmeier“ rückzuschließen.

In dem 1851 entstandenen Gedicht „Mysterium6„ finden wir dieses Motiv in ganz ähnlicher Bedeutung; Storm beschreibt die Wahrnehmungen und Gefühle zweier Liebenden während und nach der körperlichen Vereinigung:

 

Mysterium

 

„Die letzte Nacht, bevor wir scheiden,

Dann, doch nicht eher bin ich dein.

Gib mir die Hand! Du sollst nicht klagen,

Ich will nichts mehr für mich allein.“

 

Sie sprach's. Und endlich kam die Stunde,

Und nur die Sterne hielten Wacht;

Nur zweier Herzen tiefes Schlagen

Und nur der Atemzug der Nacht.

 

Kein Ungestüm und kein Verzagen;

Sie löste Gürtel und Gewand,

Und gab sich feierlich und schweigend

Und hülflos in der Liebe Hand.

 

Er hielt berauscht an seinem Herzen

Die Rose ihres Angesichts.

„So lass mich nun die Welt beschließen!

Nach dieser Stunde gibt sie nichts.“

 

Sie aber weinte, dass in Tränen

Ihr leidenschaftlich Herz zerging;

Sie dachte nichts, als dass zum Scheiden

Sie jetzt in seinen Ammen hing.

 

Sie bebte bei der Glocken Schlagen,

Und schloss sich fest an seine Brust;

Und in den Schmerz der künft'gen Stunden

Warf sie des Augenblickes Lust.

 

Sie wusste nicht, es war vergessen,

Dass sie begehrt und hülfelos

Lag mit den jungfräulichen Gliedern

In des geliebten Mannes Schoß.

 

Als er ein Weib umarmen wollte,

Lag sanft entschlummert, atmend lind,

An seinem tief bewegten Herzen

Ein blasses müd' geweintes Kind.

 

In diesem Gedicht ist die Bedeutungsfeld des Symbols „Rose“ mit der ganzen Person der Geliebten verknüpft, die Partner sehen einander ohne jede Verstellung direkt ins Angesicht, nichts ist mehr zwischen ihnen, es herrscht eine Unmittelbarkeit der gegenseitigen Beziehung, zu der es keine Steigerung mehr gibt. Das Gedicht beschreibt in direkter Schilderung eine Liebesnacht; Storm wechselt die Perspektive, indem er zunächst die Gefühle der Frau in wörtlicher Rede wiedergibt, dann die Unmittelbarkeit der Beziehung beschreibt, um schließlich die Empfindungen nach der Vereinigung darzustellen. “Nur in einer Strophe erscheint die Rose, so dass der symbolische Gehalt des Begriffs „Rose“ auf die vom lyrischen Ich wahrgenommene Frau im Augenblick der sexuellen Vereinigung beider Liebenden bezogen werden muss, und zwar aus der Perspektive des Mannes.

 

Ein weiteres Gedicht aus dieser Zeit7 trägt einen symbolischen Titel, das geschilderte Geschehen ist selbst aber nicht mehr symbolische verschlüsselt, sondern eine unmittelbare Darstellung der Vereinigung zweier Menschen:

 

Rote Rosen

 

Wir haben nicht das Glück genossen

In indischer Gelassenheit;

In Qualen ist's emporgeschossen,

Wir wussten nichts von Seligkeit.

 

Verzehrend kam's, in Sturm und Drange

Ein Weh nur war es, keine Lust;

Es bleichte deine zarte Wange,

Es brach den Atem meiner Brust;

 

Es schlang uns ein in wilde Fluten,

Es riss uns in den jähen Schlund;

Zerschmettert fast und im Verbluten

Lag endlich trunken Mund auf Mund.

 

In diesem Gedicht, das zu Lebzeiten Storms nicht veröffentlicht wurde, stellt der Dichter die negative Seite der Sinnlichkeit dar; „Glück“, „Gelassenheit“, „Seligkeit“ und „Lust“ werden von den beiden nicht empfunden, ihr Empfinden wird vielmehr mit Begriffen des Leidens wie „Qualen“, „Weh“, „Fluten“, „Schlund“, „Verbluten“ und Todesmetaphern („bleichen“, „brechen“, „zerschmettern“) beschrieben. Beide Gedichte ermöglichen es uns, die Bedeutung der roten Rose zu benennen: Sie ist erotisches Symbol und steht im Kontrast zum weißen Gewand der Jungfrau, bedeutet also nicht nur „Liebe“ im Sinne von Eros, sondern steht für Sexualität, Leidenschaft und Hingabe; dabei wird deutlich, dass Storm dieses Symbol sowohl für die Frau als Partnerin verwendet, als auch für die sexuelle Dimension der Liebesbeziehung.

 

Nun wird auch verständlich, was Hinzelmeier auf dem Dachboden des elterlichen Hauses entdeckt hat: Er wurde Zeuge der Sexualität seiner Eltern, deren Existenz er bereits als Kind ahnte; Einzelheiten und Zusammenhänge vermochte er aber erst zu begreifen, als er reif dafür war, als sich der Bartwuchs und die Pubertät ankündigten, und als Vater und Mutter ihn über den Sinn der erotischen Beziehungen aufklärten.

Jetzt können wir auch die Deutung des Geheimnisses der Eltern fortsetzen; sie wissen vom Rosengarten, d.h. sie kennen die Liebe auch in ihrer sexuellen Dimension, und sie können ihre Wissen an den heranreifenden Sohn weitergeben; die Erzählung vom Rosengarten lässt sich als Aufklärungsgespräch deuten, das Storm allegorisch einkleidet.

Storms Denken und Fühlen - und das zeigt sein gesamtes Werk - war von einem ausgeprägten Bedürfnis nach Liebe durchdrungen. Gerade in seinen frühen Werken dominiert die Darstellung von Menschen, die dieses Glück verfehlen.

So in der Novelle „Immensee“, in der Reinhard sein Glück verspielt, weil er es versäumt, zur rechten Zeit um Elisabeth anzuhalten. Elisabeth ist ebenfalls von jener lähmenden Inaktivität wie auch weitere Gestalten in Storms Resignationsnovellen, etwa in „Marthe und ihre Uhr“ oder „Posthuma“.

Hinzelmeier macht da keine Ausnahme und reiht sich in die Gestalten ein, die ihr Lebensglück verfehlen. Damit gibt auch diese fiktive Figur der Angst Storms Ausdruck, sein Lebensglück verfehlen zu können. Während Storm in der Novelle „Immensee“ die Liebe in „reinen Seelenbund und sündige Sexualität“ aufspaltet8, erscheint sie dem jungen Hinzelmeier in der Beziehung seiner Eltern als vollkommene Einheit des Eros. Zwar gelingt ihm die Herstellung dieser Einheit für seine Person nicht, diese bleibt aber nicht bloße Utopie, nicht unerreichbares Ziel, sondern ist konkrete Wirklichkeit seiner Eltern und latente Möglichkeit für ihn selbst. Und die Anwesenheit bzw. der Vollzug des Eros vermag die Menschen - und nun wieder im übertragenen Sinne - „zeitlebens jung und schön zu erhalten“.

 

Anmerkungen

1 Erstdruck unter dem Titel "Stein und Rose" in: Volksbuch auf das Jahr 1851 für die Herzogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg, nebst Kalender, S. 117-138. Bearbeitete Fassung unter dem Titel "Hinzelmeier. Eine nachdenkliche Geschichte" in: Schlesische Zeitung vom 19.-22.12.1855, Feuilleton. Buchausgabe: Berlin 1857.

2 Theodor Storm: Briefe, hg. von Peter Goldammer. Berlin 21984, Bd. 2, S. 54.

3 Literaturblatt des deutschen Kunstblattes 4.1857, S. 3f.

4 Nach dem Kommentar von Dieter Lohmeier in Theodor Storm: Sämtliche Werke in vier Bänden. Hg. von Karl Ernst Laage und Dieter Lohmeier. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker-Verlag; Bd. 1 (1987), S. 971f.

5 Theodor Storm - Hartmuth und Laura Brinkmann. Briefwechsel, hg. von August Stahl. Berlin 1986, S. 146.

6 LL 1, S. 254f.

7 LL 1, 254.

8 Dieter Lohmeier (wie Anm. 4), S. 1024. Vergl. dazu auch Irmgard Roebling: Liebe und Variationen. Zu einer biographischen Konstante in Storms Prosawerk. In: Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik 17.1983, S. 100 und Gerhard Kaiser: Aquis submersus - versunkene Kindheit. Ein literaturpsychologischer Versuch über Theodor Storm. In: Euphorion 73.1979, S. 425.

 

 

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