Gottfried August Bürger

Wunderbare Reisen zu Wasser und Lande

London 1788                                                               

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Drittes See-Abenteuer

 

 

Mare Mediteranum. Homann, Johann Baptist [Hrsg.]: Atlas novus terrarum orbis imperia regna et status exactis tabulis geographice demonstrans. Nürnberg, [ca. 1729].

 

[76] Drittes See-Abenteuer.

 

Einst war ich in großer Gefahr, im Mittelländischen Meere umzukommen. Ich badete mich nämlich an einem Sommernachmittage, ohnweit Marseille, in der angenehmen See, als ich einen großen Fisch mit weit aufgesperrtem Rachen in der größten Geschwindigkeit auf mich daherschießen sah. Zeit war hier schlechterdings nicht zu verlieren, auch war es durchaus unmöglich, ihm zu entkommen. Unverzüglich drückte ich mich so klein zusammen, als möglich, indem ich meine Füße heraufzog, und die Arme dicht an den Leib schloss. In dieser Stellung schlüpfte ich denn gerade zwischen seinen Kiefern hindurch, bis in den Magen hinab. Hier brachte ich, wie man leicht denken kann, einige Zeit in gänzlicher Finsternis, aber doch in einer nicht unbehaglichen Wärme zu. Da ich ihm nach und nach Magendrücken verursachen mochte, so wäre er mich wohl gern wieder los gewesen. Weil es mir gar nicht an Raume fehlte, so spielte ich ihm durch Tritt und Schritt, durch Hopp und He gar, manchen Possen. Nichts schien ihn aber|[77] mehr zu beunruhigen, als die schnelle Bewegung meiner Füße, da ichs versuchte, einen schottischen Triller zu tanzen. Ganz entsetzlich schrie er auf, und erhob sich fast senkrecht mit seinem halben Leibe aus dem Wasser. Hierdurch ward er aber von dem Volke eines vorbeisegelnden italienischen Kauffahrteischiffes entdeckt, und in wenigen Minuten mit Harpunen erlegt. Sobald er an Bord gebracht war, hörte ich das Volk sich beratschlagen, wie sie ihn aufschneiden wollten, um die größte Quantität Öl von ihm zu gewinnen. Da ich nun italienisch verstand, so geriet ich in die schrecklichste Angst, dass ihre Messer auch mich par Compagnie mit aufschneiden möchten. Daher stellte ich mich so viel möglich in die Mitte des Magens, worin für mehr als ein Dutzend Mann hinlänglich Platz war, weil ich mir wohl einbilden konnte, dass sie mit den Extremitäten den Anfang machen würden. Meine Furcht verschwand indessen bald, da sie mit Eröffnung des Unterleibes anfingen. Sobald ich nun nur ein wenig Licht schimmern sah, schrie ich ihnen aus voller Lunge entgegen, wie angenehm es mir wäre, die Herren zu sehen. und durch sie aus einer Lage erlöset zu werden, in welcher ich beinahe erstickt wäre.|

Quelle: Rudolf Erich Raspe: Gulliver revived, London 1786:

In großer Gefahr: Unter den sinnlichen Gegenständen erregen ein Erstaunen besonders Dinge von einer großen Dimension, vornehmlich einer großen Höhe und Tiefe; oder wo wir uns vermöge unserer Einbildungskraft eine große Dimension hinzudenken, daher Dunkelheit und Finsterniß so leicht ein Erstaunen erzeugt, weil wir uns alles Dunkele von einer ungeheuren Ausdehnung denken, wenn wir seine Gränze nicht überschauen können; Aeusserungen einer sehr großen Kraft, sie mag nun als eine todte, oder lebendige Kraft betrachtet werden; sehr schnelle Bewegung eines Körpers; unerwartete fürchterliche, oder auch angenehme Töne die uns überraschen — alle Gegenstände, wovon wir uns in dem Augenblicke der Ueberraschung und des Erstaunens keine deutlichen, sondern nur dunkele Begriffe machen können.
Pockels 1785, S. 90f.

Marseille: Hafenstadt in Südfrankreich

 

Charles François Lacroix de Marseille: Hafen mit Seeschiffen. Öl auf Holz, um 1770. Privatbesitz.

einen großen Fisch: Im Inhaltsverzeichnis wird dieser Abschnitt als „Jonas der zweite im mittelländischen Meere“ bezeichnet. Damit spielt Bürger auf die biblische Jonas-Erzählung an. Die Beschreibung von Raspe verweist eher auf einen großen Haifisch.

Jona (auch Jonas) heißt der Prophet eines Buches im Tanach, das von ihm erzählt. Die Erzählung beginnt damit, dass Jona von Gott den Auftrag erhält, nach Ninive zu gehen und der Stadt und ihren Bewohnern ob ihrer Bosheit ein Strafgericht Gottes anzudrohen. Jona macht sich zwar auf den Weg, jedoch nicht in Richtung Osten nach Ninive (heutiger Irak), sondern nach Jaffa (Jafo), wo er ein Schiff nach Tarsis (Tarschisch, vermutlich Tartessus im heutigen Spanien) besteigt; er flieht also von Israel aus gesehen in die entgegengesetzte Richtung. Gott entfacht einen gewaltigen Sturm, durch den das Schiff in Seenot gerät. Durch das Los wird Jona als Verantwortlicher entlarvt, der seine Schuld bekennt und vorschlägt, sich ins Meer werfen zu lassen. Nachdem die Seeleute zunächst ergebnislos versucht haben, durch Rudern an Land zu kommen, werfen sie Jona doch noch ins Meer. Da der Sturm augenblicklich aufhört, bekehren sich die Seeleute zu Gott.

Jona wird von einem großen Fisch verschlungen. In dessen Bauch betet er und wird nach drei Tagen und drei Nächten wieder an Land ausgespieen.

Jona erhält nun noch einmal denselben Auftrag wie zu Beginn; diesmal geht er tatsächlich nach Ninive, um dort zu verkündigen, dass nur noch vierzig Tage bis zur Zerstörung der Stadt bleiben. Diese Ankündigung löst bei den Niniviten eine Bußbewegung aus, die die ganze Bevölkerung einschließlich der Tiere umfasst. Die Buße führt dazu, dass Gott die Stadt begnadigt, das angekündigte Gericht also nicht vollstreckt.

Jona nämlich und seine Geschichte von Missgeschick, Höllenaufenthalt im Fischbauch und Erlösung nach drei Tagen, wie sie ursprünglich im zweiten Kapitel des alttestamentlichen Buches des Propheten Jona berichtet wird. Es gehörte aber seit jeher zum festen Überlieferungsbestand des Christentums, Jona, sein Schicksal und seine Erlösung als Präfiguration, als allegorisch vorgebildete Parallelgeschichte von Tod und Auferstehung Jesu Christi zu wissen – ganz nach der weissagenden Deutung, die Jesus nach Matth. 12,40 im Bewusstsein seiner künftigen Auferstehung selbst gegeben hatte: »Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte in des Fisches Bauch war, so wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.« (Luther-Text). Die parodistische Kontrafaktur des Schicksals Jonas will also, so wie Jona Jesus Christus präfiguriert hatte, unverhohlen auf Münchhausen als Postfiguration des Heilands hinzeigen. Und das tun die Bilder fast in eindrücklicherer Weise, als es dem Klartext möglich war, der von »Wiedergeburt« sprach oder gar eine Aufsprengung des Grabhügels durch eine wirkliche »Auferstehung« Münchhausens nach seinem Tode insinuierte.
Scharfe 2020, S. 77.

In dieser Stellung: Die Walgeburt erhält eine weitere Dimension, wenn man den eigentlichen Geburtsvorgang genau betrachtet. Die immer stärker werdenden Wehen münden nicht in eine reguläre, für Säugetiere übliche Geburt. Sie enden auch nicht, wie bei Jona oder auch im Falle von Ludwig Müllers verschlungenem Seemann, in der Ausspeiung durch den Wal. Stattdessen wird der Wal auf dem Höhepunkt seiner Schmerzen aufgeschnitten, und zwar – wie Münchhausen präzisiert – am Unterleib. Münchhausen erblickt durch einen Kaiserschnitt wieder das Licht der Welt.
Beese 2014, S. 235.

Tritt und Schritt: in der englischen Vorlage heißt es hop, step, and jump; gemeint ist der Dreisprung-Wettbewerb, der bereits bei den alten irischen Tailteann-Spielen bestritten wurde.

Possen: lustiges ding, scherz, spaß, ein lächerlicher, lustiger, neckischer oder ein mutwilliger, übler streich, schabernack, narretei, unsinn u. dergl. (DWB)

schottischen Triller: bei Raspe steht: dance a hornpipe; die Hornpipe ist ein traditionelles englisches Tanzstück in lebhaftem Tempo, das ursprünglich im 3/2-Takt notiert wurde. Um 1760 ging der Name über auf Musikstücke im 2/4- oder 4/4-Takt. Sie ist benannt nach dem gleichnamigen alten, besonders in Wales und Schottland verbreiteten Blasinstrument.

die größte Quantität Öl: Beide Interpretationen erweisen sich in Münchhausens Walabenteuer als sehr produktiv, unter anderem in Hinblick auf die Frage der Geburt. Denn Münchhausen wurde nicht ausgespuckt wie Jona, sondern regelrecht geboren. Bei Bürger gelangt er überhaupt nur in den Wal, indem er seine „Füße heraufzog, und die Arme dicht an den Leib schloss“, er nahm also eine Embryostellung ein. Im Inneren des Wals ist es „comfortably warm“ wie im Mutterleib. Nach einer anfänglichen Ruhezeit versetzt Münchhausen dem Walfisch von innen Tritte gegen den Leib, die ihm Schmerzen bereiten. Es kommt ihm die Erkenntnis, dass „by giving him pain, he would be glad to get rid of me“ Und so werden die Bewegungen Münchhausens und die Schmerzen des Wals immer stärker, bis dieser schließlich entsetzlich aufschreit und sich aufbäumt. Endlich wird der Wal von seinen Wehen erlöst, doch er überlebt die Geburt Münchhausens nicht. Dieser jedoch beweist in der Art der Säuglinge, dass er gesund und munter ist: Sobald er wortwörtlich das Licht der Welt erblickt, fängt er aus voller Lunge zu schreien an. Nackt steigt er aus dem Unterleib des Wals heraus und springt anschließend noch ins Meer, um sich von dem Unrat im Unterleib des Wals zu säubern.
Beese 2014, S. 230.

par Compagnie: in Gesellschaft mit anderem oder Redewendung in der Bedeutung wie Gott will oder: du Tolpatsch.

 

Quellen Raspes:

Die Geschichte dieses Fisches ist kürzlich folgende: Es fiel nämlich im Jahre 1758. ein Matros þey stürmischem Wetter unglücklicher Weise von einer Fregatte im mittelländischen Meere über Bord in die See. Alsbald aber war dieser Fisch bey der Hand, der den schwimmenden und um Hülfe schreyenden Kerl in seinen weiten Rachen nahm, so, daß Der Matrose gleich verschwand. Wie nun bereits andere Matrosen in die Chaluppe gesprungen waren, ihrem annoch schwimmenden Kammeraden zu helfen, und der Schiffscapitain inzwischen den Vorfall mit diesem Seehunde sahe, so hatte derselbe so viel Gegenwart des Geistes, daß er ein auf dem Verdecke stehendes Geschütze auf den Fisch richten und losbrennen ließ, wodurch derselbe auch glücklicher Weise so getroffen wurde, daß er den soeben in den Rachen aufgefangenen Matrosen, gleich wieder von sich spiee, der denn in die unterdessen schon angekommene Chaluppe lebendig, und nur wenig verletzet, aufgefischt; der Seehund aber von den andern Matrosen durch Harpunen und Stricke so bemeistert wurde, daß sie ihn an die Fregatte schleppten, und daselbst in die Quere aufhiengen, um ihn in der Luft zu trocknen. Hierauf beschenkte der Schiffscapitain den durch Gottes Vorsehung so wunderbar erhaltenen Matrosen, mit diesem Fische, welcher sodann mit selbigem in Europa zur Schau herumzog.
Linné 1774, S. 268.

 

Der Prophet Jona

Cap. 2 v. 1. Aber der HErr verschaffte einen großen fisch, Jona zu verschlingen., und Jona war im leibe des fisches drey tage und drey nacht.

Das 2. Capitel.

Und Jona betete zu dem HErrn, seinem GOTT, im leibe des fisches, 3. und sprach (darnach): Ich rieff zu dem Herrn in meiner angst, und er antwortete mir: Ich schrye aus dem bauche der höllen, und du höretest meine stimme.

4. Du warffest mich in die tieffe mitten im meer, dass die fluten mich umgaben, alle deine wogen und wellen gingen über mich.

5. Daß ich gedachte, ich wäre von deinen augen verstossen, ich würde deinen heiligen tempel nicht mehr sehen.

6. Wasser umgaben mich bis an mein leben, die tieffe umringete mich, schilff bedeckte mein haupt.

7. Ich sanck hinunter zu der berge gründe, die erde hatte mich verriegelt ewiglich, aber du hast mein leben aus dem verderben geführet, HErr, mein GOTT.

8. Da meine seele bey mir verzagte, gedachte ich an den HErrn, und mein gebet kam zu dir in deinen heiligen tempel.

9. Die daüber dem nichtigen, verlassen ihre gnade.

10. Ich aber will mit dank opffern, meine gelübde wil ich bezahlen dem HErrn, daß er mir geholffen hat.

11. Und der Herr sprach zum fische, und der speyete Jona aus ans land.

 

Mögliche Quelle für Bürger

Beim Textvergleich des Buches Jona mit dem Bericht Münchhausens kann man nur in groben Zügen eine Verwandtschaft erkennen. […] Das einmalig-wunderbare Ereignis, daß ein Mensch von einem Tier (Fisch, Wal, »Ungeheuer«) verschlungen wird und den Aufenthalt in diesem lebend übersteht, bildet die wesentliche, gemeinsame Grundlage für beide Episoden. Das Verhalten der Opfer im Leib der Ungeheuer und die Art ihrer Befreiung, die »Wiedergeburt«, sind aber verschieden, wie überhaupt dieses Motiv in der antiken Mythologie in mannigfachen Variationen auftritt. Jona, von Schuldgefühl, Reue und Angst erfüllt, betete im Leib des Fisches zu seinem Gott und wurde erhört. Münchhausen dagegen stampfte (voller Wut) mit den Füßen und spielte dem Untier übel mit, was ebenfalls zum Erfolg führte. (Das erinnert an die Herakles-Hesione-Sage, bei der der griechische Held das Ungeheuer von innen wütend bearbeitete und dadurch tötete.) Jona wurde, nachdem er Gnade gefunden hatte, auf den Befehl Jahwes nach drei Tagen an den Strand gebracht und ausgespien. Über das weitere Schicksal des Meerungeheuers erfahren wir nichts, man kann jedoch annehmen, daß es überlebte. Münchhausen dagegen wurde bereits dreieinhalb Stunden nach seinem Unglück von fremden Seeleuten befreit, nachdem diese das Tier zuvor harpuniert und an Bord gehievt hatten.

Die gemeinsamen Grundzüge beider Episoden sprechen zwar, wie es in dem genannten Inhaltsverzeichnis von Bürger zum Ausdruck gebracht wird, für das Alte Testament als Quelle dieses Seeabenteuers, bestimmte Einzelheiten jedoch dagegen. Daraus ergibt sich die Frage, ob es vielleicht eine andere Literaturstelle gibt, bei der ein ähnlicher Fall geschildert wird, wobei aber nicht nur das Wesentliche, sondern auch Details mit Raspes Münchhausiade übereinstimmen?

Im Zeitalter der Aufklärung wurde versucht, die Erscheinungen in der Natur zu erklären. Auch die Wunder der Bibel versuchte man auf natürliche Weise zu deuten. Unentbehrlich dabei waren die Beobachtung und Beschreibung der Naturvorgänge, wobei sich die Gelehrten verständlicherweise auch auf die Berichte anderer verließen. Mangelnde Kenntnisse wurden jedoch oft durch abenteuerliche Spekulationen oder durch Zitate aus der Bibel ersetzt. Es war daher nicht verwunderlich, wenn die Bibelkommentare in dieser Zeit geradezu groteske Formen und riesige Ausmaße annahmen, die den eigentlichen Bibeltext an Volumen weit übertrafen. Aber: wer etwas überzeugend schildern und dazu noch Anschauungsmaterial liefern konnte, dem wurde geglaubt, und die Glaubwürdigkeit wurde erhöht, wenn die Darstellung in einem wissenschaftlichen Werk durch einen hochgelehrten Mann erfolgte. Ein solcher war ohne Zweifel Philipp Ludwig Statius Müller, Professor der Naturgeschichte zu Erlangen und Mitglied der Römisch-Kaiserlichen Akademie der Naturforscher etc. Ihm gebührt das Verdienst, die 12. Auflage des in lateinischer Sprache geschriebenen Standardwerkes von Linne: Systema naturae nicht nur ins Deutsche übersetzt, sondern auch durch eigene Beiträge wesentlich erweitert zu haben. In den Text fügte er gelegentlich Berichte von Zeitgenossen ein, in denen diese ihre Erlebnisse mit Tieren schilderten – eine Methode, die ein Jahrhundert später A. E. Brehm, jedoch unter wesentlich kritischeren Gesichtspunkten, fortsetzte. In seinem Bemühen, die Zoologie möglichst anschaulich darzustellen, ging Müller – offenbar aus Unkenntnis – einem leibhaftigen Vetter Münchhausens auf den Leim, und so findet man in diesem berühmten Standardwerk eine »Wahre Geschichte«, die dem antiken Lügenschelm Lukian alle Ehre gemacht hätte.
Hans Knappe: „Jonas der Zweyte Im Mittelländischen Meer“ oder das „Vollständige Natursystem“ des Philipp Ludwig Statius Müller (1774) als Quelle einer Münchhausiade. Knappe 1989, S. 37f.

 

Bürger, Erste Auflage 1786

 

[78] Unmöglich lässt sich das Erstaunen auf allen Gesichtern lebhaft genug schildern, als sie eine Menschenstimme aus einem Fische heraus vernahmen. Dies wuchs natürlicherweise noch mehr, als sie lang und breit einen nackenden Menschen herausspazieren sahen. Kurz, meine Herren, ich erzählte ihnen die ganze Begebenheit, so wie ich sie Ihnen jetzt erzählt habe, worüber sie sich denn alle fast zu Tode verwundern wollten.

     Nachdem ich einige Erfrischungen zu mir genommen hatte und in die See gesprungen war, um mich abzuspülen, schwamm ich nach meinen Kleidern, welche ich auch am Ufer ebenso wiederfand, als ich sie gelassen hatte. Soviel ich rechnen konnte, war ich ohngefähr drittehalb Stunden in dem Magen dieser Bestie eingekerkert gewesen.

 

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R3, p. 74

 

Conradi Gesneri medici Tigurini Historiae Animalium Liber IIII. Qui est de Riscium & Aquatilium natura. […] [Zürich].

Tiguri apud Christ. Froschoverum, anno M. D. LVIII [1558], S. 139.

 

Die Abbildung dieses getrockneten Fisches, welcher zwanzig Schuh lang, mit gedehnten Flossen neun Schuh breit, und am Gewichte dreytausend zweyhundert und vier und zwanzig Pfund schwer war, ist nach Tab. XI. fig. 5. folgender Gestalt zu erklären:

No. 1. Die Nase.

2 .Der Rachen mit ohngefehr fünfhundert dreyeckigten sägeförmigen Zähnen, in sechs hintereinander, theils stehenden, theils liegenden Reihen.

3. Die fünffachen Seiten-Spiracula oder Luftwerkzeuge.

4. Die zwey langen Seitenflossen.

5. Die obere große Flosse.

6. Die gedoppelte männnliche Ruthe, mit zwey beyhangenden Lappen.

7. Zwey kleine obere und untere Flossen.

8. Der Schwanz.

Aus allen diesen lässet sich wohl wahrscheinlich schließen, daß diese Art der wahre Jonasfisch sey.
Linné 1774, S. 268f.

 

Ob nun wohl Haayfische von solcher beträchtlichen Größe nicht sehr gemein seyn mögen; so giebt es doch andere kleinere, die allezeit im Stande sind, einen Menschen zu fressen, und zum Beweiße theilen wir hier die Abbildung von einem solchen Fische mit, den wir selber gesehen haben, und der, als man ihn durch Franken führte, sowohl hier in Elang im grünen Baume, als in Nürnberg und andern Orten öffentlich zu sehen war.
Des Ritters Carl von Linné Königlich Schwedischen Leibarztes etc. etc. vollständiges Natursystem nach der zwölften lateinischen Ausgabe und nach Anleitung des Holländischen Houttuynischen Werks mit einer ausführlichen Erklärung ausgefertiget von Philipp Ludwig Statius Müller Prof. der Naturgeschichte zu Erlang und Mitglied der Röm. Kais. Akademie der Naturforscher. Dritter Theil. Von den Amphibien. Nürnberg 1774.

 

Augustin Hirschvogel: Jona im Wal. Radierung. Nationalgalerie Washington.

Pieter Pietersz Lastman: Jonas und der Wal. Öl auf Eichenholz, 1583. Kunstpalast, Düsseldorf.

 

 

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